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0664 - Der Vampir von Denver

0664 - Der Vampir von Denver

Titel: 0664 - Der Vampir von Denver Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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einen Vorschlag zu machen und antwortete deshalb auch nur zögerlich. »Ich würde mit ihm reden, ihn kennen lernen und dann eine Entscheidung treffen.«
    »Sehr gut«, entgegnete William lächelnd und griff nach einem weiteren Hühnerfuß. Chun hatte den Eindruck, dem Mann gerade in die Hand gespielt zu haben, aber er konnte nicht sagen, warum.
    Liu Qian, der mit seinen zurückgekämmten Haaren und dem hellem Anzug wie ein Gangster wirkte, lehnte sich vor. »Wie es der Zufall will, habe ich heute ein Schild an der Tür des Antiquitätengeschäfts gesehen. Stell dir vor, der Mann sucht eine Verkäuferin.«
    Er machte eine kurze Pause, um Chun die Möglichkeit zur Antwort zu geben, aber der ältere Mann zog wohl nicht die richtigen Schlußfolgerungen aus dem Gesagten.
    »Wie geht es eigentlich deiner Tochter?« fügte Qian leise hinzu.
    Der Restaurantbesitzer zuckte zusammen. Jetzt wußte er, was diese Männer von ihm wollten.
    »Ich bitte euch höflichst«, sagte er mit gesenktem Kopf, »Jin Mei aus diesen Dingen herauszuhalten. Sie ist ein kluges Mädchen, aber auch sehr behütet. Es könnte ihr leicht etwas passieren.«
    William Chang entfernte schmatzend ein Stück Knorpel aus seinen Zähnen. »Wir sind doch keine Unmenschen, Chun. Natürlich wird deiner Tochter nichts geschehen. Sie soll nur herausfinden, wer dieser Mann ist und wie wir uns ihm gegenüber verhalten sollen. Zehn bis vierzehn Tage als Verkäuferin werden ihr wohl nicht schaden, vor allem nicht, wenn sie nachher auf die Universität gehen kann.«
    Chun hob erstaunt den Kopf. Er hatte nicht geahnt, daß William einen so guten Einblick in seine privaten Probleme hatte. Ein Studium war Jin Meis sehnlichster Wunsch, aber der würde sich nie erfüllen, weil Chun einfach nicht das nötige Geld hatte. Die Einnahmen aus dem kleinen Restaurant reichten gerade aus, um die laufenden Kosten zu decken. Die Studiengebühren, die sich auf eine fünfstellige Dollarsumme beliefen, hätte er noch nicht einmal bezahlen können, wenn die Bank ihm einen Kredit gewährt hätte.
    Denn wie hätte er den jemals wieder abbezahlen sollen?
    William hatte ihm einen Köder hingeworfen, das wußte Chun. Vierzehn Tage Arbeit für die Chance eines Lebens. Es war eine Möglichkeit, die er seiner Tochter unmöglich verwehren durfte.
    »Versicherst du mir, daß Jin Mei nichts geschehen wird?« fragte er und bemerkte aus den Augenwinkeln, wie sich die anderen Männer zufriedene Blicke zuwarfen.
    Chang nickte. »Du hast mein Wort.«
    »Und ihr werdet sie auch nicht auffordern, am Mo Li teilzunehmen«, forderte der besorgte Vater mit ungewohnter Härte. Er hatte das Ritual bisher erfolgreich herauszögern können, obwohl seine Tochter schon längst im richtigen Alter war. Es war nur eine Frage der Zeit, bis die Priester, die ihre Gesichter unter Kapuzen verbargen, an seine Tür klopften. Wenn Jin Mei allerdings in einer anderen Stadt studierte, konnte sie vielleicht für immer davon verschont bleiben. Chun hoffte es. Sein Leben lang hatte er versucht, seiner Tochter ein guter Vater zu sein, vor allem nach dem frühen Tod seiner Frau. Sie war gegen das Mo Li gewesen und hatte ihn noch auf dem Totenbett angefleht, mit Jin Mei die Stadt zu verlassen. Aber Chun hatte das nicht gekonnt. Die Macht des Rituals hatte ihn zurückgehalten. Wenn er jetzt seine Tochter befreien konnte, hatte er den letzten Wunsch seiner Frau erfüllt.
    Er sah William abwartend an. Der jüngere Chinese, dem man seine Vorliebe für gutes Essen am Leibesumfang ansah, lächelte dünn. »Wir werden nichts tun, was nicht vorher mit dir abgesprochen ist. Du bist schließlich Jin Meis Vater und hast über ihr Schicksal zu entscheiden.«
    Als Chun nickte, schlug er ihm mit falscher Gutmütigkeit auf die Schulter. »Und jetzt«, fuhr er fort, »bring uns doch noch etwas von dem eingelegten Schweinedarm und mehr Reiswein. Dann rede mit deiner Tochter. Es wäre gut, wenn sie sich morgen früh bei ihrem neuen Arbeitgeber vorstellen würde.«
    Chun erhob sich. Er war aus der Runde entlassen. Als er die Tür zur Küche öffnete, hörte er, wie William fragte: »Hat dieser Antiquitätenhändler eigentlich auch einen Namen?«
    »Fu Long«, antworte Qian.
    Chun schloß die Tür hinter sich. Fu Long, dachte er, der glückliche Drache. Das ist ein guter Name. Vielleicht wird er auch meiner Tochter Glück bringen.
    Müde ging er zu einem der großen Stahltöpfe und nahm ein Stück Schweinedarm heraus. Ihr Götter, laßt meine

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