0666 - 666 - Die Zahl des Tiers
stimmte hier nicht.
Vor allem: Warum sandte Calderone diese Antarktis-Expedition aus? Er konnte doch wirklich nicht so irrsinnig sein, Amun-Re aufwecken zu wollen. Spätestens Stygia mußte ihm da doch auf die Finger klopfen! Amun-Re war schließlich auch für die Dämonen der Hölle eine tödliche Gefahr; eine unüberwindbare Bedrohung!
»Wir werden sehen«, murmelte der Abenteurer.
Der vierte Hubschrauber landete.
Bald konnten sie damit beginnen, das Camp aufzubauen. Aber bald würde es auch dunkel werden. In dieser Jahreszeit war die Polarnacht noch lang; zwar nicht mehr durchgehend über 24 Stunden, aber die hellen Stunden waren relativ wenig. Wir hätten bis zum Dezember warten sollen, dachte Tendyke. Dann hätten wir 24 Stunden lang hellstes Tageslicht…
Als auch der letzte Hubschrauber entladen worden war, faßte Tendyke endlich selbst mit an. Aber auch nur, um seinen eigenen »Iglu« aufzubauen. Er half nicht einmal der Halb-Chinesin. Dr. Rita Chang interessierte ihn zwar privat - aber nicht genug, ihre Arbeit zu machen. In dieser Hinsicht zeigte Tendyke sich jetzt als absoluter Egoist.
Später flogen die Helikopter wieder ab, zurück nach Feuerland, wohin ein großes Frachtflugzeug die Ausrüstung zunächst gebracht hatte; auf dem Luftweg ging das alles weit schneller als per Schiff. Von diesem Moment an bestand die einzige Verbindung zur »Außenwelt« nur noch aus dem Funkgerät.
Falle? dachte Tendyke. Wenn der Funk ausfiel, waren sie auf Gedeih und Verderb auf sich allein gestellt. Gut, die Zwillinge und Zamorra und die anderen wüßten, daß er diese Expedition begleitete, und sie würden ahnen, wo sie ihn und die Archäologen finden konnten. Aber es würde eine Menge Zeit vergehen, bis jemand aufmerksam wurde und feststellte, daß eben diese Expedition sich schon seit längerem nicht mehr meldete…
»Na schön«, murmelte er. »Warten wir's einfach ab.«
Vielleicht war alles ja auch völlig harmlos und seine Vermutungen reine Hirngespinste.
Vielleicht…
***
Weltraumkalte Augen starrten aus der Finsternis ins Licht, aber dieses Licht konnte die unglaubliche Kreatur nicht blenden, deren Paradox-Magie den eigenen Tod ungeschehen gemacht hatte.
Im Licht schwebte ein Engel.
Zumindest sah er so aus. Eine große, schlanke Gestalt mit ausgebreiteten Schwingen, bekleidet mit einem Lendenschurz und gegürtet mit einem Schwert. Regungslos schwebte der Engel, nicht einmal von einem Windhauch bewegt. In seinen Augen loderte brennender Haß.
Haß auf seinen Beherrscher.
Lamyron befand sich in der Gewalt des Dunklen Lords. Dieser hatte das mächtige Wesen aus einer anderen Welt seinem bösen Willen unterworfen. Lamyron war des Dunklen Lords Sklave geworden. [1]
Er hatte Lamyron mit sich genommen in sein Reich jenseits der Welten. Einige Male hatte Lamyron versucht, freizukommen, aber der Macht des Dunklen Lords war er nicht gewachsen. Selbst seine ganz spezielle Fähigkeit, das Feuer der Zeit zu benutzen und damit Geschehnisse rückgängig zu machen, welche 13 Sekunden, 13 Minuten oder 13 Stunden zurücklagen, konnte ihm nicht mehr helfen. Denn der Lord hatte vorgesorgt und sich abgesichert. Einmal, hatte Lamyron versucht, das Feuer der Zeit einzusetzen, aber es hatte nur anderen geholfen, nicht ihm selbst.
Der Dunkle Lord wußte, daß Lamyron jede sich ihm bietende Gelegenheit nutzen würde, der Gefangenschaft zu entfliehen. Denn eine endgültige Kontrolle über den Willen des »Engels« gelang ihm nicht.
Aber er wollte sich Lamyrons Fähigkeiten bedienen.
Dazu gehörte nicht nur das Feuer der Zeit. Lamyron war zudem ein Prophet. Die Prophezeiungen erschienen als Bilder auf seinen Flügeln, und er konnte die dort erscheinenden Figuren begrenzt lebendig werden lassen.
Er selbst jedoch konnte die Bilder nicht sehen, und Spiegel zeigten die Bilder ebenfalls nicht. So blieb dem »Engel« seine eigene Zukunft, sein eigenes Schicksal, verschlossen.
Das konnte dem Lord nur recht sein. Denn sonst wäre es ihm vielleicht nicht gelungen, sich des Propheten zu bemächtigen. Dieser hätte Vorkehrungen treffen können… Denn die Zukunft ist wandelbar.
Unter bestimmten Umständen…
Der Lord trat aus dem Dunkel ins Licht. Eine Gestalt in einem dunklen Umhang, der fast den gesamten Körper bedeckte. Nur der Kopf, ein Teil der Arme und die Hände waren sichtbar. Schwarzes, halblanges Haar umrahmte ein Gesicht, das maskenhaft starr erschien. Selbst die Augen blieben seltsam leblos bei allem, was der Lord
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