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0667 - Wächter des Ewigen

Titel: 0667 - Wächter des Ewigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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im Wind, dann wurde es zu einem Geräusch, wie es kleine Steine machen, wenn eine Welle über sie hinwegspült.
    Skopein, der die Stimme der Natur kannte, hob alarmiert den Kopf.
    Über ihm bewegte sich eine weiße Mauer talabwärts. Noch flüsterte sie, aber in der Sekunde, in der Skopein den Kopf hob, wuchs sie scheinbar ins Unermeßliche an und begann zu dröhnen.
    Das Donnern der mächtigen Lawine erschütterte Skopein bis ins Körperinnere.
    Er blickte sich um, aber seine Augen fanden keinen Platz, wo er sich hätte verkriechen können.
    Vor der Lawine und über ihr waren Wolken von Schneestaub.
    Darunter bewegte sich die gewaltige Walze, die immer höher und breiter wurde und auf ihrem Weg auch Geröll und Felsen mitzureißen begann.
    Skopein ging in die Knie, krümmte den Rücken und barg den Kopf zwischen den Armen.
    Der Lärm hüllte ihn ein. So tief es ging, duckte er sich auf das Plateau.
    Dann erfolgte ein Aufprall.
    Skopein wurde ein paar Meter hinausgeschleudert, die Luft wich pfeifend aus seinen Lungen. Wenige Augenblicke war er schwerelos, er hing abseits vom Berg über der Ebene von Thorg.
    Dann, als das Gefühl des Fallens einsetzte, holten die nachstürzenden Schneemassen ihn ein und walzten ihn den Hang hinab.
    Er wollte Atem holen, doch der so locker wirkende Schnee hatte sich wie eine sirupartige Masse um ihn geschlossen und drohte ihn zu ersticken.
    Skopein wurde ins Tal hinabgewirbelt, Er überschlug sich, prallte gegen etwas Hartes und wurde wieder davongespült.
    Unfähig, auch nur eine kontrollierte Bewegung zu machen, ergab Skopein sich in sein Schicksal. Er fragte sich, ob das die Strafe war, der er sich bei den Kamichen entzogen hatte. Im Augenblick seines größten Triumphs war der Tod erschienen, um ihn herauszufordern.
    Plötzlich hörte die Abwärtsbewegung auf, der Lärm verstummte.
    Die Lawine war am Endpunkt angelangt und zur Ruhe gekommen.
    Skopein lag still, festgebacken in ungeheuren Massen von Schnee.
    Als er vorsichtig atmete, bekam er etwas Luft, der Schnee lag noch locker aufeinander, sein Eigengewicht hatte die zahlreichen Luftkammern noch nicht zusammengepreßt.
    Skopein atmete langsam, obwohl er sich nach tiefen Atemzügen sehnte.
    Noch immer lag er in der Haltung da, die er schon oben auf dem Plateau eingenommen hatte.
    Nun begann er sich zu strecken. Er konnte sich ein bißchen Luft verschaffen, aber nachdem er eine Weile gestrampelt und geboxt hatte, wurde der Schnee fester und ließ sich nicht mehr wegdrücken.
    Skopein wurde ruhig und entspannte sich. Sein Sonnenpol verriet ihm die Stellung der Sonne, so daß er wußte, in welcher Richtung er seine Befreiungsversuche anlegen mußte. Ohne den Sonnenpol hätte er nicht gewußt, wo oben und unten war.
    Skopein krümmte die Hände und begann zu scharren. Er schob den losgelösten Schnee links und rechts vor sich davon. Das war eine mühselige Arbeit. Er kam nur langsam voran.
    Trotzdem arbeitete er verbissen. Er war sich darüber im klaren, daß er sterben mußte, wenn er sein Ziel im ersten Anlauf nicht erreichen konnte.
    Skopein grub genau in Richtung der Sonne, obwohl sie sicher längst nicht mehr im Zenit stand. Doch Skopein konnte das Risiko einer Richtungsänderung nicht eingehen, denn statt senkrecht zu graben, konnte er sich genausogut seitwärts durch die Lawine arbeiten - was den endgültigen Tod bedeutet hätte.
    Wenn die Schneedecke über ihm nicht so hoch war, hatte er eine Chance.
     
    *
     
    Callibso saß am Rande des Zeitbrunnens und fühlte den Kosmos in sich pulsieren. Seine neue Methode, Wächter und Sucher für sich einzusetzen, hatte ihn in einem nicht vorhergesehenen Maße beflügelt. Er hatte wieder zu hoffen gelernt, nachdem Resignation bereits zu seinem ständigen Begleiter geworden war.
    Trotzdem würde ein Erfolg vom Zufall abhängen.
    Der Kosmos war so groß, daß auch die Chance von einer Milliarde mal einer Milliarde Sucher und Wächter nicht zahlenmäßig auszudrücken war.
    Der Einsatz von Helfern war eher eine psychologische Angelegenheit, eine Art Selbstbetrug.
    Callibso wanderte am Zeitbrunnen entlang und beobachtete das Land. In den silhouettenhaft erkennbaren Bergen war vor wenigen Augenblicken eine Lawine niedergegangen, deren Lärm sogar das Gehör Callibsos erreicht hatte.
    Callibso nahm den Zylinder ab und holte das kleine Stück heraus, das ihm vom Anzug der Vernichtung geblieben war. Es war so abgegriffen, daß es bereits speckig glänzte.
    Auf seiner Wanderung durch das

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