0669 - Stützpunkt Donnergott
nicht voll davon überzeugt, daß der Degradierte ein überragender Mann war. Er hatte ihn lediglich rehabilitiert, weil er glaubte, angesichts der Situation nicht anders handeln zu können.
Eymontop ließ Äsen an Bord der PINOR bringen, die er einem Offizier namens Kounarp unterstellte. Dieser Überschwere war dem Vesyr als ungemein mutig, einsatzfreudig und entschlossen, jedoch auch als nicht besonders intelligent bekannt.
Von ihm erwartete er, daß er die Experimentalraumschiffe Terras blindwütig angreifen und vielleicht sogar zerstören würde.
Von ihm wußte er, daß er nicht über den ihm erteilten Befehl nachdenken würde.
Am 7. November 3459 war es soweit.
Der Zweite Vesyr der Pariczanischen Flotte ging an Bord des Beiboots. Kommandant Kounarp verabschiedete ihn an der Schleuse.
„Denken Sie daran, Kounarp", sagte Eymontop. „Sie starten erst, wenn wir unsere Aktion erfolgreich abgeschlossen und Sie den Einsatzbefehl erhalten haben."
„Selbstverständlich, Vesyr. Ich wünsche Ihnen viel Erfolg."
„Ich bin sicher, daß Sie Ihre Sache gut machen werden, Kommandant."
Eymontop streckte die Hand aus. Phryl glitt auf ihn zu, sprang an ihm hoch und kletterte auf seine Schulter. Zusammen mit ihr betrat er das Beiboot.
Kounarp blickte ihnen nach. Phryl sah ihn mit großen, grünen Augen an. Er hoffte, in ihnen etwas über seine Zukunft erkennen zu können. Als Gefahrenspürer hätte Phryl vorausahnen müssen, was ihm bevorstand. Aber er irrte sich.
Das zierliche Wesen verriet nichts.
Eymontop nahm im Sessel des Kommandanten Platz.
Kartop hielt sich nicht in der Hauptleitzentrale auf, sondern in den untersten Räumen, wo der Vesyr ihn nicht ständig vor Augen hatte.
Die Antriebsaggregate liefen an. Wieder räumten Desintegratorund Thermostrahler die Eisdecke über dem Hangar weg. Der Pilot wartete. Das Beiboot sollte erst dann starten, wenn die terranische Station auf dem Mond Triton sich auf einer Position befand, von der aus sie den Start nicht beobachten konnte.
Minuten später war es soweit. Das Beiboot stieg durch die tobende Wasserstoffatmosphäre des Planeten auf und raste auf den Mond zu, der Neptun in einer Entfernung von nur etwa 350.000 Kilometern umkreiste und etwas mehr als die doppelte Masse des terranischen Mondes hatte.
Um Nereide brauchte Eymontop sich nicht zu kümmern. Dieser Satellit befand sich auf der anderen .Seite des Planeten und war damit ohnehin schon in einer ungünstigen Position. Die dort stationierten Terraner hatten keine Chance, das Beiboot zu orten, weil auch dieser Stützpunkt sich zur Zeit auf der Neptun abgewandten Seite des Mondes befand. Außerdem konnte der Überschwere hoffen, daß sie angesichts der Entfernung dieses zweiten Mondes von über 6.000.000 Kilometern und der energetischen Turbulenzen in der Atmosphäre des Planeten schwer oder gar nicht zu orten waren.
Auf die außerordentlich hohe Geschwindigkeit des Mondes brauchte der Pilot keine Rücksicht zu nehmen. Er war deswegen nicht gezwungen, einen besonderen, energetisch günstigen Kurs zu wählen. Die Leistungsreserven des Beibootes waren so hoch, daß es jeden Punkt im Sonnensystem auch unter astrophysikalisch ungünstigen Bedingungen hätte erreichen können.
Triton war mit wild zerklüfteten Eismassen bedeckt.
Das Beiboot landete zwischen drei mit Staub und Eisgeröll bedeckten Hügeln in einem Gebiet, in dem zahlreiche Meteoriten heruntergegangen zu sein schienen. Eymontop überzeugte sich davon, daß sie nicht geortet worden waren. Er nickte den Offizieren anerkennend zu und reichte Phryl einige kleinere Gegenstände.
„Du folgst als letzte", bestimmte er.
„Die Überschweren räumten die Zentrale, nachdem der Pilot bis auf eine Notbeleuchtung alle Einrichtungen des Beiboots abgeschaltet hatte. In einem Ausrüstungsraum direkt neben der Hauptschleuse versammelten sich die Offiziere und legten die flugähnlichen Raumanzüge an. Einer der Offiziere half Phryl eine ein Meter durchmessende Scheibe zu betreten, die eine gewisse Ähnlichkeit mit einer terranischen Space-Jet hatte.
Dann war es soweit.
Die Schleusen öffneten sich. Zweihundert Überschwere verließen das Beiboot. Sie teilten sich in vier Gruppen auf, die sofort fächerförmig ausschwärmten.
Der Pilot, der als letzter die Schleuse passierte, legte die letzten Geräte lahm, so daß der Raumer nunmehr energetisch tot war.
Dann flog er den anderen nach. Er blieb in der Nähe von Eymontop, den er an seinem roten Raumanzug
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