067 - Der geflügelte Tod
Schutz, denn die Kräfte der einen wie der anderen Hexe waren blockiert.
Atax griff nach dem Schwert. Die Hexen folgten seinem Beispiel. Sie hieben auf die Rieseninsekten ein. Die langen, scharfen Klingen durchschlugen die stellenweise behaarten Körper, durchbohrten transparente Flügel, hieben die langen Stacheln ab.
Eines dieser Tiere krallte sich in Atax' Nacken. Die Magie des Dämons schlug zu. Es knisterte, und das Biest erhielt einen Stromstoß, der es vernichtete.
So stark waren Cucas Abwehrkräfte nicht, doch sie reichten aus, um sie vor Schaden zu bewahren. Ein Stachel, der sich in ihren Körper versenken wollte, wurde von ihrer Schutzmagie abgelenkt.
Sie drehte sich auf dem aufgeregt wiehernden und stampfenden Pferd und hieb mit dem Schwert auf das Insekt ein.
Sie schlug dem Tier einen Flügel ab. Das Rieseninsekt sauste plötzlich im Kreis und flog mit großer Wucht gegen einen Felsen.
Cuca spießte ein weiteres Tier auf, und Atax kämpfte sich zu Roxane/Arma zurück, um ihr beizustehen.
Die weiße Hexe wehrte sich verzweifelt.
Wie von Sinnen schlug sie mit dem Schwert um sich, und es gelang ihr, viele der fliegenden Feinde zu vernichten. Aber die Insekten hatten erkannt, daß Roxane/Arma das schwächste Glied in der Kette war. Deshalb konzentrierten sie ihre Angriffe mehr und mehr auf das schwarzhaarige Mädchen.
So viele Angreifer konnte Roxane nicht abwehren.
»Cuca!« schrie Atax. »Hierher!«
Die Hexe mit dem silbergrauen Haar trieb ihren Rappen an. Atax und Cuca flankierten Roxane/Arma, doch auch sie konnten nicht verhindern, daß sich immer wieder ein neuer Stachel in das Fleisch der weißen Hexe bohrte.
Roxane schrie und kreischte.
Wahnsinnige Schmerzen durchtobten sie. Sie bäumte sich auf dem Pferd auf, drehte, wand sich, schlug nach den unermüdlich angreifenden Killerinsekten, blutete aus tiefen Wunden.
An den langen Stacheln schien Gift zu kleben. Es hatte eine schreckliche Wirkung. Das Gift lähmte Roxane allmählich. Ließ ihr Fleisch gleichzeitig dick anschwellen. Von Sekunde zu Sekunde wurde Roxanes Körper unförmiger. Ein Stachel traf ihren Hals.
Sie schrie entsetzt auf, schlug nach dem Tier, verfehlte es, und dann schien ein Feuerstrahl durch ihre Kehle zu jagen.
Sie sah nichts mehr, wurde nur noch von furchtbaren Schmerzen gepeinigt, vermochte sich nicht mehr zu wehren.
Höchste Lebensgefahr für Roxane!
Der Tod streckte seine Hand nach der Hexe aus dem Jenseits aus. Atax begriff, daß sie Roxane verlieren würden, wenn sie hier noch lange weiterkämpften. Flucht war die bessere Lösung.
»Weg!« schrie er Cuca zu. »Wir müssen schnellstens von hier weg!«
Er beugte sich zu Roxanes Pferd hinüber, griff nach den Zügeln, trieb seinen Rappen an, und dann sprengten sie im Höllengalopp davon.
Einige Killerinsekten verfolgten sie.
Drei davon konnte Cuca töten, die anderen kehrten nach einer Weile um. Die Aufregung war vorbei, die Gefahr vorüber. Diesmal hatte sich Cuca gut geschlagen, hervorragend verteidigt. Darauf war sie stolz.
Sie sah keine Notwendigkeit, daß Atax immer noch wild sein Tier antrieb. Es war nicht mehr nötig, die Pferde so zu schinden, aber Cuca blieb hinter dem Dämon und der weißen Hexe.
Roxane…
Einen wunderschönen schlanken Körper hatte sie gehabt. Davon war nichts mehr zu sehen. Der Leib war zu einer unförmigen Masse aufgequollen. Roxanes Gesicht war nicht wiederzuerkennen.
Die Wangen waren so prall, als würden sie jeden Moment aufplatzen, und eine dicke Beule wölbte sich auf ihrer Stirn, reichte sogar bis unter die Augenbrauen und drückte auf die Lider.
Sie wird sterben, dachte Cuca. Somit ist dieses Kapitel abgeschlossen. Es wird Roxane nicht mehr geben, und auch Arma nicht. Und der Weg zum Todessee erübrigt sich. Atax wird auf eine Verbündete verzichten müssen, aber das ist nicht so schlimm. Wenn wir uns nicht mehr zum Todessee begeben müssen, können wir Coor verlassen, und das ist ein Lichtblick. Stirb, Roxane! Stirb!
Schlaff hing die weiße Hexe auf dem Pferd. Sie rutschte mehr und mehr auf die Seite. Atax fiel es nicht auf. Er trieb seinen Rappen in wilder Jagd durch den Wald.
Cuca sah, daß sich Roxane nur noch wenige Augenblicke auf dem Pferd halten konnte, aber sie machte den Dämon darauf nicht aufmerksam.
Als Roxane vom Pferd stürzte, hatte Cuca Mühe, dem unförmigen Körper auszuweichen. Ihr Tier wäre beinahe darüber hinweggetrampelt. Sie konnte es im allerletzten Moment noch zur Seite reißen und
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