067 - Der geflügelte Tod
kreischte dann Atax' Namen.
Die Seele des Teufels zügelte seinen Rappen.
Das schwarze Pferd stieß ein gequältes Wiehern aus und stieg hoch. Atax sprang vom Pferd und eilte zu Roxane zurück.
Die Hexe aus dem Jenseits röchelte schauderhaft.
Cuca blickte keuchend auf den aufgequollenen Leib. »Es geht mit ihr zu Ende«, sagte sie. »Das ist der Todeskampf.«
***
Cosmar machte auf mich den besten Eindruck. Es war mir unverständlich, daß der Stamm der blonden Hünen ihn ausgestoßen hatte. Dieser Mann mit dem wackeren Auftreten und dem ehrlichen Blick konnte nichts Verwerfliches getan haben. Groß und stark sah er aus, ein Recke, der bestimmt hervorragend zu kämpfen verstand. Er war größer als ich, hatte etwa die gleiche Größe wie Mr. Silver.
Ich sprach ihn auf sein »Verbrechen« an.
Es zuckte in seinem schönen, männlichen Gesicht. »Hast du schon von den Fyguns gehört?« fragte er mich.
»Wir hatten mit diesen verfluchten Biestern zu tun«, sagte ich und erzählte ihm vom Angriff der Vogelmonster, der unseren Flugdrachen das Leben gekostet hatte.
»Es sind grausame Höllenwesen. Der Stamm der blonden Hünen wird immer wieder von ihnen heimgesucht. Die Fyguns haben sich Frauen, Kinder und Krieger geholt. Immer wieder schlagen sie zu.«
»Warum tut ihr euch nicht zusammen und greift sie gemeinsam an?« fragte Mr. Silver.
»Unsere Alten sind der Meinung, daß wir stillhalten sollen«, sagte Cosmar.
»Das ist doch unsinnig«, sagte Mr. Silver.
»Das denke ich auch. Man kann dieses Problem nicht lösen, indem man wartet, bis die Fyguns unser Gebiet verlassen, denn solange noch einer von uns lebt, werden sie das nicht tun. Aber das sehen die Alten nicht ein. Ich habe es gewagt, gegen einen Fygun zu kämpfen.«
Cosmar erzählte uns von seinem Kampf in der Wüste, mit dem die Alten nicht einverstanden waren.
Als er sagte, daß der Kreis der Alten sogar beschlossen hatte, Alkmena zu opfern, um die Fyguns versöhnlich zu stimmen, empörte sich Mr. Silver: »Diese Männer müssen völlig senil sein. Mit einem solchen Opfer vergrößert man höchstens den Appetit der Fyguns, aber mehr erreicht man damit nicht.«
»Ich beugte mich dem Entschluß der Alten nicht«, sagte Cosmar.
»Hätte ich auch nicht getan«, sagte Mr. Silver.
»Deshalb wurde ich von ihnen verstoßen. Es gibt mich nicht mehr.«
Ich merkte, daß Cosmar unter dieser Situation litt. Er liebte seinen Stamm, und es tat ihm sichtlich weh, daß sich alle von ihm abgewandt hatten.
Er sagte, er müsse die Alten zwingen, ihren Irrtum einzusehen, und gleichzeitig sehe er es als seine größte Aufgabe an, seinen Stamm zu retten.
Das konnte nur heißen, daß er die Absicht hatte, die Fyguns zu bekämpfen und zu besiegen. Ich hatte erlebt, was das für gefährliche Teufel waren. Deshalb war es für mich unvorstellbar, daß Cosmar mit diesen Gegnern fertigwerden würde.
Einen konnte er vernichten, aber niemals alle.
Wir sprachen darüber, und er sagte, er würde nicht davor zurückschrecken, die Vogelmonster anzugreifen.
»Ich muß es tun«, sagte er ernst. »Und wenn es das Letzte ist, wozu ich imstande bin…«
Ich schaute Alkmena an und merkte, daß ihre Augen feucht waren. Sie schien sich nichts vorzumachen. Sie schien damit zu rechnen, Cosmar nicht wiederzusehen, wenn er fortging, um die Fyguns zu bekämpfen.
Der blonde Mann fragte, was wir von ihm wollten, und ich erklärte es ihm. Er erfuhr, was wir bisher erlebt hatten und welche Ziele wir verfolgten.
Auch Hyxten, den tückischen Mord-Magier, erwähnte ich. Als er hörte, welches Ende der Bucklige genommen hatte blickte er voller Ehrfurcht auf das Höllenschwert.
»Ihr wollt zu Sastra«, sagte Cosmar. »Er ist unvergleichlich gefährlicher als Hyxten.«
»Das wissen wir«, erwiderte ich. »Trotzdem müssen wir zu ihm, denn nur von ihm können wir erfahren, wo er Bilco begraben hat.«
»Der Weg führt durch das Land der hohlen Hügel«, sagte Cosmar. »Gefährliche Zwerge wohnen dort.«
»Würdest du uns führen, Cosmar?« fragte ich.
Der blonde Hüne blickte uns an, einen nach dem anderen. Stille herrschte in der Lehmhütte. Alkmena preßte die Lippen zusammen. Noch eine Gefahr für Cosmar. Ich konnte verstehen, daß sie es offensichtlich schon bereute, uns mit Cosmar zusammengebracht zu haben.
»Ich könnte euch den Weg zeigen und würde mit euch gehen«, sagte Cosmar.
»Aber?« fragte ich.
»Ihr kennt mein Problem. Mein Stamm wird von den Fyguns bedroht. Ich kann ihn
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