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067 - Der grausame Götze

067 - Der grausame Götze

Titel: 067 - Der grausame Götze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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ausfallenden Zähnen, stieß einen Schrei aus oder sagte undeutliche Worte, die keinen Sinn ergaben.
    „Zum Namenlosen!" schrie der Junge und tappte auf den Eingang zu. Noch rund hundert Meter waren zurückzulegen.
    Dorian unterschied deutlich verschiedene Stadien des Degenerationsprozesses. Der eine Körper war mehr, ein anderer weniger aufgedunsen. Die Blödheit eines mißgestalteten Tieres beherrschte manche Gesichter völlig, in anderen war erst ein Anflug davon zu erkennen. Ab und zu fiel einer der Besessenen um und kroch einige Meter auf allen vieren wie ein Hund. Waffen klapperten zu Boden und blieben liegen. Das junge Mädchen, das so virtuos die Flöte geblasen hatte, lag als ungefüger Fleischberg über einem der steinernen Götzenköpfe. Es war ungewiß, ob das Mädchen noch lebte. Jedenfalls hingen ihre schwammigen Arme bewegungslos herab.
    Coco schwieg. Ihre Kräfte waren inmitten dieses Alptraums teilweise gelähmt. Meine Metapsyche ist gestört, dachte sie verzweifelt. Sie konnte Dorian nur noch Ratschläge geben. Ansonsten war sie nutzlos.
    Die Gruppe, die schreiend und torkelnd die beiden Fremden vorwärtsschob, löste sich auf und trat durch die Steinfassade des Eingangs. Die Ungeheuer kehrten in ihre Höhle zurück. Aus dem Schacht drang ein Geruch, der Dorian und Coco fast betäubte. Es stank nach allen üblen Dingen, die sie sich vorstellen konnten.
    „Dorian! Sie wollen uns tatsächlich opfern. Wenn der Dämon Menschenblut erhält, kann er nicht mehr aufgehalten werden."
    „Wenn", meinte Dorian. „Noch hat er keinen Tropfen von unserem Blut. Ich bin sicher, daß bald alles vorbei sein wird."
    Sie schluckte, als sie zwischen die Feuerschalen gezerrt wurde. Sie waren noch halb mit kochendem Öl gefüllt. Die Fackeln in den Wandhalterungen waren erloschen und niedergebrannt. Breite Rußspuren zogen sich fächerförmig über die einst schneeweiße Mauer und über die Decke.
    „Auch für diese armen, geschundenen Kreaturen?" fragte sie mitleidig. „Ja. Auch für sie."
    Alle, die noch lebten, befanden sich hier. Dorian zählte schnell. Es waren noch dreiundzwanzig Menschen in allen Phasen der Auflösung.
    Ein alter Mann lehnte mit ausgestreckten Beinen an der Wand. Er hatte sich das Fell eines der Ziegenböcke über die Schultern und den Kopf gezogen und saß teilnahmslos da. Seine unförmigen Finger, die man nach allen Richtungen abstanden, als ob sie gebrochen wären, spielten mit einem Büschel Hahnenfedern. Nach jeweils drei Atemzügen stieß der Greis einen meckernden Schrei aus. Eine Frau lag schlafend oder tot zwischen den blutigen Resten der Opfertiere.
    Diejenigen, die noch Herr ihrer selbst waren, drängten Coco und Dorian auf den Opferblock zu. Dort, unter den stieren Blicken des Dämonen, stand Tamara.
    Es war für Dorian ein Rätsel, aber sie hatte sich nicht im mindesten verändert. Sie stand auf dem besudelten Steinklotz wie eine lebensechte Plastik aus einer anderen Welt. Aber sie rührte sich nicht.
    Der Dämon vor ihr stierte Dorian und Coco an und röchelte undeutlich: „Kommt! Blut! Leben!"
    Der Anführer der stumpfsinnigen Gruppe, die immer mehr das Interesse an ihren Opfern verlor, nahm einem Mann das Messer aus der Hand. Verständnislos löste der Besessene den Griff. Das Messer fiel in den Haufen von Fellen und Tierleichenteilen. Sofort warfen sich drei grunzende und fauchende Teufelsanbeter zu Boden und suchten ungeschickt danach.
    „Tamara! Hörst du mich?" fragte Dorian laut.
    Der Dämon schrie auf. Haß und Qual schwangen in diesem Schrei mit.
    „Tamara!"
    Die Besessenen hatten ihn vergessen. Sie zerstreuten sich, wühlten in den Abfällen auf dem Boden und erinnerten sich an nichts mehr. Sie hatten nicht nur das Verhalten von Tieren, sondern auch deren Sprache angenommen. Sie grunzten und winselten, jaulten und schmatzten. Sie fielen einander an und bissen sich in die schwammigen Glieder.
    Zwei von ihnen wälzten sich über den Boden. Einer berührte mit der Schulter eine Ölschale, und das kochende Öl ergoß sich über die ineinander verschlungenen Körper. Dorian erwartete irre Schreie des Schmerzes, aber die brennenden Teufelsanbeter fuhren fort, sich gegenseitig zu würgen und zu beißen.
    „Tamara! Ihr seid alle verloren!" schrie Dorian und berührte ihr Knie.
    Sie zuckte zusammen. Dann bückte sich das Mädchen und kniete sich auf den Stein. Die Arme des Dämonen fuhren kraftlos durch die Luft. Aus seinem Rachen kamen leise, wimmernde Laute.

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