067 - Der grausame Götze
aber auch, daß er glaubte, daß die meisten von ihnen noch zu retten seien.
„Lassen Sie Sonja und Tschelkanin wieder einfliegen", rief Kiwibin. „Das meinen Sie doch, Hunter?"
„Wenn Sie glauben, daß die Teufelsanbeter wieder eingeschläfert und tiefgefroren werden können, haben Sie vielleicht recht. Aber ich bin kein Hellseher. Ich kann nicht sagen, was wir in den nächsten Stunden und Tagen erleben werden."
Er wußte, was die Militärs dachten. Die Fähigkeiten dieser Übermenschen könnten das Potential des Landes beträchtlich verstärken. Sowohl in verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen als auch in Kunst und Literatur.
Allerdings verschwieg der Dämonenkiller etwas.
Er war davon überzeugt, daß die Übermenschen ihre Fähigkeiten sehr schnell verlören, wenn sie aus den Klauen ihres kollektiven. Dämons gerissen würden. Diese Pointe hob er sich für den Schluß auf. Außerdem hatte er nicht die geringste Ahnung, auf welche Weise er den Dämon ausschalten sollte. Schließlich war sein Bericht beendet. Etwa zwanzig Offiziere, Coco, Kiwibin und Dorian saßen am Tisch. Vor ihnen standen Kaffeetassen und Gläser mit dem unvermeidlichen Wodka. Dorian rauchte schweigend und hörte den Kommentaren der Offiziere zu.
Viele verlegten sich darauf, der überaus reizenden Coco den Hof zu machen. Doch zugleich wurde Dorian bestätigt, daß die Militärs keineswegs gescherzt hatten. Noch immer schienen sie mit der Bombe Ernst machen zu wollen.
Aber sie hatten Geduld. Sie hatten bereits einige Tage gewartet, und sie würden noch länger warten können.
Das Verhängnis kündigte sich nicht an.
Es begann mit kleinen, keineswegs bedrohlich anmutenden Vorfällen. Ein Posten war am hellichten Tag verschwunden. Niemand hatte ihn gesehen. Er hatte sogar seine Waffe mitgenommen. Die Meldung löste keine große Aufregung aus. Man schickte eine Patrouille aus, die ihn suchen sollte.
Er konnte nicht weit gekommen sein.
Am späten Nachmittag summte das Funkgerät. Ein Offizier drückte einige Tasten, nahm den Hörer ab und meldete sich.
Dorian beobachtete ihn zufällig. Eine böse Ahnung ergriff ihn. Er setzte sich aufrecht hin und sah, daß das Gesicht des Mannes ernst und verschlossen wurde.
Schließlich bedeckte der Offizier die Sprechmuschel mit der Hand und sagte heiser: „Sie sind verschwunden. Ich meine die Sechs-Mann-Patrouille, die den Soldaten suchen sollte. Sie ist einfach verschwunden."
Der General fragte kurz: „Was heißt ,verschwunden'?"
„Sie sind seinen Spuren gefolgt. Im nassen Boden zeichnen sie sich deutlich ab. Die Spuren führten dorthin!"
Er wies nach Dormogorsk.
General Kulakowski fragte grob: „Soll das ein Scherz sein? Wir sind nicht in der Stimmung für schlechte Scherze."
Dorian wußte, daß es alles andere als ein Scherz war. Er wartete und gab Coco mit den Augen ein Zeichen.
Der Offizier fragte zurück und hörte längere Zeit zu. Die Gespräche am Tisch wurden leiser und verstummten schließlich.
Dann klemmte der Offizier den Hörer fest und schaltete ab.
„Nein. Kein Scherz. Die Patrouille ist beobachtet worden. Eben kam diese Meldung durch. Sie folgten der Spur des Mannes. Es war dort drüben bei dem Wäldchen, auf unserer Seite. Sie erreichten einen bestimmten Punkt und verschwanden plötzlich."
„In den Wald?"
„Nein. Sie lösten sich sozusagen in Luft auf. Im Augenblick sind zwei Panzer unterwegs zu der Stelle, wo es passiert ist."
Kiwibin hatte bis jetzt zugehört und geschwiegen. Nun wandte er sich an den Dämonenkiller. Dorian versuchte, die Bedeutung der Meldung zu ermessen.
„Was halten Sie davon, Mister Hunter?"
„Das letzte Kapitel beginnt. Es wird ein langes und mörderisches Kapitel werden, Kiwibin."
Kiwibin merkte, daß der General aufmerksam zugehört hatte.
„Dann wollen wir auf der Seite der Sieger stehen. Was empfehlen Sie, Hunter?"
„Noch zu warten. Nicht mehr lange. Aber ich glaube, wir sollten in die Siedlung zurückkehren. Möglich, daß sie uns brauchen."
Der General gab die Anweisung, den Gästen aus England alle vorhandenen Mittel zur Verfügung zu stellen.
Als Kiwibin, Coco und Dorian sich unter der Zeltplane des hochgezogenen Eingangs bückten, sahen sie die ersten Flammen. Sie tanzten auf den Spitzen der Antennen und auf den Rohren der Panzergeschütze. Kiwibin schrie auf.
„Da! Wie Elmsfeuer!"
Die Offiziere stürzten aus dem Zelt. Überall hasteten Soldaten hin und her. Die Feuerzungen waren so groß wie eine kleine Hand
Weitere Kostenlose Bücher