0670 - Der Sarg-Designer
klappen, denn er fängt erst richtig an.«
»Schön, laß hören.«
»Ich erwarte einen Anruf.«
»Wie heißt die Dame?«
»Es ist ein Kollege.«
Ich machte ein Gummigesicht und zog es in die Breite. »Das riecht nach Arbeit, riecht das.«
»Genau.«
»Und das vor Weihnachten.«
Suko breitete die Arme aus. »Hat sich das Schicksal je darum gekümmert, ob Weihnachten ist oder nicht?«
»Nein, eigentlich nicht.«
»So auch jetzt.«
»Geht es um deinen vierrädrigen Liebling?«
Suko winkte ab. »Quatsch mit Ketchup. Um den geht es natürlich nicht. Der war gar nicht weg zur Inspektion.«
»Hast du es dir überlegt?«
»Zwangsläufig. Mir kam eine Leiche dazwischen. Die Leiche einer Frau. Sie war übrigens nackt.«
»Lag sie in einem Kofferraum?«
Suko staunte mich an. »Kannst du Hellsehen?«
»Das nicht. Ich habe einfach mal geraten.«
»Sie lag tatsächlich in einem Kofferraum, sollte von zwei Frauen abtransportiert werden, die aber einen Unfall bauten, so daß die Leiche zum Vorschein kam.«
»Wenn du mir jetzt genauer erzählst, wäre ich dir sehr verbunden.«
»Gern, hör zu…«
Suko redete, und ich staunte weiter. Das war tatsächlich ein Ding, was er da in den frühen Morgenstunden erlebt hatte. Am meisten ärgerte er sich darüber, daß es den beiden Frauen gelungen war, einfach zu verschwinden. Niemand hatte sie aufhalten können, selbst Suko war von ihnen geleimt worden.
Ich schnickte mit den Fingern. »Jetzt weiß ich, auf wessen Anruf du wartest.«
»Klar, die Fahndung.«
Ich deutete auf das Telefon. »Bei mir hat sich noch niemand gemeldet. Ich freute mich schon auf einen ruhigen Tag. Aber der scheint jetzt vorbei zu sein.«
»Möglich.«
»Du hast natürlich keinen Verdacht?«
Suko starrte ins Leere und schüttelte den Kopf. »Nein, überhaupt nicht. Wenn du mich nach einer Beschreibung dieser beiden Frauen fragst, muß ich ebenfalls passen.«
»Dann hast du geschlafen.«
»Das glaube ich kaum, John. Die beiden waren eben zu schnell weg. Zudem lag noch die Dunkelheit über der Stadt, das darfst du auch nicht vergessen.«
»Richtig.« Ich spekulierte weiter. »Allen Bemühungen zum Trotz, Suko, ich glaube einfach nicht, daß jemand eine Leiche im eigenen Fahrzeug spazieren fährt. So blöd kann er doch gar nicht sein. Das will mir nicht in den Schädel.«
»Mir im Prinzip auch nicht. Es war auch mehr ein Versuch, ein Startschuß. Ich habe trotzdem das Gefühl, daß es uns etwas bringt. Das spüre ich im großen Zeh.«
»Mal sehen.«
Ich zündete mir eine Zigarette an und dachte an Weihnachten. In zwei Tagen war der Heilige Abend. Da wollten wir uns richtig schön nach Heiler-Welt-Manier zusammensetzen und das zurückliegende Jahr noch einmal Revue passieren lassen, in dem so verdammt viel geschehen war. In den letzten Monaten hatte sich viel um Nadine Berger gedreht. Ihre Rettung konnten wir auf der Habenseite verbuchen. Anders sah es mit Will Mallmann alias Dracula II aus.
Er war uns wieder einmal entkommen und sann auf finstere Rache. Sein Vampirreich würde sich vergrößern.
»Warum fahren zwei Frauen mit einer nackten Frauenleiche am frühen Morgen durch London?«
»Ich weiß es nicht, Suko.«
»Die wollten sie verstecken.«
»Oder begraben. Vielleicht auch verbrennen.«
»Kann auch sein.«
Ich räusperte mich und drückte den Glimmstengel aus. »Du hast die Leiche doch gesehen, nehme ich an.«
»Sicher.«
»Ist dir an ihr etwas aufgefallen, außer daß sie nackt war? Kanntest du die Frau? Hast du sie schon einmal irgendwo gesehen? War sie jung, alt, dünn oder dick?«
»Nein, ich kannte sie nicht. Die Frau war noch relativ jung. Um die Dreißig, schätze ich.«
»All right und weiter?«
»Man hatte sie erhängt.«
Ich schluckte. »Was hat man mit ihr gemacht? Sie erhängt?«
»Ja. Die Spuren an ihrem Hals wiesen darauf hin. Sie muß in einer Schlinge gehangen haben.«
»Und das erzählst du mir jetzt?«
»Sorry, ich dachte…«
»Wenn du schon denkst. Ich frage mich nur, wer bringt Menschen um, indem er sie erhängt?«
»Das ist nicht alles, John.« Suko schaute mich an wie jemand, der mehr weiß. »Sie war nicht nur steif durch die eingetretene Leichenstarre, ihr Körper war auch gefroren.«
Ich kapierte schnell. »Mit anderen Worten, sie hat irgendwo im Freien gehangen.«
»Das stimmt.«
Der Fall wurde schon jetzt rätselhaft, obwohl wir nicht viel von ihm wußten. »Kannst du dir vorstellen, daß er in unser Ressort fällt?«
Suko hob die
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