Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0670 - Der Sarg-Designer

0670 - Der Sarg-Designer

Titel: 0670 - Der Sarg-Designer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
Seine Gedanken rasten. Er mußte sich jetzt zusammenreißen, nicht zeigen, wie es in seinem Innern aussah. Er wollte sich nicht blamieren. Unter Kontrolle halten, hieß das große Gebot der Stunde.
    Leo lächelte. Er strich über die Schöße seines Smokings, runzelte die Stirn und hob dabei die Augenbrauen. »Daß man Sie noch überraschen kann, wundert mich, Lintock.«
    »Nun ja, mich auch, aber…«
    »Nehmen Sie es nicht so tragisch, mein Lieber. Es wird sich alles wieder einrenken.«
    »Ach ja?«
    »Sicher. Sie kennen die Dame?«
    »Die Tote, meinen Sie.«
    Er schüttelte den Kopf. »Auch das – okay. Es ist Francine Joy, allseits bekannt aus dem TV. Ihre Sendungen gehören zu den Knüllern der Branche. Sie ist gut.«
    »Und jetzt ist sie tot.«
    Leo bekam große Augen. Er staunte und schüttelte den Kopf.
    »Wer sagt Ihnen denn, das sie tot ist?«
    Unwirsch winkte Lintock ab. »Kommen Sie mir doch nicht mit so etwas, Mann. Sie ist tot und fertig. Oder legen Sie lebendige Personen in Ihre Schöpfungen?«
    »Vielleicht.«
    »Hören Sie, Leo. Ich kann viel Spaß vertragen. Das hier ist keiner mehr, denn mit Leichen spaßt man nicht.«
    »Meinen Sie?«
    »Ja, das meine ich!«
    »Bitte treten Sie zur Seite, Lintock.«
    Die kalte Höflichkeit des Designers ließ die Aggressionen in Lintock ansteigen. Er fühlte sich hier vorgeführt wie ein Tanzbär in irgendeinem Zirkus. Aber er tat, was man ihm geraten hatte und ging zwei kleine Schritte nach rechts.
    Leo Liberance blieb dicht vor dem Sarg stehen. Er senkte den Kopf und nickte. Dabei glitt ein feines Lächeln über seine Lippen. Mit der Fingerspitze zeichnete er den rechten Busen der liegenden Person genau nach.
    »Wie geht es dir, Francine?«
    Lintock wollte über diese Schmierenkomödie lachen. Das Geräusch blieb ihm im Hals stecken, denn die TV-Aphrodite öffnete plötzlich beide Augen und schaute hoch.
    Lintock zuckte zurück, während sich Leo umdrehte und ihn anschaute. »Na, mein Lieber.«
    »Das ist Wahnsinn.«
    »Wieso?«
    »Wer in einem verdammten Sarg liegt, ist tot oder wird irgendwann ersticken.«
    »Das stimmt.«
    »Mehr haben Sie dazu nicht zu sagen?«
    Leo Liberance lachte. »Was soll ich Ihnen denn dazu noch alles sagen? Es ist nun mal so.«
    »Sie haben also eine lebende Person in diesen verfluchten Sarg hineingelegt?«
    »Ich nicht. Es ist durchaus möglich, daß sie sich den Platz freiwillig ausgesucht hat. Oder lüge ich, Francine?«
    »Nein, absolut nicht.« Mit einer Bewegung richtete sie sich auf und nickte dem Reporter zu. »Hallo, Lintock, wie geht es dir denn so?«
    »O Scheiße.« Der Mann schlug gegen seinen Kopf. Er wollte nicht hinsehen, wie die Frau aus dem hellroten Sarg kletterte und mit beiden Händen über ihr eng anliegendes violettes Kleid strich, das faltenlos ihre Haut bedeckte.
    Sie hatte eine irre Figur, da stimmte alles, auch der Busen, dessen Ansätze aus dem Dekollete hervorschauten. Das Gesicht war ebenmäßig geschnitten, die Augen steckten voller Kraft, die Blicke waren auf den Reporter gerichtet.
    »Sie ist also nicht tot«, sagte Lintock.
    »Das konnte man sehen – oder?«
    »Erzählen Sie keinen Quatsch, Leo. Wenn sie nicht tot ist, muß sie einen Draht quer im Kopf haben. Etwas anderes kann ich mir nicht vorstellen, verdammt.«
    »Warum nicht?«
    »Wer legt sich denn schon in einen verfluchten Sarg?« Wütend schlug Lintock mit der flachen Hand auf einen Deckel.
    Leo reagierte sauer. »Wollen Sie mich beleidigen, Mann?«
    »Wie kommen Sie darauf?«
    »Das ist kein verfluchter Sarg, Mann. Das ist ein Kunstwerk, ein Unikat. Jeder meiner Särge ist ein Unikat. Begreifen Sie das eigentlich nicht? Sind Sie zu…«
    »Hören Sie auf, hier wird doch was gespielt, das einem normalen Menschen suspekt ist.« Er drehte sich auf der Stelle. »Wenn ich mich hier umschaue, die komischen bunten Särge sehe, ist das zwar alles originell, aber ich habe mittlerweile den Eindruck, daß mehr dahintersteckt, als Sie zugeben wollen.«
    »Ach ja? Was denn?«
    »Ich habe keine Ahnung, doch ich verspreche Ihnen, daß ich noch dahinterkommen werde.«
    »Da müssen Sie sich aber beeilen, Lintock.«
    Der Reporter lachte auf. »Stellen Sie sich mal vor, ich berichte über unsere Sex-Tante der Nation, daß sie sich in einen Sarg gelegt hat. Viele halten die Joy schon für leicht beschränkt oder was weiß ich nicht alles. Daß sie in einem Sarg hockte, setzt dem Faß die Krone auf.«
    Der Designer schaute auf seine Fingernägel. Dabei hob

Weitere Kostenlose Bücher