0670 - Der Sarg-Designer
Keller-Studio.«
»Ist mir auch recht.«
Die beiden Männer gingen in den Flur. Die Tür zum Keller war rot angestrichen. Leo blieb dicht davor stehen. »Hier können Sie sehen, was Farbe ausmacht.«
»Das gefällt mir.«
Der Designer drehte den Kopf. »Tatsächlich? Dann werden Ihnen auch die Särge gefallen. Sie sind einfach wunderbar«, lobte der Mann seine Arbeit. »Sie sind ausgefallen…«
»Das hoffe ich.«
Der Designer lachte und zog die Tür auf. Sie bewegte sich lautlos in den Angeln. Der Redakteur blieb zurück und schüttelte den Kopf.
Auch wenn er sich sehr locker gezeigt hatte, begreifen konnte er den Mann nicht. Das war nicht seine Welt. Schon öfter hatte er Beerdigungen beiwohnen müssen. Das Bild der Särge und der Trauergemeinde blieb in seinem Gedächtnis haften. Er konnte sich nicht vorstellen, daß irgendwelche Leichen in roten, grünen oder gelben Totenkisten in den feuchten Erdboden gelassen wurden.
War der Mann verrückt oder tatsächlich ein Trendsetter, der mit untrüglichem Blick die Lage erfaßte?
»Bitte, der Weg ist frei!«
Er war frei, und Lintock konnte nur staunen. Das war keine normale Kellertreppe, sondern der Weg in eine andere Welt. Holzvertäfelungen bedeckten die Wände. Darauf zeichneten sich farbige Bilder ab, von irgendwelchen Künstlern gemalt, die Lintock nicht kannte. Jedenfalls gab es nur Originale.
Von einem Kellerlicht konnte bei dieser Beleuchtung auch nicht gesprochen werden.
An der Decke schickten die Leuchten ihre farbigen Lichtstrahlen aus, die in die Ecken mündeten und an den Wänden entlangstrichen wie ein dünner Nebel.
In einem sehr weit geschwungenen Bogen näherte sich die Treppe ihrem Ende. Auch für einen Nichtfachmann war zu erkennen, daß der Keller umgebaut worden war.
Es gab keine Wände mehr, die irgendwelche Verliese verschlossen, nur ein großer Raum öffnete sich dem Betrachter.
Der Teppichboden, mit dem er ausgelegt war, besaß eine warme Farbe. Beige, dazwischen mit einem Rotstich versehen, der in das Beige hineinlief und dabei wie ein verwaschener Blutfleck aussah.
Leo ging nicht bis zum Ende der Treppe durch. Auf der zweitletzten Stufe blieb er stehen und deutete in den Raum hinein.
»Da, sieh genau hin. Ist es nicht wunderbar?« Er konnte sich an seinen eigenen Worten begeistern und deutete auf seine »Kinder«.
Lintock hatte sich bisher stets als einen abgebrühten Burschen bezeichnet. Was man ihm allerdings hier präsentierte, war nicht nur außergewöhnlich, sondern einmalig.
Särge, wohin er schaute.
Rote, grüne, gelbe, türkisfarbene Totenkisten. Manche strahlten auch in einem nahezu überirdischen Blau, andere waren mit einer Goldlackfarbe bestrichen worden und an der Wand standen Totenkisten, die einen Silberschein zeigten.
Die normalen, die schwarzen oder braunen waren nicht vorhanden. Sie hätten in dieser Farbpalette auch nur einen deprimierenden Ton hineingebracht.
Leo drehte sich um und entdeckte auf dem Gesicht des Reporters eine Gänsehaut.
»Was haben Sie?«
Das Lachen des Mannes klang unecht. »Ehrlich gesagt, ich finde es schon komisch.«
»Ach ja?«
»Sicher.« Er deutete mit einer schwachen Bewegung nach vorn.
»Da stehe ich hier auf der Treppe und schaue auf eine Ansammlung von Särgen. Das ist außergewöhnlich, würde ich sagen. Oder finden Sie das nicht?«
»Nein, wieso auch? Ich habe alles erfunden, ich habe es kreiert. Aber kommen Sie, Lintock, ich zeige Ihnen meine Kreationen auch von innen.«
»Sind die da auch anders?«
»Na, hören Sie mal!« entrüstete sich der Designer. »Man kann nicht außen hui und innen pfui sein. Ich habe alles durchdacht. Die Toten sollen gut liegen.«
»Im Luxus, nicht?«
»Wenn Sie so meinen, ja.«
Sie gingen auch die restlichen Stufen hinab. Ihre Füße verschwanden fast im dichten Floor des Teppichbodens. Der Designer hatte die Totenkisten so aufgestellt, daß man zwischen ihnen gehen konnte.
Lintock strich mit den Händen über einige Sargdeckel. »Fühlt sich komisch an. Ist das tatsächlich Holz?«
»Was denken Sie denn? Aber es hat eine besondere Lackierung bekommen. Die Farbe ist außergewöhnlich.«
»Aha.«
»Auch von mir entworfen.« Vor dem Sarg mit dem goldenen Schimmer war Leo stehengeblieben. Seine rechte Hand lag flach auf dem Deckel. Der Mann besaß schlanke Finger und trug mehrere Ringe. Einer besaß einen funkelnden Brillanten, der in einer Goldfassung steckte.
»Soll ich ihn öffnen?«
»Ich warte darauf.«
Es war ein Sarg mit
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