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0670 - Der Sarg-Designer

0670 - Der Sarg-Designer

Titel: 0670 - Der Sarg-Designer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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er die Schultern. »Er versteht uns nicht, Francine. Er zeigt sich stockig.«
    »Wie soll er uns auch verstehen?«
    »Da hast du recht.«
    »Hör zu, Francine, Kollegin!« sagte er spöttisch. »Was soll ich denn nicht verstehen? Daß man mir hier etwas vormacht? Daß der Hase ganz anders läuft, als ich angenommen habe.«
    »Wie denn?«
    »Leo, das müßten Sie wissen.«
    Lintock hob die Schultern. »Okay, einigen wir uns darauf, daß ich es nicht begreife.«
    »Richtig.«
    »Und worum geht es?«
    Er hatte die Frage an beide gerichtet, die Antwort aber gab ihm Francine Joy.
    »Das ist der neue Kult!«
    »Sexkult?«
    »Nein, Hexenkult!«
    Lintock stockte. Er hielt sich zurück. Es war ihm allerdings anzusehen, daß er nachdachte. Dabei schaute er Leo an, der seinen Kopf schiefgelegt hatte und lächelte.
    »Hexen also?«
    »Richtig, Lintock.«
    Der Reporter nickte in Zeitlupe. »Davon habe ich gehört, ist ja nicht neu, finde ich.«
    »Richtig.«
    »Nur wollte ich darüber nicht berichten.«
    »Das hätten wir auch nicht so gern«, erklärte Francine.
    Lintock lachte. »Du hast es gerade nötig, mit deinen komischen Sex-Sendungen. Willst du dich jetzt auf ein anderes Gebiet begeben und die Leute reinlegen?«
    »Nein, überhaupt nicht. Ich lege auch keine Leute rein, das mußt du dir merken.«
    »Sondern?«
    »Wir meinen es ernst, wir meinen es ehrlich. Können allerdings sehr unangenehm werden, wenn man sich uns in den Weg stellt. Wir haben die Lösung gefunden, um die Welt zu retten…«
    Lintock lachte in die Worte hinein. »Auch das noch. Wieder ein neuer Club von Weltverbesserern.«
    »Er ist uneinsichtig, Leo.«
    »Hast du etwas anderes erwartet?«
    »Erhofft. Ein wenig mehr Toleranz, vielleicht.«
    »Ich werde…«, Leo verstummte, drehte sich und und schaute hoch zur Treppe, wo er Trittgeräusche gehört hatte. Sekunden später erschienen zwei Frauen.
    Auch Hexen?
    Im Gegensatz zu Francine waren sie aufgeregt und zudem außer Atem. »Was ist passiert?« rief die Joy.
    »Alles ist schiefgelaufen – alles. Wir sind entdeckt.«
    Francine erschrak ebenso wie Leo. Der aber schaute gleichzeitig auf Lintock und flüsterte: »Ich fürchte, daß dies für dich gar nicht gut ist, mein Freund…«
    ***
    Die Themse zeigte ein winterliches Bild. Sie schien langsamer zu fließen als sonst und sah sehr grau aus, dabei schmutzig wie ein alter Teppich.
    Wer an dieser Uferstelle baute oder wohnte, der lebte mit einem Risiko. Der Fluß trat in jedem Jahr über seine Ufer. Wurde es besonders schlimm, erreichten seine Ausläufer auch nahegelegene Wohngebiete und setzten bei den Häusern zumindest die Keller unter Wasser. Deshalb wurde diese Gegend im Volksmund auch Little Venice – Klein Venedig – genannt.
    Die Straßen waren schmal, sogar durch das Pflaster holprig, so daß uns die Gegend teilweise an das alte Soho des Jack the Ripper erinnerte.
    An den Ufern dümpelten alte Kähne, hier und da schaukelte auch ein Hausboot. War es bewohnt, hatten die Mieter oder Eigentümer kleine Tannenbäume auf die Decks gestellt und sie mit elektrischen Kerzen geschmückt, deren Lichter auch über das graue Wasser funkelten.
    Der kalte Tag hatte die Gegend noch trauriger gemacht, kaum jemand hielt sich außerhalb der Häuser auf. Wenige Kinder spielten auf den Straßen, die Gassen waren eng. Aus den Mauern strömte die Feuchtigkeit. Wer hier schon länger lebte, hatte meist Rheuma.
    Wir hielten an, weil zwei Kinder auf der Straße standen und ihre Arme ausgebreitet hatten. Als ich aus dem Fenster schaute, kam ein Junge heran. Er hatte die großen, schönen Augen eines Puertoricaners. Ich lächelte ihm zu.
    »Wollt ihr uns nicht weiterfahren lassen?«
    »Nein.«
    »Warum nicht?«
    »Wir wollen keinen Besuch, hat meine Mutter gesagt. Kommt ihr von der Stadt?«
    »Nein, weshalb sollten wir?«
    »Weil man uns vertreiben will. Wir sollen hier nicht mehr wohnen, und wir wissen nicht wohin.«
    Für einen Moment preßte ich die Lippen hart zusammen. Auch Sukos Gesicht verkantete sich.
    Da hatte uns das Leben wieder. Dieses verfluchte soziale Gefälle, das in den letzten Jahren immer stärker geworden war. »Wir kommen nicht von der Stadt, mein Junge.« Ich strich über seine kalte Wange. »Und ihr werdet auch bestimmt nicht aus eurer Wohnung geworfen.«
    »Sie waren schon zweimal da.«
    »Was haben deine Eltern denn…?«
    »Mein Vater ist weg!«
    So etwas dachte ich mir. Ich kam mir selbst blöd vor, als ich sagte:
    »Man soll die Hoffnung nie

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