0671 - Killer-Kobolde
Soldaten der Spriggans sind ausgezogen, um gegen sie zu kämpfen. Begreifst du nun, was hier geschehen ist und was noch abläuft?«
»Allmählich blicke ich durch.«
»Ich nicht!« flüsterte Art Eperon.
Auf seine Bemerkung ging ich nicht ein, sondern erkundigte mich nach Kitty Sutton. »Ihr habt die Frau als erste in eure Welt geholt. Was ist mit ihr?«
»Geh hin.«
Ich schaute den roten Ryan an. In seinen Augen entdeckte ich nicht die Spur einer Hinterlist, nickte und setzte mich in Bewegung. Bis zu meinem Ziel war es nicht weit. Auf dem Weg dorthin kam ich mir vor wie Gulliver, der auf seiner Reise ebenfalls in das Reich der Zwerge und Gnome geraten war. Auch ihm waren die kleinen Häuser und Hütten vorgekommen wie Spielzeuge. Ich schritt an ihnen vorbei und gab höllisch acht, kein Gebäude zu zerstören.
Der Wagen stand auf einer Fläche oder Wiese. Jedenfalls auf einem verhältnismäßig großen Platz, wo er nicht störte und auch nichts hatte zerstören können.
Eperon war nicht mitgekommen. Bevor ich mich um Kitty Sutton kümmerte, warf ich einen Blick in die Höhe. Von oben her hatte ich das Fahrzeug sehen können, umgekehrt war es nicht möglich.
Wenn ich in die Höhe schaute, verschwammen sämtliche Konturen innerhalb eines grünen Lichtstreifens.
Die Wagentür war nicht verschlossen. Ich zerrte sie auf, und die Frau bewegte ihren Kopf.
Sie sah mich, ich sah sie.
»Hallo«, sagte ich leise.
Ihre Lippen bewegten sich ebenso wie die Augenwimpern. Wahrscheinlich wußte sie nicht, wie sie auf mein Erscheinen reagieren sollte, denn ich war für sie ein Fremder.
»Kommen Sie, Kitty.«
»Bitte - wer sind Sie?«
»Ich heiße John Sinclair.«
»Und wo bin ich? Ich habe einen fürchterlichen Traum erlebt. Die Erde öffnete sich, als ich in meinem Auto saß. Sie hat mich und den Wagen verschlungen. So etwas kann es doch nicht geben, John!«
Ich hatte keine Lust, darüber zu diskutieren und streckte ihr meine Hand entgegen. »Bitte, Kitty, ich werde Ihnen helfen. Ich bringe Sie in Sicherheit.«
Sie zuckte zurück.
»Wollen Sie mir nicht vertrauen, Kitty?«
»Bleibt mir eine andere Chance?«
»Ich glaube nicht.«
Da atmete sie tief durch, faßte nach meiner Hand und ließ sich von mir aus dem Fahrzeug helfen.
Sie zitterte, blieb dicht bei mir und schaute sich um.
»Wir… wird sind ja noch immer da«, flüsterte sie. »Dann war das wohl kein Traum?«
»Es war keiner.«
Für einen Moment schloß Kitty Sutton die Augen, um das Unbegreifliche fassen zu können. Sie wollte trotzdem sprechen. Ich sah, daß sie mehrere Male ansetzte, der Hals jedoch war zu.
»Ich bringe Sie zu Art Eperon, Kitty.«
»Was? Der ist auch hier?«
»Sicher.«
»Warum?« hauchte sie, »warum ist das alles passiert? Der Boden öffnete sich plötzlich. Ich sank hinein, die andere Welt war da. Legenden und Märchen…«
»Denken Sie darüber nicht nach. Eines will ich Ihnen noch sagen. Diese Welt innerhalb des Hügels ist der Teil einer anderen, die mir nicht feindlich gegenübersteht. Ihnen gegenüber wird sie sich ebenfalls so verhalten.«
Sie schaute sich um. »Ich erlebe das alles wie jemand, der es erzählt bekommt. Ich habe manchmal das Gefühl, daß ich es nicht bin, der dies alles erfährt. Ich tauchte aus meinem Leben weg in ein anderes. Kann ich mich aus ihm noch lösen?«
»Wir werden uns lösen müssen. Sie und ich, wir beide haben die Dimensionsgrenze überschritten. Nehmen Sie es hin, auch wenn es Ihnen schwerfällt, dies zu begreifen. Sie werden gleich auf einen Mann treffen, der uns sicherlich den Weg aus dem Hügel hervor ebnen wird.«
»Ja, ich vertraue Ihnen.«
Sie faßte wieder nach meiner Hand. Gemeinsam gingen wir den Weg zurück, erlebten noch einmal die Welt der Spriggans, eingetaucht in ein geheimnisvoll funkelndes Licht, das sich aus zahlreichen kleinen Quellen zusammensetzte, die von überall her ihren Schein abgaben.
Wir sahen die Kobolde auch. Sie lebten in kleinen Häusern und Wohnungen. Alles war auf ihre Größe zurechtgeschnitten. Ich kam mir vor, als würde ich durch die Landschaft eines Bilderbuchs schreiten. Das war Aibon, in dem die Märchen Wirklichkeit waren.
Der rote Ryan und die Musiker hatten uns erwartet. Nicht gerade freundlich schaute er Kitty an, die sich unter seinem Blick duckte. »Hat sie es verdient?« fragte er mich.
»Ja, sie hat es.«
»Aber sie gehört zu denen, die gebaut haben.«
Ich hob die Schultern. »Es ist ihre Arbeit, dafür wird sie bezahlt, Ryan.
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