0671 - Killer-Kobolde
Sinclair hat recht.« Kitty stand neben mir. »Ich werde hier nicht mehr arbeiten. Das hinter mir liegende Erlebnis ist mir Warnung genug gewesen.«
»Du bist eine Memme.«
»Das hat damit nichts zu tun, Art. Ich bin stark geworden, stärker jedenfalls als du. Und Einsicht kannst du nicht mit einer Memme vergleichen, begreifst du das?«
»Schon, aber…«
»Art…«
»Seien Sie mal still.« Ich hatte die Worte sehr deutlich gesprochen, denn andere Geräusche waren an mein Ohr geklungen. Siedendheiß fiel mir ein, daß die Halbgeister gegen die Spriggans kämpfen wollten. Ich dachte auch an Suko, der den Weg zur Ruine eingeschlagen hatte. Und aus dieser Richtung waren die undefinierbaren Geräusche geklungen.
Als ich lief, hörte ich noch die lauten Rufe des Mannes. »Wo wollen Sie hin, Sinclair?«
Eine Antwort bekam er nicht.
***
Der Kampf wurde auf Leben und Tod geführt!
Spriggans gegen Halbgeister, und Suko wußte nicht, wer von ihnen siegen würde.
Die Halbgeister waren gefährlich, sie waren gnadenlos, sie liebten es, ihre Feinde zu vernichten, sie hatten es bewiesen, und sie jagten auf die Kobolde zu.
Köpfe mit grauen Nebelschweifen rasten durch die Luft. Aufgerissene Mäuler zielten gegen die kleinen Wichte, die eine Verteidigungsformation gebildet hatten und nun zum erstenmal ihre Waffen einsetzten. Für Suko waren sie lächerlich klein, die Schwerter, die Äxte, die Degen, und sie wehrten sich damit gegen Köpfe, die ebenso groß waren wie ihre Gestalten.
Schreie huschten über die Lichtung und echoten gegen die alten Ruinenstücke. Aus einem Kopf spritzte eine fingerdicke Blutfontäne, als eine Axt ihn traf. Der Schädel tanzte noch durch die Luft, bevor er zu Boden fiel und im hohen Gras verschwand.
Da hatte ein Kobold gewonnen.
Bei einem anderen Angriff nicht. Einer der Wichte spürte plötzlich den Biß der grausamen Zähne.
Sein Schrei wehte dünn über das Kampfgetümmel, und plötzlich bestand er aus zwei Hälften. Sein Blut versickerte im Gras.
Suko wußte nicht, wie und ob er eingreifen sollte. Er sah die Kobolde, die sich verzweifelt gegen die schnelle Übermacht wehrten, als huschende Schatten.
Sie hatten sich über den Köpfen der Spriggans formiert und waren so schnell, daß die Kobolde sie weder mit den Augen noch mit ihren Waffen verfolgen konnten.
Immer wieder gelang es den Halbgeistern in Lücken hineinzustoßen, sie bissen zu, sie packten einige der kleinen Wichte und zerrten sie in die Höhe.
Es war furchtbar.
Suko sah schon sehr bald, daß die Spriggans es nicht schaffen würden, den Kampf zu gewinnen. Die Feinde waren zu schnell und auch zu grausam. Sie griffen an, sie bissen zu, sie rissen Lücken in die Reihen der Verteidiger.
Hier ging es um mehr als nur um eine Vernichtung. Hier kämpften zwei Parteien um die Herrschaft in einem Teil des Landes Aibon.
Suko hatte seine Waffe gezogen. Die dünnen Schreie gellten in seinen Ohren. Er versuchte, auf einen der Halbgeister zu zielen, was unmöglich war.
Wenn er einen der Schädel treffen wollte, mußte er schon sehr viel Glück haben.
Also die Peitsche!
Auch sie steckte noch einsatzbereit in seinem Gürtel. War längst ausgefahren worden. Die langen Riemen hingen seitlich nach unten, und Suko zerrte sie hervor.
Bisher hatte er in einer sicheren Deckung und Distanz gestanden. Das änderte sich im nächsten Augenblick, als der Inspektor den Kampfplatz direkt betrat.
Den Griff hielt er in der rechten Hand. Er schwang die Peitsche herum, so daß die drei Riemen in kreisförmige Bewegungen gerieten. Dicht vor ihm huschte ein Halbgeist in die Höhe, dessen Maul blutverschmiert war. Bevor er sich ein neues Ziel aussuchen konnte, hatte Suko zugeschlagen. Die drei Riemen besaßen eine dämonische Kraft, die andere schwarzmagische Kräfte leicht vernichten konnte.
Der Schädel explodierte vor Sukos Augen. In diesem Augenblick atmete der Inspektor auf. Es gab also Waffen gegen die verfluchten Halbgeister, und er machte weiter.
Die Spriggans kämpften verzweifelt. Sie wollten keinen Fußbreit Boden preisgeben. Ihnen gehörte der Hügel. Sie konnten es nicht zulassen, daß andere Kräfte ihn ihnen wegnahmen.
Und so kämpften sie mit einem wahren Todesmut weiter. Sie stemmten sich gegen die schnelle Übermacht, sie bewegten sich hastig, so daß es aussah, als würden sie tanzen.
Und Suko stand zwischen ihnen. Er mußte bei seinen Bewegungen und Tritten achtgeben, daß er sie nicht zertrat. Immer wieder sprang er zur
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