0674 - Im Land der Dreemer
„Mir fällt auf, daß der Hyperphysiker Wadder Krermein noch immer nicht anwesend ist. Kann mir jemand erklären, weshalb mein Stellvertreter nicht hier ist?"
Die Wissenschaftler sahen sich um. Unruhe entstand.
„Auch Pentinura und Truminchco sind nicht da", stellte ein Transmitterspezialist fest.
Atlan winkte Leutnant Perrat Oblanc zu sich heran.
„Kümmern Sie sich um die Angelegenheit", befahl er mit gedämpfter Stimme. „Wenn Sie die drei Männer nicht spätestens in fünf Minuten gefunden haben, informieren Sie mich sofort.
Zugleich schlagen Sie Alarm bei den Sicherheitsorganen."
Oblanc entfernte sich eilig. Er hatte begriffen, wie wichtig der Auftrag war, den Atlan ihm erteilt hatte.
Der Arkonide wandte sich wieder an die Versammlung.
Augenblicklich wurde es ruhig.
„Ich wiederhole die Feststellung, die wir getroffen hatten, bevor ich diese Konferenz unterbrechen mußte.
Das Schicksal der Erde ist ungeklärt. Es spricht aber sehr viel dafür, daß sie nach wie vor irgendwo in der Galaxis existiert. Sind inzwischen Wahrscheinlichkeitsrechnungen auf der Grundlage der erarbeiteten Erkenntnisse erarbeitet worden?"
Als ob er auf ein solches Stichwort gewartet habe, trat in diesem Augenblick Espha Ahashyl, ein Positronikspezialist und Mathematiker, ein. Er hielt einige Folien in den Händen. „Sir", sagte er, „bevor ich Ihnen meine Berechnungen vorlege, möchte ich Ihnen mitteilen, daß schon vor mir jemand Wahrscheinlichkeitsrechnungen durchgeführt hat. Ich habe das Resultat herausziehen können. Mein Vorgänger ist zu der Überzeugung gekommen, daß es die Erde nicht mehr gibt."
Die Wissenschaftler sprachen erregt durcheinander. Atlan erhob sich. Damit wurde es wieder ruhig.
„Danke", sagte er. „Geben Sie uns Ihren Bericht."
„Ich habe mit anderen Daten arbeiten können, als mein Vorgänger", erklärte Ahashyl. „Danach ist die Wahrscheinlichkeit, daß die Erde irgendwo in der Galaxis materialisiert ist, sehr hoch.
Die Positronik wirft ein Ergebnis von 86,08 Prozent dafür aus.
Angesichts dieser Tatsache dürften wir fast als gewiß voraussetzen, daß es Terra noch gibt. Die Frage ist: Wo ist die Erde? Was ist mit ihr geschehen? Und schließlich, wie können wir sie wiederfinden?"
Atlan und Julian Tifflor blickten sich an.
Beide Männer atmeten unmerklich auf. Sie fühlten sich wie befreit von einer ungeheuren Last. Nie zuvor erkannte der Arkonide so klar wie in diesen Sekunden, welch unvergleichlich hohen psychologischen Wert die Existenz des Planeten Erde für diese Männer und Frauen hatte.
Perrat Oblanc kehrte in den Raum zurück. Mit schnellen Schritten begab er sich zu dem Arkoniden.
„Wadder Krermein, Pentinura und Truminchco sind verschwunden", meldete er so leise, daß niemand außer Atlan und Tifflor ihn hören konnte. „Wahrscheinlich haben sie sich abgesetzt. Es fehlen drei flugfähige Raumanzüge. Wir vermuten, daß sie damit zur Space-Jet MP-SJ 349 geflohen und dann mit dem Raumschiff gestartet sind. Die Jet ist nicht aufzufinden."
Sie wollen sich an die Laren verkaufen! stellte der Logiksektor fest. Sie haben die Wahrscheinlichkeitsrechnung vor Ahashyl durchgeführt und sind zu einem falschen Ergebnis gekommen.
Sie glauben, daß alles verloren ist und wollen das Beste daraus machen.
Krermein ein Verräter? fragte Atlan lautlos zurück. Ich kann es nicht glauben.
Die Ratten verlassen das sinkende Schiff. So sagt man auf Terra.
„Die Konferenz ist beendet", sagte Atlan und erhob sich. „Wir sprechen später über alles weitere."
2.
Kannit war mehrere hundert Parsek vom Archimedes-Sonnendreieck-Transmitter entfernt und ahnte nichts von den Vorgängen, die sich dort ereignet hatten. Vermutlich hätten sie ihn auch nicht interessiert, wenn er davon erfahren hätte.
Seine ganze Aufmerksamkeit richtete sich auf eine Vesker-Schlange, die auf einem Felsen am Ufer des Sees in der Sonne lag. Ihre Schuppenhaut glänzte grün und gelb und verriet damit, daß dieses Tier genau jenen Reifegrad erreicht hatte, bei dem es am besten schmeckte.
Vorsichtig blickte Kannit sich um, aber er konnte keine Partnerin der Schlange sehen. Alles deutete darauf hin, daß sie tatsächlich so leichtsinnig war, sich allein ans Ufer zu wagen.
Kannit glitt lautlos durch das Wasser, kroch über einige blankgewaschene Steine ans Ufer und näherte sich der Schlange.
Seine großen Grabhände schienen den Grund gar nicht zu berühren.
Als er bis auf wenige Meter an das vermeintliche
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