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0675 - Der falsche Buddha

0675 - Der falsche Buddha

Titel: 0675 - Der falsche Buddha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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war ziemlich still geworden. Nur von der Oberstadt, wo das ›normale‹ Leben pulsierte, drangen Geräusche zu ihnen wie ein fernes, dumpfes Brausen. Gaya gehörte zu den ungewöhnlichsten Orten, die Suko bisher kennengelernt hatte. Ungemein scharf war die Abtrennung zwischen den beiden Gebieten geworden.
    Suko sprach Rifa nicht an. Es wäre für ihn einer Beleidigung gleichgekommen.
    Minuten vergingen. Das Gesicht des Mannes lag im Schatten. Dennoch zeigte seine Haut einen leichten Glanz, so daß Suko auch den entrückten Ausdruck der Augen erkennen konnte.
    Rifa war in sich selbst versunken. Er ›sah‹, möglicherweise betete er auch, und er würde Suko sicherlich mit einer Erklärung dienen können.
    Auch Mandra war neben den Inspektor getreten. »Er hat sich in eine andere Welt versenkt. Nur sollten wir nicht zu lange hier stehenbleiben, denn ich gehe noch immer davon aus, daß wir unter Beobachtung stehen.«
    »Hast du Beweise?«
    »Das sagt mir mehr mein Gefühl.«
    »Ja, darauf kann man sich oft verlassen.«
    Rifas Hände lagen mit den Handflächen zusammen. Er sah aus wie ein Christ, der betete. Nach einer Weile nahm er die Handflächen voneinander weg, und aus seinem Mund drang ein langgezogener Atemzug, der eher einem tiefen Seufzen glich.
    Er schaute die beiden vor ihm stehenden Männer an wie jemand, der aus einem tiefen Schlaf erwacht war. Die Leere in seinen Augen verschwand, der Blick füllte sich wieder mit Leben.
    »Geht es dir gut?« fragte Mandra leise.
    »Ja und nein. Ich lebe!«
    »Hast du deshalb gebetet? War es ein Dank, den du den Göttern abgestattet hast?«
    »Auch. Aber ich habe schauen können. Ich konnte einen Teil meiner Seele lösen. Ich spürte, daß sich etwas Fremdes, Drohendes über unseren Köpfen verteilt. Der Beinlose und seine Diener sind nach Gaya gekommen, um die Herrschaft zu übernehmen. Er will der Buddha werden und von hier aus das Böse steuern, zusammen mit den furchtbarsten Göttern wie Schiwa und auch Kali.«
    »Stehen sie denn auf seiner Seite?«
    »Ich fürchte ja. Er hat sich ihnen versprochen, wenn sie ihm helfen, an die Macht zu gelangen. Die Probleme sind nicht geringer geworden, eher größer.«
    »Gut«, sagte Suko, der Theorien in einem solchen Moment ablehnte. »Was können wir tun?«
    »Es wird unmöglich sein, ihn aufzuhalten.«
    Der Inspektor verstand den Pessimismus nicht so recht. »Er wird nicht sofort angreifen. Wir haben Zeit bis morgen. Diese Nacht und der nächste Tag liegen vor uns. Es muß uns doch gelingen, die Verstecke der Diener des Beinlosen aufzuspüren und…«
    »Ich kann es nicht sagen. Ich habe alles versucht, um mich in seine Welt zu versetzen, doch es gibt auch für mich eine Sperre, da ich noch nicht den Stand der Erleuchtung besitze, der nötig ist, um diese fernen Reisen zu unternehmen.«
    Suko runzelte die Stirn. Er wollte auf keinen Fall den nächsten Tag untätig verstreichen lassen, griff das Thema jedoch von einer anderen Seite her an.
    »Wir müssen auch irgendwo bleiben«, erklärte er. »Hast du eine Ahnung, wo wir uns einigermaßen sicher aufhalten können?«
    Rifa dachte einen Moment nach. »Ja, es gibt hier Orte, wo sich nur wenige Menschen hintrauen, weil sie gefährlich sind.«
    »Du kennst sie gut?«
    »Ich habe mich oft dort bewegt, denn ich ging zwischen den Toten her. Es sind die großen Lehrmeister, die Fakire, die Yogi, deren Körper dort liegen und verdorren. In den alten Katakomben an den Verbrennungsplätzen, den Orten des Todes, wo der Höllenwind herweht, da könnten wir auf sie warten.«
    »Sie kennen die Stätten vermutlich auch, nehme ich an.«
    »Ich habe sie dort noch nie gesehen, doch es könnte sich etwas verändert haben.«
    »Was meinst du, Mandra?«
    Der Inder hob die Schultern. »Ich schließe mich Rifas Ansicht an. Wir sollten dort die Nacht verbringen, vielleicht auch einen Teil des Tages und überlegen, wie wir anschließend weiter vorgehen. Wenn der Beinlose die Dunklen Götter auf seiner Seite hat, werden wir versuchen, Hilfe bei ihren Feinden zu finden. Ich möchte dazu die nötige Zeit haben, und die kann ich dort bekommen, wo wir uns hinbegeben wollen: Es ist wohl für uns ein guter Platz.«
    Suko breitete die Arme aus. »Okay, ich habe nichts dagegen einzuwenden, aber ich denke auch an John Sinclair. Ich könnte mir vorstellen, daß er versuchen wird, sich bis nach Gaya durchzuschlagen, wie auch immer. Das wird Zeit kosten. Wenn er es tatsächlich schaffen sollte, wird er nach uns

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