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0675 - Der Geist von Château Montagne

0675 - Der Geist von Château Montagne

Titel: 0675 - Der Geist von Château Montagne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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schnaufte Mostache und zog vom Nebentisch einen Stuhl heran, um sich darauf niederzulassen, »daß wir damit genau einen Kopf über der Meßzahl sind.«
    »Dann köpfen wir den überzähligen Kopf einfach«, grinste Charles, »und alles ist wieder im Lot. - Was für eine Meßzahl?«
    »Verzeihen Sie, Monsieur Avenge«, bat Pater Ralph. »Unser Schmied meint das mit dem Köpfen nicht so. Sie werden feststellen, daß in diesen dörflichen Kreisen ein rauher, aber dennoch sehr herzlicher Umgangston mit der Tendenz zu makabren Scherzen vorherrscht.«
    »Meine Güte, redest du heute wieder geschwollen daher, Paterchen«, ächzte Malteser-Joe. »Mann, du stehst nicht auf der Kanzel und predigst, sondern sitzt in der Kneipe und säufst! Zum Wohle!«
    »Mein Sohn, Menschen wie ich saufen nicht, sondern nippen zaghaft am Inhalt des Glases«, belehrte Ralph ihn.
    »Zur Sache«, brummte Charles. »Was ist das jetzt mit dieser Meßzahl? Heißt das, der Pater muß jeden Sonntag eine weitere Messe lesen oder was?«
    »Es heißt, daß wir einen Bürgermeister brauchen«, sagte Mostache.
    »Brauchen wir nicht!« Charles hieb mit der flachen Hand auf den Tisch. »Haben wir nie gebraucht und werden wir auch nie brauchen.«
    Luc Avenge lächelte freundlich.
    »Jetzt eben doch«, sagte er: »Durch meinen Zuzug erhöht sich Ihre Einwohnerzahl - ich wollte sagen, unsere Einwohnerzahl, denn ich gehöre ja nun zu diesem schönen Ort, um genau eine Person über die Meßzahl hinaus, unter der kein Bürgermeister erforderlich ist, sondern die kommunale Verwaltung von der nächstgrößeren Gemeinde aus mitgestaltet wird. Für mich ist das natürlich ein Glücksfall, wenn ich alle bürokratischen Kleinigkeiten nunmehr hier vor Ort erledigen kann, statt jedesmal nach Feurs zu müssen wie beispielsweise beim Grundstückkauf und der grundbuchamtlichen Besitzeintragung…«
    »Monument mal!« grollte Charles.
    »Das heißt Moment«, korrigierte ihn der Pater.
    Charles warf ihm einen strafenden Blick zu. »Wenn ich sage, das heißt Monument, dann heißt das Monument! Ist ja schließlich monumental, was uns hier zugemutet wird. Wir köpfen den Herrn doch! Wenn wir nur deshalb 'nen Bürgermeister haben müssen, weil plötzlich eine Figur mehr hier wohnt - das muß ja wohl nicht sein! Was das kostet! Wir müssen ein Bürgermeisteramt einrichten, eine Sekretärin bezahlen, und prompt werden uns dafür die Steuern erhöht! Kommt ja gar nicht in die Tüte! Lieber Monsieur, vielleicht sollten Sie unserem Dorf ganz schnell wieder den Rücken kehren.«
    »Er sagte da eben was von Grundstückkauf und Besitzeintragung«, erinnerte Pascal Lafitte und wandte sich dem dunkel gekleideten Fremden zu, dessen Gesicht bleich war, als habe er jahrelang keine Sonne mehr gesehen; aber das konnte in der Kneipenbeleuchtung dieses wolkenverhangenen Tages täuschen. »Monsieur, heißt das, Sie haben bereits hier ein Grundstück gekauft? Wieso wissen wir davon nichts?«
    »Was für ein Grundstück ist das?« hakte Pater Ralph sofort nach. »Vielleicht das draußen vor dem Dorf mit dem alten verfallenen Haus?«
    »Das ist korrekt«, sagte Luc Avenge.
    »Finde ich überhaupt nicht, daß das korrekt ist«, murrte Charles verdrossen. »Wenn wir nur deshalb einen Bürgermeister benötigen - verdammt noch mal…«
    »Mein Sohn, du sollst nicht fluchen«, mahnte der Pater. »Auch wenn dieses Etablissement einen recht diabolischen Charakter offenbart…«
    »Eta - was?« fauchte Mostache. »Das hier ist kein ETA-Hauptquartier!«
    Avenge erhob sich.
    »Verzeihen Sie, aber ich denke, daß ich im Augenblick hier nicht sonderlich erwünscht bin. Vielleicht sollten Sie sich zunächst einmal untereinander mit der neuen Situation vertraut machen. Auf mein Wohl trinken dürfen Sie dennoch; mein diesbezügliches Versprechen hat natürlich auch in meiner Abwesenheit Bestand. Monsieur…« Er legte einen ziemlich großen Geldschein auf den Tisch und verschwand.
    »Monument mal!« knurrte Charles erneut und wollte ihm nach. Aber Luc Avenge bewegte sich unwahrscheinlich rasch; als der Schmied die Tür erreichte, bestieg der Fremde soeben den dunklen Peugeot und fuhr davon.
    Die anderen sahen sich an. Nacheinander schüttelten sie die Köpfe.
    Mostache nahm den Geldschein, rechnete kurz. Dann kam er mit kleineren Scheinen und einem Stapel-Münzen zum Tisch zurück.
    »Anstelle der Lokalrunde in den Opferstock«, schlug er vor und legte das Geld vor Pater Ralph ab. Die anderen nickten

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