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0676 - Die Höhle des Grauens

0676 - Die Höhle des Grauens

Titel: 0676 - Die Höhle des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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die Weißen heil aus der Sache herauskamen.
    Die Dunkelheit zog sie an wie ein Magnet. Me Xiang machte einen halbherzigen Schritt in den felsigen Gang. Die Sträucher schlugen wieder zusammen und verbargen die Chinesin vor der Außenwelt.
    Die Falle schnappte zu.
    ***
    »Komm zu uns, hab keine Angst, komm näher…«, lockten die drei Schwestern ihre Beute. Sie konnten die dunkle Silhouette der jungen Frau erkennen, die vor dem Höhleneingang stand.
    »Noch näher…«
    Ihre Stimmen wurden fordernder, lauter.
    Die Schwestern spürten, wie die Chinesin versuchte, sich ihrem Bann zu entziehen, und verstärkten ihre Bemühungen.
    Und hatten Erfolg.
    Me Xiang betrat die Höhle, deren Steinwände die unsichtbare Grenze des Reichs der drei Schwestern bildeten.
    Wie Furien rasten sie auf die junge Frau zu, drangen als leuchtende Bänder durch Mund, Augen und Ohren ein und übernahmen ihren Geist.
    Me Xiang blieb wie angewurzelt stehen. Von einer Sekunde auf die andere erlosch die Neugier in ihren Augen. Ihr Ausdruck wurde leer wie der einer Statue.
    »Wie seltsam«, kicherte die erste Schwester, »nach all der Zeit wieder einen Körper zu spüren.«
    Die zweite hob die Hand der jungen Frau und betrachtete fasziniert, wie sich die Finger auf ihren geistigen Befehl öffneten und schlossen.
    »Fühlt ihr die Kälte auf unserer Haut?« entgegnete sie. In ihren Worten schwang ein Hauch von Melancholie mit, als hätte sie etwas längst Vergessenes wiederentdeckt und wüßte, daß es nicht von langer Dauer sein würde.
    »Sind wir mächtig genug, um zu erreichen, was wir uns vorgenommen haben?« fragte sie die dritte Schwester, die einen Moment schwieg, ihre Antwort überdachte und sich dann entschloß, das Vertrauen ihrer jüngeren Geschwister mit ein wenig Ehrlichkeit zu belohnen.
    »Ja, das sind wir. Und doch kann es sein, daß keine von uns die Nacht erleben wird, die auf diesen Tag folgt. Wir haben einen Teil unserer Kraft gegeben, um das fremde Wesen, das die kurzen Wege beherrscht, zu bannen. Nur Kuang-shi allein weiß, ob wir die Macht des Zauberers brechen können, ohne dabei selbst zu vergehen.«
    Sie drehte den Körper der Frau und ließ ihn zum Ausgang gehen. In Me Xiangs Erinnerung sah sie, wohin die beiden Fremden gegangen waren. Mit diesem jungen Körper sollte es nicht schwierig sein, ihnen zu folgen und sie einzuholen.
    »Deine Antwort macht uns Angst«, flüsterten die jüngeren Schwestern.
    Die dritte reagierte nicht. Statt dessen ließ sie Me Xiangs Körper den staubigen Weg hinauf laufen, bis die Höhle hinter einer Biegung verschwand.
    Erst dann, als die Sicherheit ihres Gefängnisses so weit zurück lag, daß auch ihre magischen Sinne seine Aura nicht mehr spüren konnten, wagte sie eine Entgegnung.
    »Mir auch, meine Schwestern«, sagte sie ruhig, »vielleicht sogar noch mehr als euch.«
    Hoch über den Schwestern, in den grün bewachsenen steilen Felsen der Flußlandschaft, thronten die Statuen dreier Frauen, die vor langer Zeit in den Fels gemeißelt worden waren. Ihre dunklen Augen schienen der einsamen Gestalt auf der Straße anklagend entgegen zu blicken.
    ***
    Zamorra blieb stehen und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Obwohl es noch nicht einmal zehn Uhr war, soviel verriet ihm der Stand der Sonne zumindest, lag die Temperatur bereits über dreißig Grad. Hinzu kam der Dreck, der wie eine Wolke über dem künstlichen Tal stand und vom Wind gegen die Felsen gedrückt wurde. Der Parapsychologe hatte den Eindruck, als sei sein gesamter Körper von einer klebrigen Schicht aus Schweiß und Staub bedeckt.
    Die stark ansteigende Straße, über die sie Lei Feng führte, verlief entlang des Randes der großen Baustelle und schien nicht mehr als ein Provisorium zu sein. Rechts von ihnen erhoben sich die Felsen, während es links steil nach unten ging. Zamorra konnte die Spitzen einiger sandiger Hügel erkennen, die man vermutlich aus dem Flußbett abgetragen hatte. Der Parapsychologe nahm an, daß die Straße, auf der sie sich befanden, nur den Bauarbeitern als Zugang zu dem künstlichen Tal diente. Die schweren Fahrzeuge, die er überall sehen konnte, wurden wohl auf einem besser befestigten Weg hineingebracht.
    »Ich verstehe nicht, wie die da unten arbeiten können«, sagte Gryf kopfschüttelnd neben ihm.
    Zamorra wußte, was er meinte. Der Dreck und die Hitze setzte ihnen schon hier zu, im Tal selbst mußte es jedoch fast unerträglich sein.
    »Sie arbeiten für den Ruhm ihres Vaterlandes. Dabei

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