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0676 - Die Höhle des Grauens

0676 - Die Höhle des Grauens

Titel: 0676 - Die Höhle des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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andere Röhre, drückte dagegen und merkte, wie es einrastete.
    Als er diesmal kurbelte, sah er, wie sich die vorderen Räder des Baggers tatsächlich drehten.
    Zamorra unterzog den nächsten Hebel einer gründlichen Inspektion.
    »Ich will ja nicht drängeln«, sagte Gryf. »Aber die Jungs da drüben kennen ihre MPis sicher besser als einer von uns diesen Klapperatismus…«
    In dieser Sekunde machte der Bagger einen Satz nach vorne. Der Druide hielt sich am Metallrahmen fest, während Zamorra das große Lenkrad weiter einschlug und die Baumaschine langsam über den schmalen Weg holpern ließ.
    »Wie hast du das gemacht?«
    Der Dämonenjäger grinste. »Revolverschaltung, wie beim alten R4. Ich weiß zwar nicht, ob ich den richtigen Gang erwischt habe, aber er fährt.«
    »Fragt sich nur, wie lange noch«, entgegnete der Druide und zeigte ans Ende der Piste, wo die drei Geländewagen zum Stehen gekommen waren. Hinter den offenen Türen knieten Soldaten. Maschinenpistolen ragten zwischen ihnen hervor. Der Lärm des Dieselmotors war so groß, daß Gryf die Schüsse nicht hören, sondern nur das Mündungsfeuer sehen konnte. Funken sprühten an den Stellen auf, wo Kugeln am Metall des Baggers abprallten.
    Zamorra schlug mit der Hand auf die Hupe und trat das Gaspedal durch. Der Bagger beschleunigte. Allerdings mit enormer Behäbigkeit. Vermutlich , dachte Zamorra sarkastisch, ist ein Verwaltungsbeamter dagegen schnell wie eine Langstreckenrakete.
    »Na kommt schon«, sagte er leise, »weg von den Wagen…«
    Die Soldaten mußten sehen, daß der große Bagger direkt auf sie zusteuerte, aber sie schossen ungerührt weiter. Anscheinend hofften sie, entgegen aller Wahrscheinlichkeit, einen der Menschen hinter all dem Metall zu treffen.
    Oder die Angst vor ihrem Vorgesetzten war größer als ihre Angst vor dem heranrasenden Koloß.
    Der Parapsychologe spürte, wie sich seine Hände um das Lenkrad krampften. Er konnte es nicht riskieren, die Soldaten zu verletzen oder gar zu töten. Sie führten nur Befehle aus und wünschten sich in diesem Moment vermutlich, weit weg von diesem Ort zu sein.
    So wie er auch…
    »Die können doch nicht so blöd sein. Warum hauen die nicht ab?«
    Zamorra antwortete dem Druiden nicht, sondern bemühte sich, den Bagger unter Kontrolle zu halten. Er hupte erneut und bemerkte, daß einige der Soldaten sich verunsichert ansahen. Aber sie bewegten sich nicht.
    Die schwere Baumaschine hatte die Geländewagen fast erreicht. Zamorra wußte, daß er sich entscheiden mußte. Für einen Augenblick schwebte sein Fuß unsicher zwischen Gas- und Bremspedal.
    Dann trat er mit aller Kraft auf die Bremse.
    Die Reifen des Baggers gruben sich in den sandigen Boden. Staubfontänen wallten auf und raubten dem Dämonenjäger die Sicht auf die vor ihm stehenden Wagen. Er biß die Zähne zusammen, rechnete jeden Moment mit einem Zusammenstoß und dem Geräusch von zerberstendem Stahl.
    Unendlich langsam kam die große Maschine zum Stehen. Der Staub hob sich. Neben Zamorra stieß Gryf den Atem aus. Die Spitzen der Baggerschaufel befanden sich nur Zentimeter vor dem ersten Geländewagen. Dahinter standen die Soldaten, bleich und mit weit aufgerissenen Augen. Einer von ihnen sackte ohnmächtig zusammen. Er hatte den Schock wohl nicht verkraftet. Zamorra konnte es ihm nicht verübeln. Auch seine Hände zitterten.
    Die Türen der Fahrerkabine wurden aufgerissen, laute Kommandos gebrüllt. Einige Soldaten zogen Gryf aus dem Bagger und warfen ihn zu Boden.
    Aus den Augenwinkeln sah Zamorra, wie einer der Soldaten mit dem Gewehrkolben ausholte. Dann brach er auch schon bewußtlos über dem Lenkrad zusammen.
    ***
    Schweigend beobachteten die drei Schwestern die mißglückte Flucht. Sie sahen, wie der Zauberer und sein Begleiter niedergeschlagen und von dem seltsamen großen Fahrzeug, in dem sie gesessen hatten, in ein anderes, kleineres geschleppt wurden. Eine Menschenmenge hatte sich um die Soldaten versammelt.
    Die Gedanken der dritten Schwester überschlugen sich. Sie wußte nicht, warum die Soldaten so feindselig reagierten, fürchtete aber, daß auf diese grobe Behandlung der beiden Männer weitere Unannehmlichkeiten folgen würden. Anscheinend hatten sich die Menschen in den letzten zweitausend Jahren nicht sonderlich weiterentwickelt, denn solche Szenen hatte sie auch schon früher erlebt - nur unter anderen Bedingungen.
    Sie zögerte. Jetzt, wo der Moment der Entscheidung gekommen war, schreckte sie auf einmal vor dem

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