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0676 - Die Höhle des Grauens

0676 - Die Höhle des Grauens

Titel: 0676 - Die Höhle des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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einfache Weise ihrem Gefängnis entkommen waren, auch wenn es nicht für lange war. Nicht Kuang-shi war es, der sie dort festgehalten hatte; es war die älteste Schwester, die Wärter und Gefangene zugleich war. Das Ausmaß ihres Verrats betäubte die Schwestern und ließ die Einheit, die zwischen ihnen geherrscht hatte, zerbrechen.
    »Warum hat sie uns belogen?« fragte die jüngste.
    »Nur um ihrer selbst willen.«
    Die mittlere Schwester warf einen Blick auf den bewußtlosen Menschen, der neben ihnen lag. Nie zuvor hatte ihre Schwester so auf einen Menschen reagiert, der die Höhle betreten hatte. Für ihn hatte die Älteste alles gewagt, hatte sie aus dem Gefängnis bis ans Ende ihrer Kraft geführt. Sie war bereit gewesen, ihre Geschwister zu opfern, um ihn in ihr Reich zu holen. Und nun wollte sie, daß er in die Höhle zurückkehrte, um für immer zu ihr zu gehören. Sie mußte die ganze Zeit über auf diesen Moment gewartet haben.
    »Du sollst nicht bekommen, wonach du dich sehnst«, flüsterte die mittlere Schwester. »So wie du unser Leben zerstört hast, zerstören wir jetzt deins…«
    Sie richtete die Waffe in Me Xiangs Hand auf Zamorra und drückte ab.
    ***
    Die riesigen Eingangstüren schlossen sich hinter Zamorra. Hier, im Inneren des Palasts, konnte er das Knirschen der Zahnräder hören, die bei diesem Mechanismus ineinander griffen. Er warf einen Blick auf seine Begleiterin. Shao Yu ging ruhig durch den breiten, dunklen Gang. Nichts in ihrem Gesicht deutete auf ihre Pläne hin, aber Zamorra glaubte nicht, daß sie ihn in eine Falle locken wollte. Sie hätte ihn auch mit weitaus weniger Aufwand töten können, wenn das ihre Absicht gewesen wäre. Es mußte einen anderen Grund geben, weshalb sie bei dieser Prüfung gegen ihn antrat.
    »Ein Mensch und eine Frau sind meine Gegner«, kicherte Wu Huan-Tiao von links. »Das grenzt fast schon an Beleidigung.«
    Der Herold, der die drei Kandidaten durch den Gang führte, drehte sich um. In seinen Augen blitzte es. »Ich muß Euch bitten zu schweigen, ehrenwerter Wu. Eure Worte verletzen die Erhabenheit dieses Ortes.«
    Der pavianköpfige Zauberer fletschte die Zähne, wagte es aber nicht, sich gegen die Autorität des Herolds zu stellen. Er weiß genau, wie weit er mit seinen Sticheleien gehen kann, dachte Zamorra in dem Bemühen, seinen Gegner einzuschätzen. Das zeugte zumindest von einer gewissen Intelligenz. Der Dämonenjäger fragte sich, ob Wu trotz seines Affenkopfes ein Vampir war, oder ob er einem anderen dämonischen Volk angehörte. Wenn dem so war, mußte er in der Stadt ein ebenso großer Außenseiter wie Zamorra sein, denn er hatte keine anderen Tierwesen auf seiner Reise gesehen. Vielleicht war aber auch nur einer von Wus Zaubersprüchen nach hinten losgegangen und hatte ihm als kleines Andenken diesen Affenkopf hinterlassen.
    »Er hat sein Gesicht verkauft«, flüsterte Shao Yus Stimme plötzlich in seinem Kopf. Zamorra zuckte erschrocken zusammen und fluchte innerlich. Er war so in Gedanken gewesen, daß er die mathematische Litanei, die er konstant aufsagen mußte, um die Vampirin aus seinem Geist zu verbannen, abgebrochen hatte. Allerdings war es in dieser Situation möglicherweise sogar besser, wenn er sich mit ihr unterhalten konnte, ohne daß jemand anderes das mitbekam.
    »Wu Huan-Tiao war einst der Schönste unter uns«, fuhr Yu fort. »Alle Frauen wollte ihn zum Geliebten, als hofften sie, ein Teil seiner Schönheit würde auf sie übergehen. Die Götterdämonen wurden von Neid erfüllt, wenn sie ihn betrachteten. Und so schlossen sie sich eines Tages zusammen, um ihn zu verführen. Sie boten ihm Reichtümer und ewiges Leben, aber Wu hörte ihnen noch nicht einmal zu. Er war bereits reicher als viele Fürsten, und für ein Volk, das so langlebig ist wie das unsere, hat auch die Ewigkeit keinen großen Reiz. Damals wie heute war Wu ein Zauberer. Als die Götterdämonen zu ihm kamen, hatte er bereits jeden Zauber erlernt, der je in Büchern niedergeschrieben wurde. Er war sogar zu den Eremiten in die Berge gezogen und hatte mit den heiligen Frauen vom Fluß gesprochen. Für ihn gab es nichts mehr zu lernen, keine Erkenntnis, die er noch nicht erlangt hatte. Doch dann boten die Götterdämonen ihm den Schlüssel zum verbotenen Wissen und verlangten im Gegenzug sein Gesicht. Nach langem Zögern willigte Wu ein. Er glaubte wohl, mit Hilfe des verbotenen Wissens sein Gesicht irgendwann wiederzuerlangen. Aber die Götterdämonen gaben ihm

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