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0676 - Die Höhle des Grauens

0676 - Die Höhle des Grauens

Titel: 0676 - Die Höhle des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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auch immer es war, der sich in ihrem Körper befand, zögerte. Sie schien in sich zusammenzusacken und Gryf hatte den Eindruck, daß nur sein Griff sie noch aufrecht hielt.
    »Also gut«, flüsterte sie. »Wenn es die einzige Möglichkeit ist, dich zum Mitleid mit uns zu bewegen, dann…«
    Das Aufheulen eines Motors unterbrach sie. Gryf fuhr herum. Oh nein, dachte er, als er den Geländewagen sah, der um eine Kurve schoß und abrupt abbremste. Er kannte diesen Wagen, hatte ihn vor der Polizeistation gesehen. Und er kannte auch den Fahrer, der das Fahrzeug mit quietschenden Reifen zum Stehen brachte: Lei Feng, der Mann, der sie verraten hatte.
    Alarmiert beobachtete der Druide, wie Lei Feng wendete. Er gab Gas. Der schwere Geländewagen machte einen Satz nach vorne, landete auf dem steinigen Ufer und raste auf Gryf zu.
    Der stieß Me Xiang zur Seite.
    »Bring dich in Sicherheit!« rief er. »Lauf zu den Felsen!«
    Er drehte sich zu seinem bewußtlosen Freund um, der wie auf dem Präsentierteller lag. Wenn Lei Feng wollte, konnte er ihn einfach überfahren. Gryf rannte los. Hinter sich hörte er das lauter werdende Motorengeräusch. Lei Feng holte auf. Der Druide widerstand der Versuchung, sich nach seinem Verfolger umzudrehen. Damit hätte er nur wertvolle Sekunden verloren und wäre möglicherweise sogar noch gestolpert. Das tat er allerdings trotzdem, als sein Fuß von einem größeren Stein abrutschte und er das Gleichgewicht verlor. Unmittelbar neben Zamorra schlug der Druide mit einem frustrierten Schrei auf. Er warf sich herum. Riesengroß und weiß leuchteten die Scheinwerfer des Geländewagens ihm entgegen. Zu nah, viel zu nah…
    ***
    Wu Huan-Tiao schrie, als das Messer, das Shao Yu aus ihrer Robe hervorgezogen hatte, haarscharf an ihm vorbeistieß.
    Der affenköpfige Zauberer preßte sich gegen die Felswand. Er hatte körperliche Auseinandersetzungen stets verabscheut. Das war einer der Gründe gewesen, aus denen er den Beruf des Zauberers und Gelehrten ergriffen hatte. Daß er jetzt, so kurz vor seiner größten Herausforderung, bei einer solchen Auseinandersetzung sterben sollte, enttäuschte ihn mehr, als es ihn entsetzte.
    Er sah, wie Shao Yu erneut mit der schmalen Klinge ausholte. Würde sie oder ihr Komplize Tsa Mo-Ra ihm den Todesstoß versetzen, fragte er sich fast schon distanziert, und spielte das überhaupt eine Rolle? War es schlimmer, von einer Vampirin oder von einem Menschen getötet zu werden?
    Wus Augen hafteten an der Klinge, die ihm pfeilschnell entgegenschoß -und von einer Hand gestoppt wurde!
    »Wir haben ein Abkommen«, sagte Tsa Mo-Ra scharf und drehte Yus Handgelenk zur Seite, bis sie die Klinge mit einem kurzen Schrei fallen ließ. »Daran werden wir uns alle halten.«
    Wer hätte gedacht, daß in einem Menschen Ehre steckt? dachte der Zauberer überrascht.
    »Sei nicht dumm, Zamorra«, zischte Shao Yu erwartungsgemäß. »Ohne seine Sprüche ist Wu ein Nichts. Du kannst ihn leicht töten.«
    Der Mensch schüttelte den Kopf. »Nicht so. Wir Werden fair gegeneinander kämpfen. Das ist doch wohl der ganze Sinn dieser Prüfung.«
    Die Vampirin sah ihn verächtlich an. Sie schien etwas entgegnen zu wollen, brach jedoch ab, als aus den Felsen ein Grollen hervordrang. Es wurde plötzlich hell in dem schmalen Gang. Der Zauberer blinzelte in dem harten, weißen Licht, das von Sekunde zu Sekunde greller wurde. Er sah, wie der Mensch die Hand vor die Augen legte, um sich zu schützen, und folgte seinem Beispiel. Doch selbst durch seine Hände hindurch konnte Wu das Licht noch wahrnehmen. Es war, als starre er ins Zentrum der Sonne.
    Das Grollen verstummte und ebenso unerwartet, wie es aufgetaucht war, verschwand das Licht. Der Zauberer nahm die Hände herunter und wischte sich die Tränen aus den Augen. Zusammen mit den anderen stand er auf dem sandigen Boden einer kreisrunden Grotte. An den Wänden standen schwarz verhüllte Gestalten, deren Gesichter sich unter Schleiern verbargen. Wu verneigte sich vorsichtshalber, aber sie ignorierten ihn. Drei große Seerosenblätter lagen in einem weiträumigen Dreieck angeordnet vor dem Zauberer. Darauf standen je ein Tintenfaß und eine Schreibfeder. Neben den Blättern lagen schmale Pergamentstreifen. An einer der Wände entdeckte Wu eine angefangene Felsmalerei, auf der anscheinend die Landschaft der drei Flüsse dargestellt werden sollte.
    »Ehrwürdige Zauberer«, sagte eine dunkle Stimme, die von überall zugleich her zu kommen schien, »der

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