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068 - Der Vampir und die Taenzerin

068 - Der Vampir und die Taenzerin

Titel: 068 - Der Vampir und die Taenzerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marilyn Ross
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mir nicht glauben.“
    „Natürlich glaube ich dir. Warum solltest du mich belügen?“
    „Schön“, sagte er. „Es ist mein Porträt.“
    „Dein Bild?“
    „Du wirst es nicht begreifen können.“
    Ihre Augen hielten ihn fest. „Du bist der erste Barnabas?“ flüsterte sie kaum vernehmlich.
    „Ja“, gestand er bitter. „Der erste Barnabas. Das Opfer von Angeliques Fluch. Und derjenige, der Josettes Liebe verlor. Ich habe seither Dutzende von Leben geführt, und die Einzelheiten sind verwaschen und undeutlich.“
    Diana war immer noch ganz benommen. „Aber – aber, das bedeutet ja, daß du an die zweihundert Jahre alt sein mußt!“
    „Im Kopfrechnen bist du nicht zu schlagen“, sagte er mit leichtem Sarkasmus. „Das Gute an meinem Vampirzustand ist, daß ich nicht altere. Ich bin noch genauso jung wie an dem Tag, an dem der Fluch über mich verhängt wurde. Und ich altere erst dann, wenn er gebrochen wird, wenn ich wieder ein normaler Mensch bin.“
    „Das wird bald sein“, sagte Diana zärtlich.
    „Ich wollte, ich könnte deine Zuversicht teilen. Zu oft schon erlebte ich Enttäuschungen.“
    „Meine Liebe wird dich erlösen!“ versprach Diana.
    Vom Nebel eingehüllt, standen sie in der Dunkelheit. Sie drückte sich fest an den großen gutaussehenden Mann, der so lange leben und schon soviel erdulden mußte. Er war ein Phantom, eine gespenstische Kreatur der Nacht. Und doch barg der Gedanke keine Schrecken für sie, denn sie liebte ihn.
    Sanft legte er seine Arme um sie. „Du mußt morgen während der Uraufführung ganz besonders vorsichtig sein!“
    Ihre Hand umklammerte sein Cape. „Warum sagst du das?“
    „Weil ich mir nun fast sicher bin, daß Mavis Norrad ermordet wurde, und du das zweite Opfer sein sollst!“
     

     
    Die ruhige Bestimmtheit seiner Behauptung erschreckte Diana. Sie blickte in Barnabas’ sympathisches Gesicht. „Wie kommst du darauf?“
    Sehr ernst sagte er: „Im Moment kann ich nicht mehr erklären, aber es ist fest anzunehmen, daß es Mord war. Und daß der Mörder noch einmal zuschlagen wird.“
    „Aber sogar Kommissar Haig hielt Mavis’ Tod für Selbstmord!“
    „Der Mörder sorgte dafür, daß es so aussah.“
    „Warum hat die Polizei dann nicht weitere Untersuchungen angestellt?“
    „Ich bin überzeugt, genau das tut sie jetzt.“
    „Dann glaubst du also nicht mehr an die Geistertheorie? Vergiß nicht, Mary Wentworth besteht auf ihrer Behauptung, unsichtbare Hände hätten Mavis getötet.“
    „Der Schock hatte sie verwirrt. Was immer sie auch sah, es war sicher nicht Marios Geist.“
    „Aber Mavis hing genau an der gleichen Stelle wie Anya“, erinnerte ihn Diana.
    „Der Mörder will uns weismachen, Geister hätten ihre Hand im Spiel. Zweifellos wollte er gerade, nachdem er die Glocke geläutet hatte, die Kapelle verlassen. In dem Moment betratest du sie. Er hatte keine andere Wahl, als hinter dir vorbeizuhuschen. Wer auch immer es gewesen ist, macht sich nun Gedanken, ob du irgendeinen Hinweis auf seine Identität hast. Es könnte ja sein, daß dir zu einem bestimmten Zeitpunkt irgend etwas einfällt, das auf den Täter deuten könnte. Darum muß er dich beseitigen. Bitte sei vorsichtig!“
    Sie versprach es ihm. „Aber ich mache mir mehr Sorgen um dich als um mich“, sagte sie bekümmert. „Kommissar Haig hat ein besonderes Auge auf dich, und sein Mißtrauen dir gegenüber wächst. Du solltest wirklich einmal mit ihm sprechen, um ihn zu besänftigen“, riet sie ihm. „Wäre es nicht sehr unangenehm, wenn er sich mit Gewalt Eintritt ins alte Haus verschaffte?“
    „Es nützte ihm wenig. Mein Versteck im Keller ist gut getarnt. Und Hare würde schon dafür sorgen, daß die Tür zu meinem Schlafplatz versperrt ist, und Kisten und Kartons davor aufgestapelt sind.“
    „Und du glaubst wirklich, daß du unentdeckt bleiben kannst?“
    „Sie wüßten ja nicht einmal, wonach sie suchen sollten. So schlau Kommissar Haig auch ist, bezweifle ich, daß er die Vampirtheorie akzeptieren würde.“
    „Das bezweifle ich auch“, stimmte sie ihm zu. „Vermutlich hält er dich nur für exzentrisch und nicht ganz richtig im Kopf.“
    „Solange das seine Meinung ist, bin ich relativ sicher.“
    Besorgt betrachtete sie ihn. „Das Schlimme ist, daß du durch deinen Zustand gezwungen bist, gewisse Risiken einzugehen – du brauchst in bestimmten Abständen frisches Blut. Das bedeutet weitere nächtliche Vorfälle, noch mehr Gerede und erneute

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