068 - Schreckensgondel der Schneehexe
permanenten Gefahr werden
würde, wenn es nicht gelang, seinem Treiben so schnell wie möglich ein Ende zu
setzen. X-RAY-3 erreichte den Eingang und kam abrupt zum Stehen. Bei der
heftigen Drehbewegung, die er machte, spritzte der Schnee nach allen Seiten
davon. In den Ständern vor der Tür waren keine Ski abgestellt. Im Moment gab es
in dem kleinen Haus also keine Gäste…
X-RAY-3
drückte blitzschnell die Verschlüsse auf, sprang von den Brettern und rammte
die Stöcke beiläufig in den Schnee. Wenn es stimmte, was Nyreen über die Person
der Hexe und über das Mädchen Christel Burger gesagt hatte, war der Einsatz des
Smith & Wesson Lasers nicht möglich. Manchmal halfen aber andere Dinge.
Geweihte Gegenstände zum Beispiel, die sich beim Einsatz von Vampiren seit
alters her bewährt hatten. Fachleute der PSA, die sich mit der Erforschung
alter Riten und des Okkultismus in allen Völkern beschäftigten, hatten darüber
hinaus Amulette gefertigt, die in ganz speziellen Fällen angewendet wurden.
Jeder PSA-Agent trug um den Hals ein Kettchen mit einem geweihten Silberkreuz.
Wenn Flarnardas ruheloser, nach Rache dürstender Geist von Christel Burgers
Wesen Besitz ergriffen hatte, konnte dieser geweihte Gegenstand ein brauchbares
Hilfsmittel sein. Als Brent durch die Tür stürmte, riß er das Kettchen
kurzerhand von seinem Hals, entdeckte aber an der Wand gegenüber im gleichen
Augenblick ein großes Holzkreuz. Hier bei den einsam in den Bergen lebenden
Menschen stand der Glaube noch in hohem Kurs, und es gab kaum ein Haus, in dem
kein geweihtes Holzkreuz hing. X-RAY-3 vernahm die Stimme. »… seht genau hin…
sie werden alle sterben und dann doch wieder zum Leben erwachen. Ein Leben
allerdings, das sie als Sklaven in meine Dienste stellen. Wenn meine Helfer die
Haut der Opfer berühren, springt der satanische Funke auf diese Körper über und
läßt Fleisch und Blut zu Schnee werden, wie es dem Fluch der Schneehexe
Flarnarda entspricht.« Ein häßliches Lachen erfolgte auf die Worte. »Und auch
ihr werdet dabei sein, und es wird keine Rückkehr mehr für euch geben, wie es
seinerzeit für mich keine Rückkehr mehr gab.«
»Es
sei denn«, tönte da eine kräftige Männerstimme hinter der Sprecherin, »daß man
es rechtzeitig durch ein geeignetes Mittel verhindern kann und
Flarnarda den ewigen Frieden schenkt!«
Mit
einem Aufschrei wirbelte die Frau herum. Larry Brent stand Christel Burger
gegenüber. Vor ihm das weit offene Fenster, durch das er wie auf einer
Filmleinwand das Geschehen an dem gerissenen Stahlseil, auf und in der
brennenden Kabine erblickte. Die Gondel schwankte hin und her, die Flammen stiegen
prasselnd empor und bildeten zum Himmel eine dichte schwarze Rauchsäule, in der
die Skelette Flarnardas schwebten. Schwerelos und geisterhaft, getragen vom
Willen einer Frau, deren Bewußtsein den körperlichen Tod überstanden hatte.
Larry streckte Christel Burger das große Holzkreuz entgegen. In den dunklen
Augen sah er es aufflackern. Wut, Haß und Angst! Christel Burger schlug die
Hände vors Gesicht, als würde sie geblendet. Sie brach langsam in die Knie. »Weg!« preßte sie zwischen ihren Zähnen hervor. »Zurück, Wahnsinniger! Wie kannst
du es wagen… Flarnarda den Kampf anzusagen?! Ich werde dich zertreten wie einen
Wurm.« Larry Brent ließ sich nicht beeindrucken. Er merkte, daß seine
Überlegung richtig war, daß das Kreuz seine Wirkung nicht verfehlte.
»Du
wirst nicht viel damit erreichen«, ächzte Flarnarda, von deren Geist Christel
Burger besessen war. »Du kannst mich… zwar von hier… aus diesem Körper
vertreiben… Aber ich werde wiederkommen… von einem anderen Besitz ergreifen… so
leicht ist Flarnarda nicht zu besiegen… das Kreuz allein fürchte ich nicht…
aber in der Hand eines Menschen, der gewillt ist, es einzusetzen, wird… es zur
Waffe… wie jetzt… aber das allein genügt nicht… solange du Flarnarda nicht dort
erreichst, wo sie jetzt ist… und…« Ihre Stimme versagte plötzlich. Ein Zucken
lief durch den Körper der Knienden, und Bäche von Schweiß strömten über ihr
Gesicht. »Was… ist das?« rief eine schwache, kaum mehr wahrnehmbare Stimme aus
ihrem Mund. »Was… geschieht mit mir? Fremder… nicht… was tust du? Aaaggghhh… «
X-RAY-3
spürte es ganz deutlich. Es geschah noch etwas anderes, das er nicht verursacht
hatte, wenn die Worte Flarnardas als Richtschnur galten. Christine Burger brach
zusammen und rührte sich nicht
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