Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
068 - Schreckensgondel der Schneehexe

068 - Schreckensgondel der Schneehexe

Titel: 068 - Schreckensgondel der Schneehexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
Vom Netzwerk:
Schneegestöber war so dicht,
daß die Dunkelheit vor ihr aufragte wie eine schwarze, undurchdringliche Wand.
Christel Burger kannte die Strecke und war sie schon mehrfach gefahren, sowohl
mit Skiern als auch mit der Kabinenbahn, deren armdicke Trossen sich unweit dieser
Piste etwa fünfzig Meter über ihr spannten. In Dunkelheit und Schneetreiben
konnte sie sie jedoch nicht wahrnehmen. Die Trossen der Gondelbahn führten
von der rund dreihundert Meter tiefer liegenden Station bis nach Oberlech. Die
Lichter des Ortes konnte Christel Burger noch nicht erkennen, obwohl nach ihrem
Gefühl noch höchstens zweihundert Meter Abfahrt vor ihr lagen. Da ging es wie
ein Ruck durch ihren Körper, und Christel Burger glaubte, an gewaltigen
Gummibändern zu hängen, die plötzlich straff gezogen wurden. Ihre Fahrt
verlangsamte sich und kam zum Stillstand, und zwar so heftig, daß die junge
Frau meinte, sämtliche Knochen im Leib würden ihr gebrochen. Sie stand mitten
auf der Strecke! Eine Sekunde lang… dann ging die Fahrt weiter. Aber auf eine Weise,
die sie entsetzte. Nicht mehr sie beherrschte die Bretter, auf denen sie stand,
sondern die Ski beherrschten sie! Es ging rückwärts bergauf, als würden
die unsichtbaren Bänder nun eingezogen… Immer schneller wurde die Fahrt. Auf
der Spur, auf der sie ins Tal gefahren war, ging es rasend schnell zurück!
Christel Burger konnte weder Richtung noch Geschwindigkeit beeinflussen. Sie
hatte die Ski-Stöcke wie verlängerte Arme von sich gestreckt und war
außerstande, sie einzusetzen. Der gegen sie strömende Luftzug war so stark, daß
er die Stöcke nach vorn trieb.
    Christel
Burger schrie. Gellend hallte ihr Schrei durch die Kälte der Nacht, durch
Schneetreiben und die Einsamkeit der Berge. Hier war niemand, der sie hörte.
Immer höher ging es hinauf in einer rasenden, wilden Fahrt, die allen
Naturgesetzen hohn sprach. Aber existierten für sie überhaupt die Naturgesetze
noch? Schon das Erlebnis mit dem Mann, der nach fünf Jahren wieder auftauchte,
und sich als eine Art Zombie, als ein Untoter, herausstellte, paßte nicht in
diese Welt und diese Zeit. Hier spukte es, und zwar in einem unerträglichen
Maß. Christel Burger erreichte die Höhe des Gasthauses, in dem sie wohnte.
Anheimelnder, einladender Lichtschein ganz in der Nähe. Und Wärme! Aber alles
blieb unerreichbar für sie. Höher ging die Fahrt, und schneller wurde sie…
    Das
Haus wurde winzig klein, der Lichtschein von Schneeflocken und Dunkelheit
verschluckt. Christel Burger beugte sich weit nach vorn und raste doch
rückwärts den Berg hoch… in einer irrsinnigen Geschwindigkeit! Dann merkte sie,
daß sie sich nicht mehr auf der ursprünglichen Piste befand, sondern seitlich
über das steil ansteigende Gelände gezogen wurde. In hohem Tempo jagte sie auf
eine fast senkrecht hinter ihr liegende Schneewand zu. Die Frau schlug mit dem
Rücken dagegen. Der Schnee hätte sie normalerweise aufhalten und ihre Fahrt
abrupt bremsen müssen. Mit unvorstellbarer Wucht wurde die zwangsweise in die
Bergwelt Entführte jedoch durch die Schneewand getrieben. Wie ein Vorhang
gingen weiße Schneemassen vor ihr nieder, wurden aufgewirbelt und verschlossen
das Loch, durch das sie auf die andere Seite der Wand geriet.
    Der
eigene gellende Schrei hallte ihr in den Ohren. Christel Burger flog wie von
einem Katapult geschleudert durch die Luft. Sie hatte keinen Boden mehr unter
den Füßen und wußte nicht mehr, wo oben und unten war. Alles war seltsam
schwerelos. So mußte es Astronauten in ihrer Weltraumfähre zumute sein.
Christel Burger stürzte durch Dunkelheit und eisige Kälte und sank dann gegen
eine Wand, in die sie halb hineinglitt. Schnee…
    So
stürzte sie noch weich. Aber das alles wurde ihr nicht mehr bewußt. Die
physischen und psychischen Strapazen waren zuviel gewesen für sie. Die junge
Frau rutschte in sich zusammen, und der Kopf fiel seitlich auf ihre Schultern.
Reglos lag sie da. Ihre Geisterfahrt auf Skiern hatte ein Ende gefunden.
     
    ●
     
    Angelikas
Augen wurden groß wie Untertassen. Sie konnte das aufsteigende Grauen nicht
unterdrücken, als sie sah, was Larry Brent gefunden hatte. Da wankte sie und wurde
weiß wie Kalk. »Er hatte… seine Hand… schon in meinem… Fahrzeug…«, stammelte
die Frau benommen. »Da… hab ich die Tür zugeschlagen… und die scharfe Kante…«
Die Vorstellung dessen, was geschehen war, war zuviel für sie. Angelika Haas
wankte, und Larry, der neben ihr stand, sah ihren

Weitere Kostenlose Bücher