0680 - Strafplanet der Eroberer
Er grinste mich an, und seine Augen funkelten tückisch.
„Du hättest es verdient, daß ich dich windelweich schlage", sagte er mit rauher Stimme. „Aber das werde ich nicht tun.
Ich habe etwas Besseres für dich."
Er versetzte Akter tan Har erneut einen Fußtritt, so daß der Bolither bis in die Dornenbüsche flog. Ich sah, daß er sich Arme und Gesicht aufriß. Wunden entstanden, die tagelang eitern würden. Er würde Mühe haben, die Insekten daran zu hindern, ihre Eier darin abzulegen.
Nichts scheuten wir mehr, als Verletzungen durch die giftigen Dornen der Heybrischbüsche.
„Komm her, Bolither", befahl Biran Kompagie hart.
Akter ten Har gehorchte. Er kroch heran. Unmittelbar vor dem Überschweren blieb er erschöpft liegen.
„Küß mir die Füße, Bolither."
Biran Kompagie sah mich an. Ich verstand sehr wohl, was er damit erreichen wollte, daß er den Bolither in dieser Weise demütigte.
„Du kannst es dir aussuchen", sagte er zynisch. „Ich habe keinen Einfluß mehr auf dein zukünftiges Schicksal.
Du bestimmst es ganz allein. Wenn du das Bedürfnis hast, mir morgen ebenfalls die Stiefel zu lecken, dann werde ich mich deinen Wünschen nicht entgegenstellen."
Ich ließ diese Worte über mich ergehen, ohne ihm zu zeigen, wie es in mir aussah. Ich wußte, daß ich die Drohung ernstzunehmen hatte. Und ich verabscheute ihn, wie ich niemals zuvor einen Menschen verabscheut hatte. Er hob die Peitsche und ließ sie erneut über meine Schulter sausen. Rasender Schmerz durchzuckte mich, aber ich beherrschte mich. Ich schaffte es, so zu tun, als hätte ich nichts gespürt.
„An die Arbeit", schrie der Überschwere. Er war enttäuscht darüber, daß ich nicht erneut unter dem Hieb zusammengebrochen war. Ich sah es ihm an. Gehorsam wandte ich mich um und ging zu den anderen Gefangenen hinüber, die in etwa fünfzig Meter Entfernung von uns standen und alles beobachtet hatten. Jetzt knieten sie sich wieder hin und setzten ihre Arbeit mit den primitiven Werkzeugen fort, die sie erhalten hatten. Der Gouverneur wünschte, hier ein Landefeld für die großen Walzenraumer der Überschweren entstehen zu sehen.
Natürlich war es völlig sinnlos, uns damit zu beauftragen. Da uns lediglich einige Beile und Hacken zur Verfügung standen, würden wir Monate brauchen, bis ein genügend großer Raum freigeschlagen war. Die Heybrischbüsche zu roden, war eine mörderische Arbeit, die mit Hilfe einiger Desintegratorstrahler oder auch nur eines Buschfeuers innerhalb einer Stunde erledigt gewesen wäre. Darum aber ging es dem Gouverneur nicht.
Er wollte uns arbeiten sehen. Und wir sollten leiden.
Esto Conschex reichte mir das Beil, das er für mich mitgenommen hatte. Ich blickte zur Kuppel zurück. Akter tan Har kroch wie ein Tier über den Boden auf uns zu. Biran Kompagie ging grinsend hinter ihm her. Er amüsierte sich über die panische Angst des Gefangenen.
Conschex griff nach meinem Arm.
„Wir werden so tun, als ob wir nichts sehen'", sagte er.
„Sind wir schon soweit?'' fragte ich bitter.
„Wenn Sie nicht morgen schon so sein wollen wie tan Har, dann müssen Sie sich beugen." Ich nickte. Ich wußte, daß er recht hatte. Aber ich wußte auch, daß ich das nicht lange durchhalten konnte.
Früher oder später würde ich Amok laufen, wenn es so weiterging.
Die rote Sonne brannte heiß vom violett verfärbten Himmel herab. Ich kniete nieder und hieb voller Zorn auf die stacheligen Äste eines Heybrischbusches ein, sorgfältig darauf bedacht, mir die Hände dabei nicht aufzureißen. „Sie könnten uns wenigstens Handschuhe geben", murmelte Conschex.
Ich antwortete nicht. Kompagie und tan Har hatten uns erreicht.
Der Bolither griff mit bloßen Händen nach den Büschen und versuchte, sie aus dem Boden zu reißen. Natürlich zerfetzte er sich die Haut dabei. Der Überschwere warf ihm verächtlich ein Beil vor die Füße. Er nahm es auf, flüsterte mit kraftloser Stimme einige Dankesworte, und setzte seine Arbeit fort.
Die Hänge des Tales wurden von den gelb und rot blühenden Büschen überwuchert. Ihre Wurzeln gruben sich tief in den Boden. Überall stiegen junge Triebe von den Seitenwurzeln auf.
Sie lugten als messerscharfe Stacheln aus dem Boden hervor.
Nur zu leicht konnten wir uns die Knie daran aufschneiden, wenn wir nicht aufpaßten.
Am Eingang des Tales standen drei silbern schimmernde Kuppeln. In einer von ihnen waren die Gefangenen untergebracht. In der mittleren lagerten die Vorräte, und in
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