0681 - Leichenschiff der Druiden
Vater und den Totengott konzentriert. Erst jetzt fiel mir auf, dass der Untergrund seine Durchlässigkeit verloren hatte. Er war wieder zugewachsen. Eine Magie existierte nicht mehr.
Und der alte Druide bewegte sich über das Gras wie über einen Teppich. Es war sein Refugium, er breitete die Arme aus, spreizte die Hände.
Aus dem Etwas, das aussah wie sein Kopf, drangen unverständliche Laute. Er redete in einer alten Sprache, als wäre er dabei, die Natur zu beschwören. Die Stimme war zu einem Flüstern herabgesunken, er hielt den Blick gesenkt, suchte den Boden ab, murmelte weiter und bewegte seine gummiartigen Finger.
Ich glaubte kaum daran, dass er immer so bleiben würde. Mit seiner Gestalt hätte er die Menschen eher abgeschreckt als zu sich gelockt. Er wollte sie ja haben. Meiner Ansicht nach musste er irgendwann in das Stadium einer Verwandlung eintreten.
Ich trat ihm in den Weg.
Bevor er gegen mich laufen konnte, stoppte er seinen Schritt und hob den Kopf an.
So dicht hatte ich ihm noch nie gegenübergestanden. Er strömte einen Geruch aus, den ich nicht mochte. Eine Mischung aus Moder und verfaulten Pflanzen, umweht vom Hauch der langen Jahrhunderte, der wie ein Tuch durch die Zeiten glitt.
»Deine Zeit ist vorbei, Druide!« sagte ich leise, aber sehr deutlich. »Es ist nicht mehr so wie früher.«
Er hob den Kopf an. Alles an ihm bestand aus Lianen und Pflanzenstielen. Sie waren ineinander verschlungen, sie bildeten einen Wirrwarr, der kein Licht durchließ und schon als eine kompakte Masse angesehen werden musste.
Aber in Höhe der Augen gab es Löcher!
Sie erinnerten mich an winzige Laternen, gefüllt mit einem gelbgrünen Licht, das zu seiner Erscheinung passte. Für mich war es die magische Energiequelle dieser Gestalt.
Er wollte es nicht wahrhaben. Abermals drang mir seine Flüsterstimme entgegen. »Du irrst dich. Ich habe Freunde, die alles für mich vorbereiteten. Der Schneemensch wird wieder an meiner Seite sein. Das Leichenschiff brauche ich nicht mehr. Es ist im Mahlstrom der Zeiten verschwunden wie auch der Krake. Er wird in den Meeren des Landes Aibon weiterhin existieren, aber ich bin aus Guywanos Reich zurückgekehrt, um die Menschen wieder an mich zu gewöhnen.«
»Nein, das hat keinen Sinn.«
»0 doch, es hat Sinn. Das hier ist mein Refugium. Ich werde es mit seiner alten Magie füllen…«
»Das geht nicht mehr. Die Eiche ist gefällt worden. Die Kraft des Baumes kann nicht mehr auf dich übergehen. Die Zeit der Eichenkundigen war einmal, Druide…«
»Glaubst du das wirklich?«
»Ja, das glaube ich.«
»Kann es nicht sein, dass sich der Baum nur verwandelt hat? Dass er einfach eine andere Gestalt annahm?«
»Tut mir Leid, ich sehe ihn nicht.«
»Doch, die Kraft ist erhalten geblieben. Sie hat sich nur umgebildet. Es stimmt, dass die Eiche zerstört wurde, aber ich habe mich in den Schutz ihrer magischen Äste und Zweige begeben, die mich wie einen Mantel umwickeln. Ich bin nicht nur der Eichenkundige, ich bin selbst die Eiche.«
Mit diesem Geständnis hatte ich nicht gerechnet. Unwillkürlich ging ich zurück. Nicht aus Angst, ich wollte mir nur eine besseren Sichtwinkel verschaffen.
»Du bist…«
»Ich bin der Druide, ich bin die Eiche. Die meisten Zweige sind verdorrt, aber diejenigen, in denen das alte Wissen lebt, haben die Zeiten überstanden und sind dabei, mich zu beschützen. Deshalb konnte ich überleben, deshalb habe ich vertraut, auch meinen beiden Helfern, denen es gelang, die Brücken zwischen den Welten zu schlagen. Sensible Menschen, denen die Natur und deren alte Religionen nicht gleichgültig sind. Sie werden die Ersten sein, die meine Macht erleben. Ich aber möchte dich fragen, ob du auf meiner Seite stehen willst oder dein altes Leben weiterführen möchtest.«
»Muss ich dir darauf wirklich eine Antwort geben?«
»Ich möchte es hören!«
»Gut. Dann will ich dir sagen, dass ich nicht auf deiner Seite stehe. Ich muss meinen eigenen Weg gehen.«
»Feindschaft also?«
»Nicht unbedingt…«
»Wer nicht zu mir steht, der ist gegen mich. Dieses alte Gesetz gab es schon zu meiner ersten Zeit. Du solltest es dir wirklich merken. Und ich bin gezwungen, danach zu handeln. Wie ich dich kenne, wirst du keine Ruhe geben, und das ist schade. Auch ich kann dich nicht in Ruhe lassen. Ich habe meine Helfer gefunden, ich werde…«
»Nein, du wirst nichts mehr.«
Er wich zurück. Und plötzlich veränderte er sich. Er hatte mir vorhin erzählt, dass
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