0681 - Leichenschiff der Druiden
Warnung durch den Wind. Irgendwie brachte er eine Botschaft mit, die der Mann jedoch nicht begriff. Das Rauschen und Wehen schien mit Stimmen gefüllt zu sein, die aus einer anderen Welt kamen.
Es musste einfach etwas passieren…
Sinclair blieb am Rand der Mulde stehen, den Kopf gesenkt, den Blick auf die Fläche gerichtet.
Vom langen Starren fingen seine Augen an zu tränen. Einige Male wischte er sie trocken, ohne jedoch viel daran ändern zu können.
So verging die Zeit…
Sinclair blieb nicht auf der Stelle stehen. Er nahm eine Wanderung auf und ging am Rand der Mulde entlang. Es spielte keine Rolle, von welch einer Stelle er hineinschaute. Wichtig war nur, dass er den Platz auch behielt.
Er hätte sich gern seinen Sohn zur Seite gewünscht, aber John war noch nicht wieder aufgetaucht.
Horace F. Sinclair konnte sich auch nicht vorstellen, wohin es den Geisterjäger getrieben hatte. Jedenfalls befand er sich nicht in seiner Nähe. Er hätte sich sonst bemerkbar gemacht.
Plötzlich passierte es. Es fing sehr langsam an, sodass der einsame Beobachter schon genau hinschauen musste, um überhaupt etwas erkennen zu können.
Unter dem Boden entstand eine gläserne Zone. Nicht, dass der Grund schon sehr durchsichtig gewesen wäre, denn ein Teil der Dunkelheit blieb noch, aber ein grünes Licht drang aus der Tiefe nach oben und war dabei, die Schüssel auszufüllen.
Je mehr sich das Licht ausbreitete, umso tiefer gab es den Blick in das Innere der Erde frei.
Ein Bild oder eine Szene zeichnete sich dort nicht ab. Nur die gläserne Tiefe, angefüllt mit grünem Licht, an einigen Stellen heller, an anderen, besonders an den Rändern, dunkler.
Hatte das etwas zu bedeuten?
Horace F. Sinclair wusste genau, dass er an einem sehr wichtigen Punkt stand. Dieser Fall konnte leicht kippen, und ihm war es zudem gelungen, einen Blick in eine andere Welt zu werfen.
Der Name Aibon kam ihm wieder in den Sinn. Sein Sohn wusste darüber besser Bescheid, nur konnte er ihn nicht fragen.
Das Rauschen des Meeres wirkte wie eine ferne Geräuschkulisse, die nicht abbrach. Sie wehte dem einsamen Mann entgegen, und sie schien auch dafür zu sorgen, dass sich innerhalb der Mulde etwas von der Seite her hineinschob und noch nicht genau zu erkennen war.
Ein dunkler, kompakter Klumpen auf einer lautlosen Reise von einer Welt in die andere.
Kein Widerstand hielt den fremden Klumpen auf. Aber er nahm allmählich Formen an, und plötzlich weiteten sich die Augen des Mannes. Aus dem Klumpen war ein Schiff geworden.
Ein alter Zweimaster mit geblähten Segeln, der durch diese geheimnisvolle Welt trieb. Horace F.
Sinclair erinnerte sich an die Berichte seines Sohnes. John hatte von einem Leichenschiff der Druiden gesprochen, und jetzt genau bekam er dieses Schiff zu Gesicht.
Kein Irrtum, es war alles so, wie er es sah. Der Schweiß strömte Sinclair aus den Poren. Sein Herzschlag beschleunigte sich. Die Aufregung war kaum auszuhalten, und die Furcht drückte seinen Magen immer stärker zusammen. Er war es nicht gewohnt, mit dem Unheimlichen und dem Unbegreiflichen konfrontiert zu werden, das war Johns Sache, doch der war…
Seine Gedanken stockten. Sinclair wollte es nicht glauben, aber es gab daran nichts zu rütteln.
Das Deck des alten Leichenschiffes war nicht leer. Zwei Personen sah er dort.
Eine Gestalt stand auf dem Bug und schaute in die Ferne. Die hatte Sinclair senior noch nie zuvor gesehen. Sie sah aus wie ein aus Pflanzen geformter Mensch.
Die zweite Person kannte er sehr gut. Sie hielt sich mittschiffs auf und war sein Sohn John…
***
Suko sah die Bestie, die Bestie sah ihn!
Und beide waren von diesem Anblick überrascht, sodass zunächst keiner von ihnen reagierte.
Der Inspektor hatte den Eindruck, als würde der Kopf des Schneemenschen nur noch aus Maul bestehen, denn die Bestie hatte ihre Kiefer weit aufgerissen. Mächtige Zahnreihen schimmerten dort in einem hellen Gelbweiß. Dazwischen hingen die Geiferfäden, und eine dunkle Zunge lag wie ein mächtiges Stück Fleisch im Maul.
Dunkle Augen, eine affenähnliche Nase, frei liegende Ohren. Dieses eisgraue Zottelhaar, das auch an den mächtigen Armen entlanglief und erst dort aufhörte, wo sich die Pranken befanden.
Sie waren mit Krallen versehen, die auf Suko den Eindruck von kleinen Messerspitzen machten.
Rami und Ray hatten ihn wahrscheinlich nicht gesehen. Von ihnen hatte er noch keine Reaktion gehört, aber der Schneemensch schickte ihm ein wütendes
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