0683 - Monster aus dem Schlaf
riesigen Pentagramms. Also ist doch Magie im Spiel.«
Zamorra lehnte sich zurück und tauchte abwesend ein Stück Roti-Fladenbrot in eine Joghurtsoße.
Das Pentagramm lieferte leider kein Hinweis darauf, welchen Zweck es erfüllen sollte. Je nach Ausrichtung konnte man sowohl weiße wie auch schwarze Magie darin ausüben. Das hing von dem Magier ab. In diesem speziellen Fall war allerdings relativ klar, dass es sich um Schwarze Magie handelte.
»Was hat er vor?«, murmelte der Dämonenjäger. »Und wer ist er überhaupt?«
Nicole fischte ein Stück Gurke aus dem Joghurt. »Ich tippe auf den Poltergeist. Zumindest passt das zu der Art des Angriffs in dem Archiv. Nur, was hat er mit diesen Monstern zu tun, die dich angegriffen haben?«
»Für die ist der Junge verantwortlieh. Ich glaube, dass der Poltergeist ihn benutzt.«
Die Theorie klang so weit logisch, aber Zamorra hatte den Eindruck, dass noch etwas fehlte - ein Puzzlestück, um dem Ganzen Sinn zu geben…
Die Tür des Restaurants öffnete sich, und ein Zeitungsverkäufer trat ein.
»Evening Standard«, sagte er so laut, als hoffe er, auch Leser im Nebenhaus anzusprechen. »Standard.«
Nicole sah die Schlagzeile, hob die Hand und sicherte sich ein Exemplar der Londoner Abendzeitung.
»Sieh dir das an«, sagte sie mit einem Blick auf die erste Seite.
Zamorra drehte den Kopf, um mitlesen zu können.
Die Buchstaben sprangen ihm förmlich entgegen:
Haus der Angst Wie ein Polizeisprecher heute bekannt gab, sind in den letzten zwei Monaten sechs Personen aus einem Hochhaus in Whitechapel verschwunden. Erst heute wurde der neueste Fall der verschwundenen Mrs. Angela Pearson bekannt. Alle waren alleinstehend und verfügten über geringe soziale Kontakte, so dass ihr Verschwinden möglicherweise erst verspätet entdeckt wurde. Die Polizei schließt ein Verbrechen nicht aus und bittet…
Nicole und Zamorra sahen sich an. Es waren Momente wie diese, die beide daran zweifeln ließen, dass es Zufälle gab, denn es war mehr als unwahrscheinlich, dass ein Zeitungsverkäufer mit den dringend benötigten Informationen genau im richtigen Augenblick auftauchte - so etwas passierte nur in schlechten Romanen.
Zamorra schüttelte den Gedanken ab und konzentrierte sich wieder auf das eigentliche Problem. Sechs Menschen waren verschwunden, vermutlich tot.
Sechs Opfer für den Poltergeist.
Er betrachtete die Karte. Fünf Zacken des Pentagramms. Fünf Orte, an denen Menschen gestorben waren und in deren Zentrum das Hochhaus lag.
Warum?
»Christliche Numerologie«, sagte Nicole plötzlich. »Welche Zahl steht für den Menschen?«
»Die Fünf«, entgegnete Zamorra. Die Mystiker hatten jeder Zahl zwischen eins und sieben eine Bedeutung zugeordnet, die sich auf die Schöpfungsgeschichte bezog. Die Zahl fünf stand für den Menschen, während die sechs dem Teufel zugeordnet wurde.
Zamorras Augen weiteten sich.
»Natürlich! Der Poltergeist will ein Aufstiegsritual durchführen. Jack the Ripper tötete fünf Menschen. In der Mitte dieses Pentagramms tötet der Poltergeist sechs. Das symbolisiert den Aufstieg vom Menschen zum Teufel.«
»Er will zum Dämon werden«, brachte Nicole seine Ausführungen auf den Punkt. »Und wenn das letzte Opfer heute vermisst gemeldet wurde, dann wird er das Ritual so schnell wie möglich durchführen wollen.«
»Um Mitternacht, dem traditionellen Zeitpunkt für schwarzmagische Rituale.«
Zamorra stand auf und warf einen bedauernden Blick auf das Curry Vindaloo und das Chicken Tandoori, das gerade von einem indischen Kellner an ihren Tisch gebracht wurde. Während Nicole die Karten zusammenpackte, legte er einige Pfundnoten auf den Tisch.
»Möchten Sie nicht erst essen, bevor Sie bezahlen?«, fragte der Kellner irritiert.
Zamorra seufzte. »Und ob…«
Mit dieser wenig erhellenden Auskunft ließen die beiden Dämonenjäger den Mann stehen und verließen hektisch das Restaurant.
Sie hatten nicht mehr viel Zeit.
***
Chris und David Hale saßen mit gesenktem Kopf am Küchentisch und spielten lustlos mit ihrem Essen. Catherine saß ihnen gegenüber und klopfte ungeduldig mit den Fingern auf den Tisch.
»Also, keiner von euch hat die E-Mail an den Professor geschickt?«
Ihre beiden Söhne schüttelten den Kopf.
»Und warum bist du weggelaufen, Chris?«
»Bin ich nicht. Ich hatte nur keinen Bock, mit dem Typen zu reden. Das ist alles.«
Er sah seine Mutter trotzig an.
Catherine gab das Verhör auf. Sie spürte, dass sie so nicht
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