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0688 - Das Hohe Volk

0688 - Das Hohe Volk

Titel: 0688 - Das Hohe Volk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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zählten nicht mehr, denn es war alles vorbereitet.
    Jetzt musste er nur noch herausfinden, welches Können der Mensch verbarg.
    Dann war er bereit.
    ***
    Nicole machte einen Bogen um die Halle, aus der sie den Lärm der Maschinen hören konnte. Wo Maschinen arbeiteten, befanden sich meistens auch Menschen, und sie wollte ein Treffen mit den Bewohnern des Turms erst einmal vermeiden.
    Wichtiger war es, sich zunächst zu orientieren und sich einen Überblick zu verschaffen.
    Also folgte sie den Schienen nicht weiter, sondern wechselte auf einen Gang, der nach links abknickte. Die Spinnweben an der Decke und die Schimmelpilze an den Wänden ließen darauf schließen, dass er nicht häufig benutzt wurde.
    Das kam Nicole entgegen.
    Der Gang lag im Halbdunkel, obwohl die Dämonenjägerin nirgendwo Lichtquellen entdecken konnte. Die Helligkeit schien aus den Steinen selbst zu kommen.
    Nach einer Weile entdeckte Nicole eine Tür auf der rechten Gangseite. Sie blieb zögernd stehen, legte dann aber doch die Hand auf die eiserne Klinke und öffnete die Tür einen Spalt.
    Dahinter lag ein verstaubter Raum im Dämmerlicht.
    Nicole sah seltsame Apparaturen, die sich vom Boden bis zur Decke wanden, Flaschen voller bunter Flüssigkeiten, einen Schreibtisch, der mit ausgebleichtem Papier bedeckt war und auf dem, wie sie zu ihrer Überraschung bemerkte, eine Art vorsintflutlicher Computer stand. Eine große Dampfmaschine nahm eine komplette Wand des Zimmers ein.
    Nicole schloss die Zimmertür wieder und ging weiter. Ihre Neugier war geweckt worden, und so öffnete sie auch die nächste Tür.
    Was immer hier einmal gelebt hatte, war nicht menschlich gewesen. Nicole konnte keinen Gegenstand zuordnen und erkannte noch nicht einmal, wo der Bewohner vor langer Zeit gesessen oder gelegen hatte. Nur die Apparaturen ähnelten sich.
    Zimmer für Zimmer ging sie so durch, bis sie zu dem Schluss kam, dass in diesem Turm einmal ein ganzes Volk aus unterschiedlichen Wesen gelebt haben musste, das längst vergangen war.
    Nicole fragte sich, was passiert war Hatten sie ihre Forschungen aufgegeben? War es zum Streit untereinander gekommen, bei dem sie sich gegenseitig umgebracht hatten, oder hatte es eine Bedrohung von außen gegeben, der sie nur durch eine Flucht entkommen konnten?
    Sie bezweifelte, dass sie das jemals erfahren würde.
    Die Dämonenjägerin schloss die Letzte der Türen und bog um die Ecke. Ein zweiter Gang lief von rechts auf sie zu, und sie wollte gerade daran Vorbeigehen, als sie Schritte hörte, die rasch näher kamen.
    Nicole fluchte innerlich, als ihr klar wurde, dass sie nicht mehr genug Zeit hatte, um sich in einem der Zimmer zu verstecken.
    Sie hatte keine andere Möglichkeit, als sich auf einen Kampf einzulassen.
    Nicole duckte sich.
    ***
    Farod sprang von seiner Holzplattform und begab sich in den Raum, wo das Hohe Volk hinter der Nebelwand auf ihn wartete. Er verneigte sich tief und warf einen kurzen Blick auf den Diener, der auf den Knien hockte und nervös mit seiner Kette spielte.
    Der Aufseher konnte ihm seine Angst nicht verdenken. Ihm selbst klopfte das Herz bis zum Hals, wenn er daran dachte, wie er das Hohe Volk betrog. Er musste so schnell wie möglich zurück, um den ungesicherten Eingang zu reparieren.
    »Herr?«, fragte er an die Nebelwand gerichtet.
    »Aufseher«, entgegnete die wundervolle Stimme. »Hast du den Vorschlag deines Dieners ausgeführt?«
    »Ja, Herr«
    »Und?«
    Der Aufseher zögerte einen Moment. Es war wirklich so einfach gewesen, wie Cylas behauptet hatte, aber es wäre taktisch unklug gewesen, das zuzugeben. Also sagte er: »Nun, Herr, die Grundidee war richtig. Durch mein zusätzliches Wissen gelang es mir, die Maschine zu reparieren.«
    Cylas stieß erleichtert die Luft aus.
    »Du hattest Recht«, sagte die Stimme zu ihm.
    Er nickte. Großer Stolz erfüllte ihn. Niemand in seinem Stamm hatte je zugegeben, dass eine Idee, die er gehabt hatte, richtig war. Selbst das Rad, das in all diesen Maschinen eingesetzt wurde, wollten sie nicht akzeptieren.
    Aber jetzt sagte das Hohe Volk, dass er richtig gehandelt hatte.
    »Ja, Herr«, stimmte er zu. »Ich hatte tatsächlich Recht.«
    Die Stimme wandte sich wieder an Farud. »Was ist deine Meinung, Aufseher? Ist der Diener bereit, sich die Maschine anzusehen, die dir so viel Probleme bereitet?«
    »Ich würde das nicht als Probleme bezeichnen. Es ist nur -«
    »Ist. Er. Bereit?«, wiederholte das Hohe Volk mit deutlicher Ungeduld.
    Farud nickte

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