Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0688 - Das Hohe Volk

0688 - Das Hohe Volk

Titel: 0688 - Das Hohe Volk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
Vom Netzwerk:
sollte, aber sie war bereit, ihr Leben dafür einzusetzen.
    Cylas, dachte sie. Wo bist du nur?
    ***
    »Das ist ein Test«, erkannte Zamorra. »Wer auch immer dahinter steckt, will wissen, was wir können.«
    Er stemmte sich gemeinsam mit Fu Long und Kooranovian gegen die Steinmauer, aber auch ihre gesammelten Kräfte hielten sie nicht auf.
    Die Mauer glitt unaufhaltsam weiter.
    »Zu einem Test gehört eine Lösung«, sagte Fu Long. »Es muss also etwas geben, mit dem wir unseren Tod in den Flammen verhindern können.«
    Zamorra hatte den Eindruck, zum ersten Mal Nervosität in seiner Stimme zu hören. Ausnahmsweise schien der Vampir keinen Plan in der Hinterhand zu haben.
    Kooranovian war während dieser Diskussion ruhig geblieben, hatte nichts gesagt und so gewirkt, als höre er überhaupt nicht zu. Zamorra fragte sich, ob die Aussicht auf den Flammentod ihn so entnervt hatte, dass er sich in sich selbst zurückgezogen hatte.
    Dass dem nicht so war, erkannte der Dämonenjäger, als Kooranovian sich von der Mauer abstieß und vor dem Flammenmeer stehen blieb. Sein Maul öffnete sich.
    Über das Fauchen des Feuers hinweg hörte Zamorra einen brummenden Ton, der so tief war, dass er ihn wie einen Bass im Magen spüren konnte.
    Der Ton wurde lauter. Kooranovian hob die Arme, schien das Geräusch damit zu bündeln und zu verstärken.
    Der Boden begann zu vibrieren.
    Zamorra presste sich die Hände auf die Ohren, aber der brummende Ton hatte seinen ganzen Körper erfasst. Blut schoss ihm aus der Nase und tropfte auf den Boden. Seine Knie wurden weich. Er rutschte langsam an der Wand nach unten.
    Was zum Teufel soll das?, fragte er sich benommen, unsicher, ob der Tiger sie ausgerechnet jetzt angriff, oder ob er wirklich einen Plan hatte.
    Neben ihm schien Fu Long ähnliche Bedenken zu haben. Der Vampir, den die Schallwellen wesentlich geringer beeinflussten, machte einen Schritt nach vorn und holte aus. Es sah aus, als wolle er Kooranovian in die Flammen stoßen.
    Im gleichen Moment breitete der Tiger blitzschnell die Arme aus. Das Flammenmeer wurde gegen die Wände gepresst, bis ein breiter Mittelgang frei wurde, der zur nächsten Tür führte.
    Das Geräusch verstummte.
    Zamorra kam unsicher auf die Beine und wischte sich das Blut aus dem Gesicht.
    Kooranovian drehte sich zu ihm und Fu Long um. In seinen Augen waren die Adern geplatzt. Sie leuchteten Zamorra blutrot entgegen.
    Wenn der Tiger die Absicht des Vampirs bemerkte hatte, so ging er nicht darauf ein.
    »Gehen wir«, sagte er knapp.
    ***
    »Großartig«, sagte der, den sie das Hohe Volk nannten, begeistert.
    Endlich wusste er, über welche Fähigkeiten das Tierwesen verfügte. Stück für Stück fügte sich das Puzzle zusammen.
    Den Vampir brauchte er kaum zu testen. Er wusste, wozu diese Spezies in der Lage war, aber die Reaktion des Tierwesens war eine wahrhaftig wundervolle Überraschung gewesen. Noch nie hatte er eine solche Fähigkeit bei einem Wesen gesehen.
    Aber was konnte der Mensch?
    Bis jetzt hatte er keine Anzeichen von Magie gezeigt. Das verwirrte ihn, denn ihm war klar, dass der Mensch Magie besitzen musste. Sonst hätte der Kundschafter des Stammes nie zu ihm gefunden.
    Er konnte nicht sagen, wer vor unendlich langer Zeit herausgefunden hatte, dass die Angehörigen des Stammes der Ebene etwas Besonderes konnten. Sie wurden von Magie angezogen, wie Motten vom Licht.
    Er stellte sich vor, wie sie einst aus allen Richtungen auf den Turm zugeströmt waren, nicht wissend, dass es seine Magie war, die sie förmlich zwang, zu ihm zu kommen. Seitdem lebten sie dort, und das Hohe Volk hatte sich ihr Können zunutze gemacht.
    Nun, dachte er, vielleicht aus anderen Gründen als ich, aber das spielt keine Rolle mehr. Sie sind längst vergangen. Nur ich bin noch hier. Vielleicht ist das der Wille der Götter.
    Wenn es nur nicht die ständigen Probleme mit den Maschinen gegeben hätte!
    Sein Projekt hätte schon viel weiter sein können, aber die Stammesmitglieder, die er durch das Portal gehen ließ, kamen nicht immer dort an, wo sie die Magie wahrgenommen hatten. Manchmal landeten sie einige Tagesreisen entfernt, verirrten sich in den unbekannten Welten oder wurden sogar getötet.
    Das war dem Kundschafter passiert, den er zu dem Menschen ausgeschickt hatte. Trotzdem hatte es funktioniert, auch wenn er nicht wusste, weshalb der zweite Mensch ebenfalls durch das Portal geschickt worden war und dann verschwand.
    Er schüttelte den Gedanken ab.
    Die Fehlschläge

Weitere Kostenlose Bücher