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0688 - Das Hohe Volk

0688 - Das Hohe Volk

Titel: 0688 - Das Hohe Volk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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Tigers und riss ihn zu Boden.
    Etwas schoss unmittelbar über seinen Kopf hinweg, prallte gegen die Wand und fiel metallisch klirrend zu Boden.
    Es war ein zugespitztes Metallrohr.
    Der Tiger knurrte, löste sich aus seinem Griff und sprang auf.
    »Wag es nie wieder, mich anzufassen, Mensch!«, fauchte er. Mit einem wütenden Tritt beförderte er das Rohr den Gang hinunter.
    Zamorra stand auf und klopfte sich den Staub aus der Kleidung.
    »Kein Problem«, entgegnete er ironisch. »Das nächste Mal gibt es dann eben Tiger am Spieß.«
    Kooranovian wandte sich wortlos ab und ging weiter.
    Fu Long schloss zu Zamorra auf und betrachtete nachdenklich den breiten Rücken des Tigers.
    »Hass ist eine Waffe, die sich stets gegen ihren Träger richtet«, sagte er. »Ich glaube, dass Kooranovian beginnt, das zu verstehen.«
    »Große Worte für ein Wesen, das sich von menschlichem Blut ernährt«, warf der Dämonenjäger ein.
    Fu Long neigte den Kopf. »Ich habe dir damals gesagt, dass ich seit langer Zeit kein Blut mehr getrunken habe.«
    »Du hast mir auch gesagt, der Sklave hätte sich losgerissen.«
    »Beides ist wahr.«
    Sie gingen schweigend den schmalen Gang entlang. Der Tiger blieb immer ein paar Schritte vor ihnen, als wolle er die Distanz, die er zu ihnen spürte, auch körperlich ausdrücken.
    »Aber wie kannst du leben, wenn du kein Blut trinkst?«, fragte Zamorra nach einer Weile.
    Fu Long zuckte mit Schultern. »Es gibt vieles über meine Spezies, das du nicht weißt.«
    »Zum Beispiel?«
    »Darüber sollten wir ein ande-«
    »Eine Tür«, unterbrach ihn Kooranovian.
    Sie bogen um eine Ecke und standen vor einer breiten Holztür, die den Gang beendete.
    Der Tiger berührte die Klinke und zog seine Pranke sofort wieder zurück.
    »Sie ist heiß«, sagte er überrascht. Er hob den Kopf und sog die Luft ein. »Aber ich rieche kein Feuer.«
    »Wenn es dahinter trotzdem brennt, werden wir beim Öffnen der Tür eine Explosion auslösen.«
    »Wenn wir sie nicht öffnen, müssen wir den ganzen Weg zurückgehen«, hielt Kooranovian dagegen. »Und wie ich schon sagte: Dahinter verbrennt nichts. Das würde ich riechen.«
    Fu Long lächelte. »Unsere Neugier wird es nicht erlauben, zurückzugehen, ohne dass wir wissen, was hinter dieser Tür liegt. Wir sollten sie öffnen.«
    »Also gut«, murmelte Zamorra. Er zog seine Smokingjacke aus, wickelte sie um seine Hand und trat vor. Überraschenderweise widersprach der Tiger nicht, sondern presste sich neben dem Vampir gegen die Wand. Wenn es wirklich zur Explosion kam, waren sie dort halbwegs sicher.
    Zamorra holte tief Luft, griff nach der Klinke und zog die Tür auf.
    Brüllende Hitze schlug ihm entgegen. Der ganze Raum stand in Flammen. Durch die wabernde Luft entdeckte der Dämonenjäger kleine Gasdüsen, die dem Feuer ständig Nahrung gaben. Wände, Decke und Boden glühten rötlich.
    »Man hat wohl damit gerechnet, dass wir hierhin kommen«, sagte Zamorra, als Fu Long und Kooranovian neben ihn traten. »Hier geht's in jedem Fall nicht weiter.«
    Ein donnerndes Geräusch ließ alle drei herumfahren. Eine Mauer versperrte plötzlich den Rückzug. Steine knirschten, als sich die tonnenschwere Konstruktion zentimeterweise auf sie zu bewegte.
    Zamorra warf einen Blick in die Flammenhölle und schätzte die Zeitspanne ab, die ihnen noch verblieb, bevor die bewegliche Mauer sie hineinstieß.
    Es waren nur wenige Minuten.
    »Ich bin für alle Vorschläge offen«, sagte er trocken.
    ***
    Nicole hechtete nach vorn.
    Die beiden Hälften des Eisenrings, die aus gegenüberliegenden Wänden aufeinander zu geschossen waren, prallten gegeneinander, verhakten und verkanteten sich.
    Verwirrt beobachtete die Dämonenjägerin, wie eine Kette, die von der Decke hing, mittels eines unsichtbaren Mechanismus in Gang gesetzt wurde und die Eisenteile langsam verbog.
    Nicole hörte das Klacken von Zahnrädern und das Knirschen von Metall, als die Eisenringe, die mittlerweile wie ein gordischer Knoten aussahen, aus ihren Verankerungen gezogen wurden und sich immer stärker verhakten.
    Gleichzeitig war die schwere Kette an der Grenze ihrer Belastbarkeit angekommen. Eines der Glieder bog sich Millimeter um Millimeter auf. Die Spannung, die auf dem Material lag, stieg mit jeder Zahnraddrehung.
    Die Kette riss.
    Nicole warf sich auf den Boden, als einzelne Kettenglieder wie Geschosse durch die Luft rasten. Der obere Teil der Eisenkette peitschte gegen die Kunstwerke, zertrümmerte Spiegel, Bäume und

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