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0688 - Das Hohe Volk

0688 - Das Hohe Volk

Titel: 0688 - Das Hohe Volk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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Weg durch die große Halle, vorbei an Bäumen, die aus dem Stein zu wachsen schienen und deren Blätter in der sanften warmen Brise rauschten. Ein einzelner Vogel sang, und sein Lied fügte sich mit dem Plätschern des Wassers und dem Rauschen der Bäume zu einer Melodie zusammen.
    Atemlos und staunend trat Cylas vor, bis seine nackten Füße auf den warmen Steinen standen.
    Und sich ein eiserner Ring um seinen Hals schloss.
    ***
    Der Sog verschwand.
    Zamorra glaubte zu fallen, bemerkte aber dann, dass er bereits auf dem Boden saß. Sein Gleichgewichtssinn beruhigte sich, und der Schwindel verging.
    Er befand sich in einem großen steinernen Raum, so viel konnte der Dämonenjäger gerade noch feststellen, bevor ihn ein schwerer Körper zu Seite stieß.
    Zamorra reagierte instinktiv. Er riss das Knie hoch, griff nach den Armen seines Gegners und katapultierte ihn über sich hinweg.
    Ein Fauchen.
    Geduckt kam der Dämonenjäger auf die Beine. Sein Gegner hatte die unsanfte Landung schneller überwunden, als Zamorra gehofft hatte, und stand in kampfbereiter Position vor ihm.
    Zamorra stockte der Atem, als er sah, was ihn angegriffen hatte.
    Es war ein Tiger - ein fast zwei Meter großer, aufrecht gehender, Uniform tragender Tiger…
    Ach du Scheiße, dachte Zamorra.
    Die Raubkatze musterte ihn einen Moment, als sei sie nicht sicher, was sie mit ihrem Gegner anfangen sollte. Dann traf sie ihre Entscheidung und duckte sich zum Sprung.
    Zamorra spannte die Muskeln an.
    Der Tiger machte einen gewaltigen Satz auf ihn zu. Seine handähnlichen Pranken schossen mit ausgefahrenen Krallen vor.
    Der Dämonenjäger warf sich nach vorne, unterlief die zupackenden Pranken und rammte der Bestie die Schulter in die Magengrube. Der Tiger krümmte sich fauchend zusammen und taumelte.
    Zamorra wollte seine momentane Hilflosigkeit nutzen, um ihm die Faust gegen die Schläfe zu schlagen, aber ein Tritt fegte ihm die Beine unter dem Körper weg.
    Federnd kam er auf dem Steinboden auf. Keine Sekunde später war der Tiger über ihm. Seine ausgefahrenen Krallen zerfetzten Zamorras Jacke und hinterließen eine blutige Spur auf seinem Arm.
    Der Dämonenjäger unterdrückte einen Schmerzensschrei und rollte sich unter den Krallen hinweg, die sich mit einem hässlichen Geräusch in den Boden gruben und zersplitterten.
    Das wütende Brüllen des Tierwesens hallte von den Wänden wider.
    Ich darf mir keinen Fehler erlauben, dachte Zamorra konzentriert, aber sein Tritt, der den Tiger zurückschleudern sollte, ging ins Leere.
    Die Raubkatze schien seine Bewegung vorausgesehen zu haben. Sie wich elegant aus und drehte sich.
    Zamorra kam vom Boden hoch, ahnte die Gefahr, konnte jedoch nicht mehr reagieren. Der Tritt des Tigers traf seine Schulter und riss ihn herum. Von einer Sekunde auf die andere wurde sein Arm taub. Er konnte ihn nicht mehr bewegen.
    Der Tiger fauchte triumphierend, ließ Zamorra keine Zeit, seine Balance wiederzufinden.
    Mit seinem ganzen Körpergewicht warf er ihn zu Boden. Zamorra versuchte, mit einer Hand den Gegner zurückzustoßen, aber der schien Tonnen zu wiegen.
    Die unbeschädigten Krallen seiner linken Pranke drückten spitz gegen die Kehle des Dämonenjägers.
    »Das war's dann wohl, Mensch«, sagte der Tiger und stieß zu.
    ***
    Nicole machte einen unsicheren Schritt vorwärts. Sie fühlte sich wie jemand, der nach einer langen Reise auf einem schwankenden Schiff endlich wieder festen Boden unter den Füßen hatte. Um sie herum erstreckte sich eine unendlich erscheinende Ebene. Gelbes, hüfthohes Gras rauschte im Wind. Ein dunkler Vogelschwarm zog über den Himmel.
    Irgendwo schrie ein Tier. Ein anderes antwortete.
    Ich bin nicht mehr auf der Erde, dachte Nicole verwirrt, als ihre suchenden Blicke den Umriss eines kleinen Mondes fanden, der über dem Horizont aufging.
    Der irdische Mond war viel größer, und der Horizont war ihr auf der Erde nie so weit entfernt erschienen. Auch das Licht war anders, gelber und irgendwie klarer. Die Luft roch nach Ozon.
    Nicole versuchte nachzuvollziehen, was geschehen war, aber zwischen der Zeitschau auf einer französischen Autobahn und ihrer Ankunft auf einem fremden Planeten gab es keine Erinnerung.
    Sie wusste nur, dass etwas an ihrem Körper gezogen hatte. Wenn das ein Angriff gewesen war, dann konnte sie den Sinn nicht erkennen, denn es gab auf der Ebene keine Bedrohung - zumindest keine, die sie erkannte.
    Auch Zamorra war nirgends zu sehen. War er nicht auf diesen Planeten

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