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0688 - Das Hohe Volk

0688 - Das Hohe Volk

Titel: 0688 - Das Hohe Volk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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der Stelle bewegten. Der Boden bebte unter den Erschütterungen und dem unerträglichen Lärm. Die Luft war so heiß, dass Cylas glaubte, flüssiges Feuer zu atmen.
    Mehrere Ketten hingen von der Decke. An ihren Enden befanden sich Männer, deren ausgemergelte Körper von schwarzem Staub bedeckt waren. Unermüdlich schaufelten sie dunkle Kohle in einen riesigen Kessel.
    Die Kette riss Cylas vorwärts, bis er zwischen ihnen stand, dann rastete sie klirrend an einem bestimmten Punkt in der Decke ein. Einer der Männer hob den Kopf und sah ihn aus blutunterlaufenen Augen an.
    Cylas zuckte zusammen. Er kannte den Mann. Es war Ixotur, ein Jäger, den das Hohe Volk vor fast zehn Zweimonden zu sich befohlen hatte.
    Ixotur schien ihn ebenfalls zu erkennen, denn er nickte kurz und reichte ihm dann eine Schaufel.
    »Arbeite«, las Cylas von Ixoturs Lippen. Der Lärm war zu groß, um seine Stimme zu hören.
    Der junge Krieger ergriff die Schaufel und blieb unschlüssig stehen. Er hätte Ixotur zu gerne um eine Erklärung gebeten, aber er wusste, dass er nicht laut genug schreien konnte, um sich verständlich zu machen.
    Er sah hinüber zu den anderen drei Männern und erkannte mit Schrecken, dass jeder von ihnen zu seinem Stamm gehörte.
    Sie alle waren vom Hohen Volk gerufen worden.
    Aus diesem Grund?, fragte sich Cylas. Um Kohle zu schaufeln?
    Er dachte an den Stamm tief unter ihm und an die Hoffnungen, die sie mit dem Turm verbanden.
    Sie beteten zum Hohen Volk, baten es um Erlösung und warteten freudig auf den Tag, an dem auch sie hinaufbefohlen wurden. Die meisten starben, ohne je den Turm betreten zu haben. Nur wenigen Auserwählten war es vergönnt, die Pracht des Hohen Volkes vor ihrem Tod zu sehen. Die anderen stiegen erst danach hinauf.
    Das hatte Cylas bis zu diesem Tag geglaubt, aber jetzt wusste er, dass alles eine Lüge war. Es gab keine große Weisheit und kein ewiges Glück. Jeder, der zum Hohen Volk befohlen wurde, war nichts anderes als ein Sklave.
    Cylas senkte den Kopf.
    Die Welt hatte ihren Sinn verloren. Wenn er in die müden Augen seiner Mitgefangenen blickte, sah er sein eigenes Schicksal: Ein Leben ohne Freude und ohne Liebe; Tag für Tag nichts anderes als stumpfsinnige Schufterei.
    Cylas wünschte, er wäre von der Treppe in die Tiefe gestürzt.
    Es gab einen Ruck neben ihm. Die Kette, an der Ixotur hing, setzte sich in Bewegung und zwang den Mann, ihr zu folgen. Sie führte ihn einen Steinwurf weiter zu einem anderen Gebilde, das Ixotur mit Werkzeugen zu bearbeiten begann.
    Cylas spürte plötzliches Interesse, als er in den dunklen, beweglichen Formen Räder erkannte, die so ähnlich aussahen wie das, das er konstruiert hatte.
    Sein Blick folgte den Stricken und Bändern, mit denen die Räder verbunden waren, sah, dass einige ineinander griffen. Es gab große und kleine, welche mit Zähnen so spitz wie die eines Rhutgoxirs, andere mit Löchern und wieder andere, die sich so schnell drehten, dass Cylas wegsehen musste.
    Langsam setzte sich das Bild zusammen. Obwohl der junge Krieger den Begriff für das, was ihn umgab nicht kannte, begriff er doch seinen Zweck.
    Cylas verstand die Maschine.
    Der Schlag traf ihn unvorbereitet und ließ ihn aufschreiend zusammenbrechen. Sein ganzer Körper zuckte, wand sich in schweren Krämpfen. Die Stellen, wo der Eisenring seinen Hals berührte, schienen in Flammen zu stehen.
    Ich sterbe, dachte Cylas verzweifelt. In seinem ganzen Leben hatte er noch nie etwas so Entsetzliches gefühlt.
    Ebenso plötzlich wie der Schmerz gekommen war, verschwand er auch wieder. Nur sein Hals pochte heftig. Der aufsteigende Geruch nach verbranntem Fleisch ließ Cylas würgen.
    Einer der Sklaven hob die Schaufel auf, die seiner kraftlosen Hand entfallen war, und reichte sie ihm mit einem bedauernden Lächeln.
    Die Geste war klar genug: Wer nicht arbeitet, wird bestraft.
    Cylas ergriff die Schaufel und kam auf die Füße. Er hatte keine Ahnung, was die Schmerzen verursacht hatte, aber er ahnte, dass es einen Zusammenhang zu dem Eisenring gab.
    Während Cylas damit begann, noch mehr Kohle in den glühenden Kessel zu schaufeln, schwor er sich, alles zu tun, um aus diesem Albtraum zu entkommen.
    ***
    Aus dem Augenwinkel sah Zamorra einen Schatten, der urplötzlich aus dem Nichts zu kommen schien.
    Ein Ruck. Ein Fauchen.
    Der Druck gegen seinen Hals verschwand.
    Der Parapsychologe verschwendete keine Zeit mit der Frage, wer oder was ihn vor dem Tod bewahrt hatte. Er warf sich zur Seite

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