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0689 - Draculas Blutuhr

0689 - Draculas Blutuhr

Titel: 0689 - Draculas Blutuhr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Hitzewelle nach der anderen schoss durch seinen Körper bis hoch in den Kopf, wo das Blut hinter der Stirn hämmerte und tuckerte. Er schaffte es, sich zur Ruhe zu zwingen und möglichst klar und nüchtern über das Phänomen nachzudenken.
    Es gab heutzutage die verrücktesten Uhren, mit Bildern oder irgendwelchen Zeichnungen, mit Comicfiguren verziert oder sogar Sprüchen, und vor allen Dingen Kinder oder Jugendliche sprachen darauf an. Sie interessierte mehr das Design oder die Originalität als die Funktionsweise der Uhr.
    Bei dieser Uhr überkam ihn sofort das Gefühl, dass sie anders war als die Üblichen. Von ihr strömte etwas aus, das er nicht fassen und einordnen konnte.
    Eine Drohung, eine Ahnung…
    Ihm wurde die Kehle eng, als wären Gummihände dabei, sie langsam zusammenzupressen. Die Zug-Toilette wurde zu einem Gefängnis, und vor ihm verschwamm das Gesicht der Frau zu einem konturlosen Fleck.
    »Nun, was ist?«
    Das Schienen-Phantom hörte die Frage. Sie kam aus weiter Ferne, als wäre die Sprecherin nicht real.
    Er holte Luft. Auch sie hatte sich verändert. Sie war stickig geworden, sehr warm und doch irgendwie kalt.
    »Bekomme ich keine Antwort?«
    Der Mann fing an zu stottern. Er sagte immer nur zwei Worte. »Die - die Uhr - sie - sie…«
    »Ja - was ist mit ihr?«, säuselte es ihm aus dem Mund der Frau entgegen.
    »Sie ist nicht normal, finde ich!«
    Die Frau lächelte. Dabei drehte sie den Arm und schaute kurz auf das Zifferblatt. »Wieso denn?«
    »Das Gesicht«, stieß er hervor und ging so weit zurück, bis sein Rücken die Tür berührte.
    »Es gehört einem Vampir!«, erklärte Amelia cool. »Einem Wesen, das Menschenblut saugt. Gleichzeitig ist sie ein Kunstwerk, denn sie ist einmalig, verstehst du?«
    Er nickte, obgleich er nicht begriff. Aber er spürte die Gefahr, die sich immer mehr verdichtete und einen unsichtbaren Ring um ihn herum aufbaute, den er nicht sprengen konnte.
    Die schwache Beleuchtung flößte ihm ebenfalls Furcht ein. Sie erinnerte ihn an das Auge eines mordsüchtigen Zyklopen. Rötliche Schatten, versehen mit einem gelben Schleier, flossen über ihre Gesichter, und die Frau nickte.
    »Was soll das?«
    »Wolltest du nicht etwas von mir, Mister?«
    Er schwitzte noch stärker. Verdammt, jetzt verhöhnte sie ihn noch, und er konnte nichts dagegen tun, weil er spürte, dass er gegen diese Person nicht ankam.
    »Ich warte auf die Antwort.«
    Er holte Luft, fuhr mit dem Handrücken über seine Stirn, um den Schweiß abzuwischen. »Nein, nein, es ist schon okay. Ich - ich wollte nichts von Ihnen. Ich werde jetzt gehen!«
    »Nein!«
    Er hörte die Antwort und zuckte zusammen. Die Stimme der Frau hatte ganz anders geklungen. So hart, so metallisch, so endgültig. Ihm war klar, dass er aus dieser Falle nicht herauskam.
    Seine Lippen waren trocken, sein Herz schlug schneller. Die Echos hörte er überdeutlich, und vor seinen Augen erschien plötzlich ein düsterer Schleier.
    »Schau auf meine Hand!«
    Er konnte dieser Stimme nichts entgegensetzen. Sie hatte etwas Zwingendes, sie war eiskalt und bestimmend. Er wollte nicht, aber er schaute trotzdem hin.
    Es war die linke Hand, an deren Gelenk die Uhr saß. Das Zifferblatt wies in die Höhe, das heißt, er konnte direkt in das Gesicht dieses Wesens schauen.
    Die Vampirfratze hatte tief liegende Augen, in denen es rot glänzte. Aber das allein schreckte ihn nicht ab, denn es geschah etwas mit der Hand, das er nicht begreifen konnte.
    Bei ihr veränderte sich die Haut.
    Es begann an den Fingerspitzen, dicht unter den Rändern der Nägel. Die gesunde Farbe verschwand, ein grauer, bleicher Schatten bewegte sich in Richtung Gelenk, sodass er den Eindruck hatte, als würde die Haut einer Toten gehören.
    Wie altes Leichenfleisch, das kurz vor dem Braunwerden stand, um dann zu verwesen.
    Hinzu kamen die angemalten Fingernägel. Es war eine rote Farbe, nicht hell, sondern mehr ins Violette tendierend. Eine Farbe, die irgendwie passte, weil sie sehr düster war.
    Ein Schauer nach dem anderen jagte über seinen Körper. Er konnte den Blick nicht von der Hand nehmen, und die flüsternde Stimme der Frau hatte für ihn etwas Hypnotisches. Sie lullte ihn ein, sie machte ihn regelrecht fertig, erstickte seinen eigenen Willen, sodass er wie Wachs in den Händen der anderen wurde.
    »Du hast mich gewollt«, hörte er sie sprechen, »jetzt will ich dich. Ja, ich will dich - hörst du!«
    Er wollte protestieren, stattdessen nickte er und vernahm den

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