0690 - Die Flucht des Körperlosen
Vokabular! - erkennen, in welcher Richtung dieses Versteck zu suchen sei.
Ich verlangte, daß man mich über jede Erfassung eines Fahrzeugs im Linearraum in Kenntnis setze.
Wir waren etwa vier Stunden unterwegs, da erfolgte die erste Meldung.
„Ein Fahrzeug von mittlerer Größe, jedoch beachtlicher Geschwindigkeit", erläuterte der Kommandant.
„Kann man erkennen, wem das Fahrzeug gehört?" erkundigte ich mich.
„Nicht eindeutig", antwortete er. „Höchstens aus der Erfahrung.
Ich würde sagen, es handelt sich um einen Terraner. Nur die Terraner bauen Schiffe dieser geringen Größe, die derartige Geschwindigkeiten entwickeln."
Ich überlegte kurz. Sollte ich auf dieses Risiko eingehen?
Die Entscheidung fiel mir nicht schwer. Selbst wenn es sich nicht um einen Terraner handelte ... meine Lage würde sich auf keinen Fall verschlimmern.
„Ich will, daß wir in den Linearraum hinabtauchen", erklärte ich dem Kommandanten.
Er sah mich verblüfft an.
„Aber warum? Das bedeutet einen Zeitverlust!"
„Den nehme ich auf mich. Wenn es sich wirklich um einen Terraner handelt, will ich ihn aufbringen. In dieser Gegend gibt es keine interstellaren Kurse, auf denen ein Terraner etwas verloren hätte. Wahrscheinlich befindet sich dieses Raumschiff auf dem Weg zum geheimen Versteck des Feindes."
Ich konnte nicht erfahren, ob meine Darstellung ihn überzeugte.
Aber da ich der Höherstehende war und ihn obendrein noch mit seiner eigenen Waffe bedrohte, blieb ihm nichts anderes übrig, als zu gehorchen.
Das larische Schiff tauchte in den Linearraum hinab.
Die Halbraumspürer des unbekannten Fahrzeugs sprachen an.
Wahrscheinlich erkannte er, daß es sich bei dem plötzlich aufgetauchten Raumschiff um ein larisches Fahrzeug handelte.
Dem war er im Linearraum hilflos ausgeliefert, weil seine Waffen in diesem Zwischenkontinuum nicht funktionierten. Er zog aus dieser Erkenntnis die einzig mögliche Konsequenz: er verließ den Linearraum und materialisierte im Einstein-Kontinuum.
„Folgen wir ihm?" erkundigte sich der Kommandant.
„Selbstverständlich!"
Auf den Bildschirmen erschien das Sternenmeer der inneren Galaxis. Das fremde Raumschiff war ein greller Lichtfleck auf der Bildfläche eines der Ortergeräte.
„Fliegt ihn an!" befahl ich.
„Wenn es wirklich ein Terraner ist", warnte der Kommandant, „sollten wir ihm nicht allzu nahe kommen. Die Terraner haben Waffen entwickelt, mit denen sie uns gefährlich werden können."
„Ein so kleines Fahrzeug?" spottete ich verächtlich.
Er fügte sich. Der Unbekannte versuchte nicht, zu entkommen.
Er schien zu wissen, daß ihm der larische SVE-Raumer an Geschwindigkeit weit überlegen war und daß jedes Fluchtmanöver von vornherein den Keim des Mißlingens in sich trug. Die Lage war kritisch. Handelte es sich wirklich um einen Terraner, womöglich sogar um ein Kriegsschiff der Solaren Flotte, dann bestand die Gefahr, daß das larische Fahrzeug vernichtet wurde. Aber das Risiko mußte ich auf mich nehmen.
Die Distanz zwischen den beiden Fahrzeugen schrumpfte.
Die fremde Einheit hatte ihren Kurs seit dem Auftauchen aus dem Linearraum nicht geändert. Sie gebärdete sich, als hätte sie keine Ahnung davon, daß sie verfolgt wurde.
„Wir sind feuerbereit!" verkündete der Kommandant.
„Laßt die Waffen ruhen!" befahl ich. „Wir wollen den Fremden aufbringen, nicht vernichten!"
Eine ungeheure Erregung hatte sich meiner bemächtigt. Wenn ich Glück hatte, würde ich mich in wenigen Augenblicken zum ersten Mal seit langer Zeit wieder an Bord eines terranischen Raumschiffs befinden. Aber damit waren meine Probleme noch nicht gelöst. Innerhalb weniger Sekunden nach meiner Materialisierung an Bord des Schiffes mußte ich zwei Dinge erreichen: verhindern, daß man mich, den Laren, einfach über den Haufen schoß, und dafür sorgen, daß das Fahrzeug auf Ausweichkurs ging, damit der Lare seine vernichtenden Waffen nicht einsetzen konnte.
Das fremde Fahrzeug wurde als mattschimmernder Lichtpunkt auf dem Optik-Schirm sichtbar. Es war nur noch ein paar Lichtsekunden entfernt. Ich schloß die Augen. Das war die Sekunde, auf die es ankam. Ich hatte die Kontrollen des larischen Bewußtseins fest in der Hand. Ich konzentrierte mich auf das Bild vom Innern eines terranischen Raumschiffs, wie ich es in Erinnerung hatte, dann löste ich den Sprungimpuls aus.
10.
Stimmen gellten ringsum. Ich sonderte eine davon aus und hörte sie schreien: „Was will der
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