0690 - Leilas Totenzauber
so weit gedämpft, daß sie zunächst kaum erkannt wurde.
Die Bühne war vorhanden, doch ein Vorhang verdeckte den Blick auf sie.
Die Gäste hockten auf Sitzkissen oder gepolsterten Hockern. Zwischen ihnen standen runde Tische, aber die Bedienung war weiblich. Zumeist sehr junge Mädchen, nur leicht bekleidet, die wichtigsten Stellen bedeckt, ansonsten umflatterten Tücher ihre schlanken Gestalten.
Einige Tische waren nicht besetzt. Suko und Jane konnten sich aussuchen, wo sie Platz nehmen wollten.
Jane ließ ebenfalls ihre Blicke schweifen - und stieß Suko plötzlich an, als dieser schon gehen wollte.
»Was hast du?«
»Ich weiß, wo wir uns hinsetzen. Wir werden zu zwei Männern an den Tisch gehen.«
Er grinste schief. »Reiche ich dir nicht mehr?«
»Das hat damit nichts zu tun, Suko. Aber ich habe da vorn zwei Typen erkannt.«
»Wer sind sie?«
»Sie waren im Haus.«
Sukos Gesicht versteinerte. »Sind es die beiden, die uns entwischten?«
»Genau die.«
Der Inspektor lächelte. »Okay, dann werden wir es versuchen. Willst du vorgehen?«
»Klar doch.«
Die beiden Männer saßen links von der Bühne. Der Platz war gut, sie konnten trotzdem die gesamte Bühne überblicken, und Jane war sicher, daß dort bald eine Schau ablaufen würde. Allerdings sah sie von John Sinclair keine Spur, und sie hoffte auch jetzt, sich auf dem richtigen Weg zu befinden.
Dunkle Augen bewegten sich, als sie an den Tischen vorbeischritten. Die Gäste sagten nichts, sie blieben gelassen, sie schauten aber sehr genau hin.
Nicht die beiden an dem runden Tisch mit der gehämmerten Metallplatte, auf der Teegläser standen.
Sie blickten nicht auf und schreckten zusammen, als Jane sie ansprach.
»Hier ist doch noch frei - oder?« Bevor sie eine Antwort erhalten konnte, hatte sie bereits auf einem der beiden leeren Sitzkissen Platz genommen.
Suko drückte sich gleichzeitig nieder.
Die Männer waren dermaßen überrascht, daß sie zunächst nichts sagen konnten. Sie schauten nur.
Suko sah in dunkle Augen, in düster wirkende Gesichter, und er bemerkte auch die Spannung, die sich ihrer bemächtigt hatte. Die Kerle sahen aus, als säßen sie mitten auf dem Sprung.
Bevor es zu irgendwelchen Mißverständnissen kommen konnte, zeigte Suko ihnen seinen Ausweis.
Selbst bei schlechter Beleuchtung war die Legitimation genau zu sehen.
»Was soll das?«
Suko lächelte. »Nur daß Sie Bescheid wissen.«
Die Männer zeigten sich kaum beeindruckt. »Hier hat die Polizei nichts zu suchen. Sie befinden sich in der Höhle des Löwen. Sie werden kaum Unterstützung finden.« Er gab sich satt und sicher. Das Macho-Spiel paßte zu ihm.
Suko glaubte ihm sogar. Wenn es hart auf hart kam, würden sie niedergemacht werden. In diesem Raum wirkten allesamt wie Verschwörer, da hielt einer zum anderen. Wenn Fremde kamen, hatten sie nicht die Spur einer Chance.
»Es geht nicht gegen Sie!« sagte der Inspektor.
»Tatsächlich.« Ein scharfer Blick traf Jane. »Diese Frau hat Sie doch hergeschleppt.«
»Richtig.«
»Weshalb lügen Sie dann?«
»Ich lüge nicht. Sie sind Figuren in einem Spiel, das wir noch nicht durchschauen. Von ihnen wollen wir nichts, obgleich, das muß ich Ihnen zugestehen, Iraker nicht eben hoch angesehen sind. Aber der Krieg ist vorbei, uns interessieren andere Probleme.«
Der Sprecher, ein Mann mit sehr schmalen Lippen, drehte eine Zigarette zwischen den Fingern. Er war es auch gewesen, der Jane die Mündung gegen den Mund gedrückt hatte. »Weshalb sind Sie dann gerade zu uns gekommen?«
»Wir wollen Aufklärung.«
»Worüber?«
»Über alles!« flüsterte Jane. »Über Ihren Besuch bei Gamal el Mendes. Über einen geheimnisvollen Krieger namens Afrit, über eine Kugel, eine Geisterfrau und über einen Mann, der versucht hat, Nägel in den Boden zu schlagen.«
»Mehr nicht?«
»Nein.«
Der Sprecher lehnte sich zurück. Er zündete die Zigarette an, paffte. Sein Gesicht verschwand hinter den Qualmwolken. »Woher sollen wir das wissen?«
»Ich weiß, daß Sie informiert sind.«
Beide überlegten und flüsterten miteinander. Inzwischen erschien die Bedienung und erkundigte sich nach den Wünschen der neuen Gäste. Beide bestellten Tee.
»Was ist der Lohn für unsere Mühe? Was springt dabei für uns heraus. Umsonst ist nichts im Leben.«
Jane Collins war überfragt, sie schaute Suko an, der mit einer ähnlichen Frage gerechnet und schon eine Antwort parat hatte. »Es ist ganz einfach. Wahrscheinlich halten Sie
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