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0690 - Leilas Totenzauber

0690 - Leilas Totenzauber

Titel: 0690 - Leilas Totenzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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beschäftigt war.
    Die Schlange hatte sie jetzt umarmt. Zärtliche Frauenhände streichelten den Körper. Manchmal liebkosten auch Lippen gegen die Schuppenhaut der Schlange. Zwischen diesem Menschen und dem Tier hatte sich tatsächlich eine Beziehung aufgebaut.
    Aber nicht zwischen mir und der Schlange.
    Ich konnte meinen Blick einfach nicht von ihrem Kopf abwenden. Er schwebte etwas über dem Boden, die Augen bewegten sich nicht, hin und wieder huschte die gespaltene Zunge aus dem Maul.
    Schnell zuckend, wie ein gespaltener Blitz.
    Ich hatte die Beine dicht zusammengelegt. Sie bildeten so etwas wie eine schmale Plattform, über die das Tier auch langsam hinwegglitt. Diesmal war der Druck längst nicht so stark, ich spürte ihn mehr als ein hartes Streicheln, das sich fortsetzte und meinem Oberkörper entgegenkam. Der Kopf stand hoch, er hatte die Höhe mit meinem Gesicht bereits erreicht, die Zunge zuckte vor und zurück, als wollte sie mir genau gegen die Nase stoßen.
    Ich rührte mich nicht.
    Der Schweiß hatte sich im Nacken gesammelt. Er rann in kleinen Bahnen über meinen Rücken hinweg. Ich spürte ihn als kalte Spur bis zum letzten Wirbel hin.
    Sie touchierte die Wange an meiner rechten Gesichtshälfte. Schlangenhaut ist nicht kalt, das bekam ich in diesem Augenblick zu spüren. Handwarm und sehr glatt wischte sie über meine Haut hinweg, und der Kopf erreichte auch den Nacken, wo sich der Körper um ihn herumdrehte.
    Ich fror fast ein…
    Mein Herz schlug schneller, die Stille war kaum auszuhalten, bis das leise Lachen der Frau sie unterbrach.
    »Es geht dir nicht gut, wie?«
    »N… nein«, würgte ich.
    »Sie tun dir nichts, weil ich ihnen befohlen habe, dich in Ruhe zu lassen. Ansonsten hättest du das gleiche Schicksal erlitten wie das Kaninchen.«
    »Wie schön für mich.« Ich hatte mich an die Berührung der Schlange zwar nicht gewöhnt, konnte auch nichts daran ändern und mußte mich einfach damit abfinden. Deshalb reagierte ich so normal, wie es mir eben möglich war.
    »Wie heißt du eigentlich?«
    Erst das Lachen, dann die Antwort. »Leila…«
    »Und wer bist du?«
    »Ich lebe und bin tot.«
    Die Antwort hätte ich nicht erwartet. Ich schaute zu ihr. Sie spielte mit dem Tier. Ihre Hände fuhren streichelnd über den Schuppenkörper hinweg. Sie und das Tier präsentierten sich mir als die besten Freundinnen. Auf den vollen, roten Lippen lag das Lächeln wie eingefroren. Die Perlen an den Ketten klimperten leise gegeneinander, wenn sie von der Schlange berührt wurden.
    »Wie kann das sein?«
    »Man hat mich im Haus des Gamal el Mendes umgebracht. Ich war seine Sklavin, seine Liebesdienerin, aber dieser Mensch hat nicht damit gerechnet, daß ich eine Totenfrau gewesen bin. Er konnte meinen Körper zerstören, meinen Geist jedoch nicht. Er suchte sich einen neuen Körper, den er auch fand. Schau mich an, ich bin der neue Körper. Ich bin Leila, die Schlangenfrau, die Artistin. Ich trete auf der kleinen Bühne im Inferno auf. Gleich wirst du es erleben.«
    Das war viel auf einmal. Ich wollte dennoch nicht nachfragen, sondern noch mehr wissen. »Und was ist mit diesem Krieger, der aus der Kugel kam?«
    Sie hielt den Schlangenkopf mit beiden Händen fest und streichelte ihn dabei. »Es ist der Afrit«, flüsterte sie. »Es ist ein wunderbarer Geist, wenn du verstehst. Einer, der sich wehren kann, einer, der dort erscheint, wo Böses passiert ist. Er ist ein Rächer und verläßt das Reich der Toten, um die Mörder zu bestrafen. Er und ich, wir stehen zusammen, wir haben Aufgaben zu erfüllen. Wir werden all diejenigen töten, die versuchen, uns zu stoppen.«
    »Das geschah im Haus.«
    »Ja, im Mordkeller, wo jemand den Geist festnageln wollte, damit er unbeweglich bleibt, Aber es ist ihm nicht gelungen, denn der Afrit war schneller und hat ihn vernichtet. Er ist sehr stark, viele Menschen unterschätzen ihn, und dafür müssen sie zahlen. Ich weiß, daß er an diesem Abend wieder zuschlagen wird, denn es befinden sich zwei Feinde unter den Gästen. Sie werden versuchen, ihn zu stoppen, was ihnen nicht gelingen wird.«
    »Das also zu den Gästen. Was geschah mit mir?«
    »Dich habe ich gefangengenommen. Ich weiß noch nicht, was ich mit dir machen werde. Es entscheidet sich, wenn ich meine ersten Feinde vernichtet habe.«
    »Du oder der Afrit?«
    »Vielleicht wir gemeinsam.«
    Es waren verdammt trübe Aussichten, die mir da bevorstanden. Eine Freundin war diese Leila bestimmt nicht. Ich konnte sie

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