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0691 - Schwester der Nacht

0691 - Schwester der Nacht

Titel: 0691 - Schwester der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Barkawitz
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Julie Matsumoto hatte ihre Meditation beendet.
    Die junge japanischstämmige Soldatin des US Marine Corps saß entspannt an ihrer Workstation. Zuvor hatte sie stundenlang ihren Verstand gemartert, um herauszufinden, warum sie das VAV nicht ins Jahr 1869 zurücklenken konnte.
    Vergeblich.
    Also hatte sie meditiert, um sich von ihrer Intuition leiten zu lassen. Das hatte Zeit gekostet. Aber nun hatte sie den Fehler gefunden.
    Mit flinken Fingern änderte sie die Parameter einiger Programmbefehle. Den ellipsenförmigen Flugkörper, in dem sie saß, durchlief ein leichtes Zittern.
    PFC Matsumoto lehnte sich entspannt in ihrem Armsessel zurück. Ihre Hände ruhten auf der manuellen Steuerung. Sie musste nur wenige Knöpfe drücken, um die für Blutsauger vernichtenden Waffen ihres VAV zu aktivieren.
    Die junge Frau lächelte stolz. Dieser aufgeblasene Lieutenant Sabinsky würde ihre Fähigkeiten noch zu schätzen wissen. Er selbst war ja direkt von Camp Lejeune ins Jahr 1869 transferiert worden. Das hatte offenbar geklappt.
    Sie selbst musste das VAV durch Zeit und Raum lotsen, was PFC Matsumoto viel schwieriger fand. Chuckieboy hätte ruhig etwas dankbarer sein können. Aber Offiziere glaubten ja immer, sie seien etwas Besseres.
    Vielleicht will er ja auch nur diese Nicole Duval beeindrucken, dachte Julie Matsumoto lächelnd. Es war ihr nicht entgangen, dass ihr Vorgesetzter inzwischen in Begleitung war.
    Das leichte Zittern des Fahrzeugs hörte auf. Leise wie ein dahingleitender Raubvogel tauchte das VAV am sommerlichen Nachthimmel von Paris im Jahre 1869 auf.
    Für einen Moment genoss PFC Matsumoto die Aussicht auf die Seine-Stadt, allerdings noch ohne Eiffelturm und so finster, wie man es vor Einführung der elektrischen Beleuchtung erwarten konnte.
    Sie hatte die Koordinaten für das Palais du Luxembourg eingegeben.
    Pfeilschnell raste das VAV Richtung Seine.
    ***
    Lieutenant Chuck Sabinsky stand mit eingeknickten Knien und geballten Fäusten wie ein Kampfsportler.
    »Kommt doch, ihr Hunde!«, brüllte er den vampirischen Reitern entgegen.
    Das ließen sich die Höllenkreaturen nicht zweimal sagen. Man konnte die aufgerissenen Mäuler in den grauen Gesichtern schon deutlich erkennen. Jeder der Kaisergardisten hatte zwei lange Fangzähne in seinem Oberkiefer.
    Die Minerva-Helme waren tief in die Stirnen gerutscht. Die Kürassen klirrten. Manche der Männer schlugen mit ihren schweren Säbeln gegen die Brustpanzer.
    Nicole rief mit Gedankenbefehl Merlins Stern zu sich. Es war die letzte Möglichkeit, sich gegen die Übermacht der Blutsauger zur Wehr zu setzen.
    Als die Silberscheibe in ihren Händen war, zielte die Dämonenjägerin sorgfältig. Sie schob die erhabenen Hieroglyphen in die richtige Position. Dann schoss ein leuchtender silberner Strahl aus der Mitte des Amuletts hervor.
    Capitaine Bourdelle wurde voll getroffen.
    Er ritt vor den anderen Blutsaugern, kippte aus dem Sattel und verging auf der Stelle. Seine untote Existenz war beendet.
    Doch die anderen Kâvalleristen galoppierten mit unverminderter Geschwindigkeit auf Nicole und Sabinsky zu. Alle würde Nicole nicht rechtzeitig vernichten können. Es waren einfach zu viele.
    Es konnte nur noch eine Minute dauern, bis die Dämonenjägerin und der Lieutenant niedergeritten und leer gesaugt werden würden.
    Da tauchte plötzlich ein heller Fleck am Sommerhimmel auf.
    Sabinsky stieß die Faust in die Luft.
    »Das ist Matsumoto! Gutes Mädchen!«, brüllte er. »Auf das Corps ist eben Verlass! Semper fidelis!«
    Nicole blickte ebenfalls auf. Sie sah eine Art Flugkapsel, die an ein lang gezogenes Hühnerei erinnerte. Das Ding jagte im Tiefflug geräuschlos über sie hinweg, auf die dämonischen Kavalleristen zu.
    Die Vampire hatten sich gefangen. Sie waren außer mit Säbeln auch mit Karabinern bewaffnet. Einige legten in vollem Galopp auf das VAV an und feuerten.
    Aber Gewehrkugeln des 19. Jahrhunderts vermochten die Waffentechnologie der Zukunft offenbar nicht zu beschädigen.
    Das VAV flog noch eine Schleife.
    Nicole glaubte schon, es würde ergebnislos abdrehen. Doch das war ein Irrtum. Als das Gefährt erneut über den Vampirreitern war, wurden sie plötzlich mit riesigen Mengen Flüssigkeit bespritzt!
    Die Wirkung war verheerend.
    Während die Pferde einfach nur nass wurden, lösten sich die dämonischen Kreaturen unter ungeheurer Entwicklung von Dampf und Rauch auf. Einige versuchten zu entkommen. Doch das VAV verfolgte sie und verpasste auch diesen

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