0692 - Die Insekten-Königin
ist."
Major Bouillon nickte.
„Ich weiß, was Sie sagen wollen, Captain. Die menschliche Lebensspanne ist ein Nichts im Vergleich zu den Zeiträumen, in denen die kosmischen Ereignisse sich abspielen. Für den Kosmos kollidierten die beiden Galaxien, vor deren Nahtstelle wir stehen, erst vor einem Augenblick -und im nächsten Augenblick wird die Materiebrücke an der Nahtstelle reißen, und die beiden Galaxien werden sich voneinander entfernen. Dennoch besteht kein Grund, intelligentes Leben wegen seiner relativen Kurzlebigkeit zu verachten. Es ist die einzige bisher mögliche Existenzform der hochorganisierten Materie, die sich seiner eigenen Existenz und der Zusammenhänge zwischen Kosmos und sich selbst bewußt wird."
„Und doch würden wir ohne eine hochgezüchtete Technik nicht in der Lage sein, einen Bruchteil dieser Zusammenhänge auch nur zu erahnen, weil unsere Sinnesorgane gar nicht dafür geschaffen sind, das zu sehen, was zur Erfassung dieser Zusammenhänge alles gehört", erklärte Captain Krowlic.
Bouillon lächelte, weil er wußte, in welche Richtung die Gedankengänge seines Astrogators zielten.
„Aber die Technik entsteht nicht von selbst, Captain", entgegnete er. „Erst die Entstehung der Intelligenz bei organischen Lebewesen ermöglichte die Entwicklung einer hochgezüchteten Technik.
Wir haben uns selbst geschaffen, was wir brauchten, um die kosmischen Zusammenhänge zu erkennen. Folglich müssen wir alles intelligente Leben als ein Phänomen achten, das einmalig im Universum ist und so behütet werden muß wie das erste Feuer einst von den Menschen der Urzeit."
„Sie sind ein unverbesserlicher Idealist, Major", gab Josephine Krowlic zurück. „Eines Tages werden auch Sie begreifen, daß die Menschheit nichts weiter ist als eine Masse tierhafter egozentrischer Wesen, die ihre Existenz animalischen Trieben verdanken und selber von animalischen Trieben geleitet werden und schließlich in animalischen Todeszuckungen wieder enden."
„Ihre Worte erschrecken mich, Captain Krowlic", sagte Major Hester Bouillon. „Gewiß lebt in uns Menschen - und auch in anderen intelligenten Lebewesen - das Erbe der tierischen Vorfahren weiter. Aber das Positive dieses Erbes überwiegt -und es überwiegt um so stärker, je größere Chancen man allen Intelligenzen gibt, sich friedlich weiter zuentwickeln."
Er hätte die Diskussion mit seinem Astrogator gern fortgesetzt, weil er sie für notwendig hielt. Aber der Hyperkom unterbrach sie.
Der Kommandeur des Aufklärungsverbandes erteilte den Befehl, mit Unterlichtgeschwindigkeit dicht am Schlund vorbeizufliegen und weitere Messungen vorzunehmen.
Major Hester Bouillon bestätigte den Befehl, dann schaltete er die Impulstriebwerke ein. Langsam beschleunigte die ARCADIA und glitt auf die tobenden Energien der Nahtstelle zu.
Jaymadahr Conzentryn hörte sich die Berichte der Kommandanten der Aufklärungsschiffe an. Sie erfuhr erste Einzelheiten über das fremde Volk, das unverhofft in der Materiebrücke zwischen den beiden Galaxien, die man Mahlstrom nannte, aufgetaucht war.
Keiner der Berichte lieferte Anhaltspunkte dafür, woher die Fremden gekommen waren. Einige Kommandanten vermuteten zwar, daß sie aus der Nachbargalaxis gekommen waren, die mit der Ploohn-Galaxis durch die Materiebrücke verbunden war, doch sie konnten keine Beweise dafür liefern.
Als die Berichterstatter geendet hatten, setzte die Königin sich in den dafür vorgesehenen großen Sessel.
Sie sprach nicht sofort, denn sie legte sich ihre Worte sorgfältig zurecht, weil sie wußte, daß die Worte einer Ploohn-Königin bei allen anderen Vertretern dieses Volkes als Offenbarung galten.
Offenbarungen aber mußten, so wußte Jaymadahr Conzentryn ebenfalls, logisch untermauert sein, sonst würden sich im Laufe der Zeit Zweifel an der absoluten Zuverlässigkeit einstellen - und Zweifel konnten das Gesellschaftssystem der Ploohns empfindlich stören.
Jaymadahr Conzentryn dachte aber nicht nur daran. Sie dachte auch an die Möglichkeit, daß sie durch einen Feldzug, den sie selbst führte, eventuell länger draußen festgehalten werden konnte, als es für die Sicherung der Nachkommenschaft gut war.
Für solche Fälle war vorgesorgt.
Es gab eine Eierbank, in der ständig zweiundneunzig befruchtete Königinnen-Eier aufbewahrt wurden. Diese Eier wurden energetisch konserviert, ständig positronisch überwacht und bei Überalterung durch neue Eier ersetzt.
Im Falle eines plötzlichen Todes
Weitere Kostenlose Bücher