0692 - Die Insekten-Königin
Offiziere zu und erwiderte ihre Ehrenbezeigungen durch leichtes Wedeln mit ihren fächerartigen Fühlern.
„Was gibt es zu berichten?" fragte sie.
„Beunruhigende Neuigkeiten, ehrwürdige Königin", antwortete einer der Offiziere. Er hieß, wie Jaymadahr Conzentryn wußte, Efrat. „Ein fremdes Volk scheint im Mahlstrom angekommen zu sein. Schwierigkeiten tauchen auf."
„Ein fremdes Volk scheint im Mahlstrom angekommen zu sein?"
fragte die Königin ironisch. „Drücke dich klarer aus, Efrat!"
„Jawohl, ehrwürdige Königin", antwortete Efrat dienstbeflissen.
„Es ist so, daß gewisse Anzeichen, die von unseren Beobachtern registriert wurden, nur den Schluß zulassen, daß vor kurzem ein fremdes Volk im Mahlstrom angekommen ist, ein Volk, das eine befremdliche Aktivität entwickelt."
Jaymadahr Conzentryn wurde nachdenklich. Es konnte die Vormachtstellung der Ploohns gefährden - und das würde in erster Linie bedeuten, daß das Volk der Ploohns nicht mehr die unbeschränkte Kontrolle über alle als Wachstumsträger geeigneten Welten hatte, auf denen ihre unersetzlichen Pflanzen angebaut wurden.
„Das ist allerdings eine beunruhigende Neuigkeit", erwiderte die Königin. „Ich nehme an, der Führungsstab der Flotte ist im Beratungsraum versammelt."
„So ist es, ehrwürdige Königin", versicherte Efrat.
„Geht voraus!" befahl Jaymadahr Conzentryn.
Die drei Offiziere wandten sich wortlos um und gingen der Königin voraus. Sie benutzten zum Gehen ausschließlich ihre unteren Gliedmaßenpaare. Jaymadahr Conzentryn setzte zusätzlich ihr mittleres Gliedmaßenpaar ein, um ihren schweren Unterleib, der praktisch nur die Eierstöcke enthielt, abzustützen.
Als die vier Ploohns den Beratungsraum betraten, einen riesigen Saal voller Sitzgelegenheiten und Kommunikationsgeräte, erhoben sich die Angehörigen des Führungsstabs der Ploohn-Raumflotte.
Jaymadahr Conzentryn ließ den Blick aus ihren beiden großen Facettenaugen über die Angehörigen der Klaschoy-Kaste schweifen. Diese Ploohns waren etwas größer und schlanker als die Angehörigen der Arbeiter- und Drohnenkasten.
Ansonsten glichen sie ihnen weitgehend. Die Facettenaugen an den Seiten ihrer runden Köpfe erwiderten den prüfenden Blick der Königin, die dreieckigen hornigen Münder bewegten sich lautlos und die jeweils zwei Fühlerbündel vibrierten mit leisem Raunen.
Jaymadahr Conzentryn entschloß sich in diesem Augenblick, ihre Stellung als Königin und Arterhalterin besonders hervorzuheben, indem sie höchstpersönlich den Oberbefehl über die Raumflotte übernahm, die durch den Schlund in den Mahlstrom vorstoßen und der Bedrohung ihres Volkes ein Ende bereiten sollte.
„Fangen wir an!" sagte sie.
Major Hester Bouillon, Kommandant des Schnellen Kreuzers ARCADIA, blickte zuerst auf den Frontbildschirm und danach zu seinem Astrogator, Captain Josephine Krowlic.
„Von hier aus startete die 11. Offensivflotte unter Admiral Kasom zu ihrem letzten Linearmanöver", bemerkte er.
Captain Krowlic verzog ihr milchkaffeebraunes Gesicht zu einer undefinierbaren Grimasse.
„Fast zwölftausend Einheiten", sagte sie. „Eine Flotte, die mit einem einzigen Feuerschlag hundert Sonnensysteme auslöschen kann, und sie scheiterte an einem Meer winziger Fäden. Es ist kaum zu fassen."
Hester Bouillon wölbte die Brauen.
„Und ich kann es kaum fassen, daß Sie den Wert einer Flotte danach bemessen, wieviel Sonnensysteme sie mit einem Feuerschlag vernichten kann. Captain Krowlic", erwiderte er tadelnd. „Sie wissen ganz genau, daß der einzige echte Wert einer Raumflotte darin besteht, daß sie eventuelle Feinde allein durch ihre Existenz von einem Angriff abhält. Kommt es dennoch zum Kampf, hat die Flotte bei ihrer Hauptaufgabe versagt."
„Die Hauptaufgabe einer Raumflotte ist es, jeden Angreifer vernichtend zu schlagen", erklärte Josephine Krowlic. „Sie hat erst dann versagt, wenn sie selbst geschlagen wird."
Sie runzelte die Stirn.
„Es wäre besser, das sogenannte Fadenmeer mit Antimaterie-Torpedos zu vernichten, anstatt es ängstlich zu umfliegen, Major Bouillon."
Hester Bouillon seufzte und meinte: „Ein Glück, daß Sie nicht im Oberkommando sitzen und die Einsatzbefehle geben, Captain. Mit der Beurteilung, die ich auf Ihre Personalakte gesprochen habe, werden Sie auch niemals einen Posten bekommen, der Ihnen die Möglichkeit gibt, Einheiten unserer Flotte Angriffsbefehle zu erteilen."
Josephine Krowlic reckte trotzig das Kinn vor
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