0695 - Die Unantastbaren
ihn des Verrats an ihrer Organisation anzuklagen. Er ließ die Bombe bei einer Besprechung platzen, an der auch Laptir teilnahm.
Er stand ganz unvermittelt auf und sagte: „Laptir ist ein Verräter." Er hielt den Stoffetzen hoch, den er den Fingern der toten Frau entnommen hatte.
„Dieses Stück Stoff stammt aus einem seiner Kleidungsstücke.
Ich habe es untersuchen lassen."
„Was beweist das schon", rief Laptir.
„Alles", sagte Kenson, und dann schilderte er, wie er sich Laptirs Verrat vorstellte: Er hatte gewußt, daß an diesem Tag eine wichtige Konferenz in dem Bürogebäude stattfinden würde, an der auch Evargher teilnahm, und informierte die PEI darüber.
Er wußte, daß Gollonk zum entscheidenden Vernichtungsschlag ausholen würde, deshalb paßte es ihm auch gar nicht, daß Evargher die Konferenz vorzeitig abbrach.
Hatte Laptir nicht versucht, die Besprechung doch noch hinauszuzögern? Zum Glück mißlang ihm das. Danach bereitete er in seinem Büro alles zur Flucht vor. Er installierte den Fluchttransmitter, um sich beim Angriff der PEI rechtzeitig absetzen zu können.
Dabei wurde er aber von einer Angestellten überrascht. Ein Kampf entbrannte, bei dem die Frau ein Stück Stoff aus Laptirs Kleidung riß, bevor er sie niederschlug.
„Das ist eine verdammte Lüge!" schrie Laptir mit sich überschlagender Stimme. „Eine hundsgemeine Intrige von Kenson."
„Du hast wohl nicht damit gerechnet, daß in den Trümmern noch jemand nach Beweisen gegen dich suchen könnte, Laptir, was?" fragte Kenson spöttisch.
Laptir machte Anstalten, sich auf ihn zu stürzen. Aber da schritt Evargher ein.
„Ich weiß nicht, was in Laptirs Büro vorgefallen ist", sagte der Führer des EBK. „Aber an die PEI hat er uns ganz bestimmt nicht verraten."
Er gab einem seiner Leibwächter einen Wink. Dieser ging zu einer Tür und öffnete sie.
„Borvek!" entfuhr es Laptir überrascht, als der totgeglaubte Blinde, von zwei Kameraden gestützt, in den Raum kam. „Du lebst?"
Borveks Kopf reckte sich in alle Richtungen, die geblendeten Augen erschreckend weit aufgerissen, als könne er auf diese Weise zumindest einen Teil seiner Sehkraft zurückbekommen.
„Sitzt ihr hier über mich zu Gericht?" fragte er unsicher. „Das dürft ihr nicht. Ich bin unschuldig. Ich habe nicht in böser Absicht gehandelt."
„Daran zweifelt niemand, Borvek", sagte Thorg Evargher.
„Erzähle uns noch einmal, wie alles gekommen ist, damit alle es erfahren. Beginne damit, wie Laptir dich im Stich gelassen hat..."
„Ich habe ihn nicht im Stich gelassen!" brüllte Laptir.
Evargher brachte ihn mit einem Wink zum Schweigen.
Und in die gespannte Stille hinein erzählte Borvek seine Geschichte. Wie er von der Terroristengruppe, die angeblich auf der Seite des EBK stand, aufgenommen wurde, daß man ihm versprach, ihn zu der wichtigen Versammlung zu bringen und wie er daraufhin vertrauensselig den Ort der Zusammenkunft genannt hatte.
„Ich konnte doch nicht ahnen, daß ich der PEI in die Hände gefallen war", schloß er. Es brach ihm die Stimme.
Evargher ließ ihn wieder hinausführen.
„Nun wißt ihr, wem wir das Massaker zu verdanken haben", sagte er in das bedrückende Schweigen hinein.
„Aber will einer von euch, daß wir Borvek richten?" Niemand gab Antwort. „Damit wäre der Fall erledigt - und auch Laptirs Unschuld hinlänglich bewiesen. Nicht wahr, Wargor Kenson?"
Kenson nickte widerwillig. Als er jedoch Laptirs triumphierenden Blick sah, konnte er sich eine Bemerkung nicht verkneifen.
„Er mag kein Verräter sein, aber ein erbärmlicher Feigling ist er auf jeden Fall. Er hat nicht nur Borvek schmählich im Stich gelassen, sondern auch den Tod einer Frau verschuldet, um sich selbst durch den Transmitter zu retten."
Am Abend war Borvek tot. Er nahm sich selbst das Leben.
5.
„Thorg Evargher will euch sehen", sagte der Mittelsmann, der Wargor Kenson und Quevamar Ablonth aus der Wohnung des ersteren abholte.
„Warum hat Evargher so lange nichts von sich hören lassen?"
wollte Kenson wissen. „Wir warten schon seit zwei Tagen auf eine Nachricht von ihm."
„Die turbulenten Ereignisse der letzten Tage haben ihn zur Vorsicht gemahnt", erklärte der Mittelsmann.
„Evargher ist untergetaucht. Aber jetzt ist es soweit. Das Großprojekt kann gestartet werden."
„Handelt es sich um das Projekt, das Evargher zur Sprache bringen wollte, bevor die PEI unsere Niederlassung überfiel?"
fragte Ablonth. „Genau. Was
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