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0696 - Horror aus dem Eis

0696 - Horror aus dem Eis

Titel: 0696 - Horror aus dem Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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Er fühlte sich besser und war froh, den Rat des Arztes, der ihn zur Beobachtung im Krankenhaus behalten wollte, ignoriert zu haben.
    »Der scheiß Sturm lässt nach«, sagte Constable Jason Waterman, der im Türrahmen von Tagaks Büro stand. Waterman war der einzige weiße Kanadier, der in der kleinen Polizeistation Dienst tat.
    Angeblich hatte er sich freiwillig von Toronto nach Iqaluit versetzen lassen, auch wenn Tagak das bezweifelte. Er glaubte eher, dass Watermans drastische Ausdrucksweise und seine raue Persönlichkeit dafür gesorgt hatten, dass er schließlich am Polarkreis gelandet war.
    »Was sagt der Wetterbericht?«, fragte Tagak.
    »Ach, du kennst diese Idioten doch, Bob. Die pissen sich ja schon an, wenn sie dir die richtige Uhrzeit sagen sollen, geschweige denn das Wetter. Ich hab gerade mit diesem Weichei Wes telefoniert. Er meint, es kommt eine zweite Sturmfront und wir sollten auf unserem Arsch sitzen bleiben und die abwarten. Wenn du mich fragst, scheißen wir auf seine Meinung und fahren trotzdem raus.«
    Der Sergeant nickte langsam.
    Vor seinem geistigen Auge stieg das Bild des roten, dampfenden Schnees auf, und er schüttelte sich innerlich. Der Wetterbericht bot ihm eine Ausrede, um die Fahrt zum Haus aufzuschieben, aber er wusste, dass es ihm mit jeder Stunde, die er wartete, nur schwerer fallen würde, sich dem erneut zu stellen.
    »Okay«, entschied er. »Ruf Lisa und Dennis an. Sie müssen die Nachtschicht heute etwas früher antreten. Schließlich können wir die Stadt nicht ganz ohne Polizei zurücklassen.«
    Waterman grinste. »Alles klar, Bob.«
    Er drehte sich um, schlug sich dann aber mit der flachen Hand gegen die Stirn.
    »Ach, shit«, sagte er. »Hätte ich beinahe vergessen. Dave vom Pioneer-Hotel hat angerufen. Bei ihm haben heute zwei Typen eingecheckt, denen er Schneemobile geliehen hat. Die sind noch nicht wieder aufgetaucht - weder die Typen, noch die Mobile. Jetzt scheißt sich Dave natürlich in die Hose, weil er die Dinger nicht versichert hat - der geizige Sack. Der Wi-«
    »Ich weiß, dass du Dave nicht leiden kannst«, unterbrach ihn Tagak, »aber komm zum Punkt.«
    »Schon gut. Dave will, dass wir nach den Mobilen suchen und möglichst seine Gäste mit zurückbringen.«
    »Weiß er, wohin sie wollten?«
    »Nein. Sie haben nichts gesagt.«
    Tagak wandte seinen Blick vom Fenster ab und stand auf. In einem solchen Fall hätte er eigentlich eine Suchmannschaft aufstellen müssen, aber bei dieser Wetterlage würden sich kaum Freiwillige finden.
    Zu zweit hatten sie fast keine Chance, die Fremden mit oder ohne Schneemobile zu finden. Wenn Dave Glück hatte, tauchten sie nach dem Sturm wieder auf. Hatte er Pech, fand man sie erst im nächsten Sommer, wenn der Schnee weggetaut war.
    »Lass uns fahren«, sagte der Sergeant.
    ***
    »Er ist wach«, sagte eine dunkle Stimme, als Zamorra die Augen öffnete und nach der Beule in seinem Nacken tastete. Er hob den Kopf und schluckte unwillkürlich.
    Um ihn herum standen vier wolfsköpfige Gestalten, deren Körper ansonsten menschlich wirkten. Einer von ihnen trug eine rote Mounty-Uniform unter seiner zerrissenen Jacke. Zamorra tippte, dass es sich bei ihm um den verschwundenen Polizisten aus den Nachrichten handelte.
    Man hatte den Dämonenjäger in eine Höhle gebracht, die mit einigen Fellen ausgelegt war und notdürftig durch ein kleines Feuer erhellt wurde. Seine Hände waren gefesselt. Auf einem steinernen Vorsprung, der sich außerhalb seiner Reichweite befand, lagen Dhyarra-Kristall und Blaster.
    Nur das Amulett war nicht zu sehen. Zamorra nahm an, dass die Wesen es im Schnee nicht gesehen hatten.
    Er konnte es also jederzeit überraschend mit dem Ruf zu sich holen…
    Einer der Wolfsköpfigen machte eine knappe Handbewegung. Die anderen reagierten. Ihre Köpfe schienen zu schrumpfen, nahmen dann menschliche Formen an.
    Der Polizist und zwei andere entpuppten sich als Inuit, die vierte Kreatur, die das Kommando zu führen schien, als junge Asiatin.
    »Willkommen im Volk der Tulis-Yon«, verkündete sie.
    Merkwürdige Formulierung, dachte der Dämonenjäger. Er setzte sich auf und hob seine gefesselten Hände.
    »Heißt dein Volk so seine Gäste willkommen?«, fragte er.
    Die Asiatin ging in die Hocke. Sie lächelte. »Mein Name ist Joamie. Wie nennt man dich?«
    »Zamorra - und du hast meine Frage nicht beantwortet.«
    »Du bist nicht unser Gast, Zamorra«, entgegnete sie. »Du bist ein Werdender, der bis zur Vollendung vor

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