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0696 - Horror aus dem Eis

0696 - Horror aus dem Eis

Titel: 0696 - Horror aus dem Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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sich an. Jin Mei ging auf Fu Long zu und legte ihm die Hand auf die Schulter.
    »Durch meine Schuld«, fuhr er fort, als habe er die Geste nicht bemerkt, »hätten zwei meiner Kinder sterben können. Der Mann, der bei Zamorra war, trägt den Namen Gryf. Er ist ein Druide und Vampirjäger, der unsere Art hasst.«
    Er spürte, dass einige Vampire unruhig wurden. Allein das Wort Vampirjäger reichte, um ihnen Angst einzujagen.
    Sie sind zu unerfahren, gestand sich Fu Long seinen Fehler ein. Ich hätte sie nie hierher bringen dürfen.
    Die Vampire waren von ihrem letzten Herrn wie Sklaven gehalten worden und lernten erst jetzt, nachdem sie von Fu Long erweckt worden waren, langsam ihre wahre Macht kennen.
    Er hatte sie mitgenommen, weil er mit höchstens zwei Tulis-Yon gerechnet hatte. Die Bergung des Hong Shi war als Training gedacht gewesen, um sie auf den Kampf, der sie eines Tages erwartete, vorzubereiten.
    Gryfs Anwesenheit änderte alles. Er war gefährlich und seine Kinder waren längst nicht so weit, um sich ihm zu stellen.
    Hinzu kam, dass die Tulis-Yon anscheinend Zamorra entführt hatten, was nicht zuletzt durch das Eingreifen seiner Kinder geschehen war.
    Fu Long ergriff Jin Meis Hand und drehte sich um. »Elizabeth, Geoffey, euch trifft keine Schuld. Ihr hattet in dieser Situation keine Wahl. Ich möchte mich dafür entschuldigen.«
    Die beiden jungen Vampire nahmen seine Worte schweigend und mit gesenktem Kopf entgegen. Sie wussten anscheinend nicht, wie sie darauf reagieren sollten.
    »Sobald der Sturm nachlässt, werden wir die Höhle verlassen und nicht mehr hierher zurückkehren. Wir alle werden nach dem Unterschlupf der Tulis-Yon suchen. Wir haben nicht mehr viel Zeit, denn wir müssen sie finden, bevor sie den Hong Shi an einen anderen Ort bringen.«
    Und Zamorra zu einem der ihren machen, fügte er in Gedanken hinzu und hoffte, dass es noch nicht zu spät war.
    ***
    Gryf öffnete die Augen. Die Dunkelheit war undurchdringlich, kalt und nass. Das Atmen fiel ihm schwer, und er befürchtete für einen Moment, unter Wasser zu sein.
    Als er das Heulen des Windes hörte, erkannte er, wo er wirklich war. Mit einer müden Geste wischte er sich den Schnee vom Gesicht, der auf seiner Skimaske lag.
    Die Schwärze wich einem bleigrauen Himmel.
    Der Schneefall erschien ihm stärker als zuvor, aber dafür hatte der Sturm etwas nachgelassen. Gryf war sich nicht sicher, ob er über die Veränderung froh sein sollte.
    Er setzte sich langsam auf und biss die Zähne zusammen, als die Kopfschmerzen zurückkehrten. Nach ein paar Minuten fielen sie auf ein erträgliches Niveau und blockierten auch nicht mehr seine Erinnerung.
    Zamorra , dachte Gryf ohne Schadenfreude, als ihm das Gesicht des Vampirs einfiel, ich hatte Recht.
    Diese Erkenntnis, das bemerkte der Silbermonddruide nur wenig später, brachte ihm allerdings nichts, denn seine momentane Situation benötigte keine Vampire.
    Sie war auch so bedrohlich genug.
    Gryf schätzte, dass ihn sein Paniksprung nur wenige Kilometer von der Bucht entfernt hatte, aber in seiner Lage war er von einer Rettung so weit entfernt, als stünde er auf der dunklen Seite des Mondes.
    Er sah nichts außer Schnee und Eis.
    Wenn es irgendwo Felsen gab, zwischen denen er sich zumindest vor dem schneidenden Wind schützen konnte, so blieben sie ihm hinter der undurchdringbaren grauen Wand verborgen.
    Gryf hatte nicht mehr genügend Kraft für einen Sprung, musste sich ausruhen. Schon ein oder zwei Stunden Schlaf hätten genügt, um ihn, wenn er gewollt hätte, bis nach Frankreich springen zu lassen oder direkt zu Zamorra, egal, wo der sich befand.
    Aber in seiner Situation konnte er nicht, durfte er nicht schlafen. Wenn er sich in den Schnee legte, würde er sterben.
    Wenigstens werde ich nicht verdursten, dachte der Druide sarkastisch.
    Er blieb noch einen Moment lang unentschlossen stehen, dann ging er los. Er wusste nicht, ob sein Weg ihn zu den Felsen oder vielleicht sogar zu einem Haus führen würde.
    Er ging, weil es nichts gab, was er sonst tun konnte.
    Aber schon jetzt, nach der kurzen Zeit auf der ungeschützten Ebene, spürte er, wie die Kälte durch seine Kleidung drang und sich wie eine Säure in seinen Körper fraß.
    Gryf senkte den Kopf, steckte die Hände in die Taschen und ging weiter - dem Erfrierungstod entgegen.
    ***
    Sergeant Tagak trank einen Schluck Kaffee und sah hinaus in die wirbelnden Schneemassen. Vor etwa einer Stunde hatten seine Hände aufgehört zu zittern.

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