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0696 - Horror aus dem Eis

0696 - Horror aus dem Eis

Titel: 0696 - Horror aus dem Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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neben ihr stand, drehte sich nach seinem Gewehr um, aber sie stoppte ihn mit einer Handbewegung.
    »Nein, Hank, du bleibst hier und bewachst den Hong Shi. Verteidige ihn mit deinem Leben, wenn es sein muss.«
    Er nickte. »Ja, Joamie.«
    Mit langen Schritten ging die Tulis-Yon dem Ausgang entgegen. Kurz bevor sie ihn erreichte, drehte sie sich zu Zamorra um.
    »Fürchte dich nicht«, sagte sie beinahe sanft. »Ich werde hier sein, wenn du aus dem Todesschlaf erwachst. Möge Kuang-shi mit uns allen sein.«
    Zamorra vergaß die Arbeit an seinen Fesseln.
    Kuang-shi?
    ***
    El Paso, Texas, unter winterlich warmem Smog-Himmel: Ty Seneca setzte sich auf Rhet Rikers Schreibtischkante.
    »Ein Problem gibt es da allerdings noch«, sagte er.
    »Ich lausche.«
    »So einfach der finanzielle Teil der Übernahme auch geworden sein mag - ich glaube Ihnen da gern, Rhet -, so schwierig wird es, das alles in der Praxis durchzuziehen.«
    »Wo ist die Schwierigkeit?«
    »Halten Sie einen Mann wie Carsten Möbius für dumm?«, fragte Seneca etwas schroff. »Selbst wenn er selbst es nicht tut - seine Mitarbeiter beobachten den Markt! Sie werden bereits erkannt haben, dass Tendyke Industries schrumpft, dass Sie Tochterfirmen abgestoßen haben! Und dank seines auch von mir hoch geschätzten Freundes Zamorra weiß Möbius natürlich längst, dass wir eine feindliche Übernahme planen! Er wird also zwei und zwei zusammenzählen…«
    »… und auf drei kommen«, unterbrach Riker seinen Boss.
    Ihm war weder entgangen, dass Seneca ihn personalisiert hatte, als er vom Abstoßen der Tochterfirmen gesprochen hatte, noch dass der Abenteurer das Wort hoch geschätzten mit einem spöttischen Beiklang unterlegt hatte.
    Auch das war früher anders gewesen. Da waren Tendyke und Zamorra sehr gute Freunde gewesen, die eine Menge gemeinsam erlebt und durchkämpft hatten. Ebenso natürlich, wie Zamorra mit Möbius sehr gut befreundet war… der französische Dämonenjäger stand jetzt praktisch zwischen den Fronten; für ihn gab es nur zwei Möglichkeiten: sich völlig rauszuhalten und zuzusehen, wie seine beiden Freunde sich gegenseitig zermalmten, oder regulierend einzugreifen.
    Wie Riker wusste, versuchte Zamorra Letzteres.
    Er hatte Möbius gewarnt, als er von dem Bruch des einstigen mündlich ausgehandelten ›Nichtangriffspakts‹ und der geplanten Übernahme erfahren hatte.
    Riker hatte damit gerechnet und es als Problem mit in die Planung einbezogen.
    Aber offenbar hatte Möbius bis heute noch keine Anstrengungen unternommen, seinen Konzern gegen diese Übernahme zu wappnen.
    Zumindest deutete nichts, was die tendyke’sche Industriespionage bisher zu Tage gebracht hatte, darauf hin.
    Seneca starrte Riker düster an.
    »Wie meinen Sie das?«
    »Man wird annehmen, dass wir die Tochterfirmen verkauft haben, um Verluste zu vermeiden«, sagte er. »Immerhin kam das Wahlfiasko nur wenige Stunden nach den Vertragsabschlüssen, wir konnten gerade noch rechtzeitig verkaufen. Man wird allenfalls vermuten, dass ich eine irrsinnig gute Spürnase für solche Dinge habe. Ty, es geschah fast zeitgleich! Die Möbius-Leute mögen zwar Verdacht schöpfen, aber sie werden es nicht hundertprozentig rekonstruieren können. Selbst wenn sie die Verträge einsehen, bleiben Zweifel.«
    »So blauäugig kann Möbius gar nicht sein.«
    »Sie vergessen eines, Ty: Den Zamorra-Bonus! Ihr seid doch alle eine verschworene Clique, nicht wahr? Keiner schadet dem anderen, im Gegenteil, man hilft sich. Vielleicht wissen Sie es nicht, Boss, aber gerade das war der Grund, weshalb ich mit Carsten Möbius seinerzeit dieses Agreement aushandeln konnte, dass wir unsere Kreise nicht gegenseitig unnötig stören!«
    Seneca entging der lauernde Ausdruck, der sekundenlang in Rikers Augen lag.
    »Na schön, vielleicht gibt es diesen Zamorra-Bonus, wie Sie es nennen«, sagte er langsam.
    Riker lehnte sich wieder zurück, entspannte sich etwas. Er war froh, dass Tendyke - oder Seneca - nicht in der Lage war, Gedanken zu lesen.
    Es war eine Fangfrage gewesen.
    Damals hatte es sich genau andersherum abgespielt. Riker war gegen den von Zamorra ausgehandelten ›Waffenstillstand‹ gewesen, so wie er es heute noch war; deshalb kam ihm Senecas Übernahme-Absicht ja auch so entgegen.
    Entweder stimmte mit Senecas Erinnerung etwas nicht - oder er war ein Doppelgänger!
    Davon war Riker von diesem Moment an überzeugt.
    Einen Doppelgänger konnte er sich allerdings nur schlecht vorstellen. Niemand konnte

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