Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0699 - Schule des Satans

0699 - Schule des Satans

Titel: 0699 - Schule des Satans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
Vom Netzwerk:
erstklassige Heizung ließ die Regenkälte nicht ins Fahrzeuginnere dringen, und an das störend laute »wupp-wupp - wupp-wupp« der permanent arbeitenden Scheibenwischer hatten sie sich inzwischen gewöhnt, obgleich es neben dem Ticken der Borduhr praktisch das einzige Geräusch war, das im Fahrzeuginnern hörbar wurde. Von der bulligen Kraft des 6,7-Liter-Motors unter der endlos langen Haube war nichts zu vernehmen, und die Tankanzeige äußerte ihren Protest völlig lautlos, indem ihre Nadel tankwartfreundlich und schnell der Nullmarke zustrebte - rund fünfzig Liter Benzin auf hundert Meilen Strecke waren für diese einstige Krönung des Automobilbaus normal.
    Wenigstens lag das Ziel nur fast hundertachtzig Meilen, in Worten: zwei Tankstopps, von Lewellyn Castle entfernt.
    Es ist etwas abgelegen, hatte Norman Pearce am Telefon gesagt und Zamorra nahm sich vor, seinen alten Studienkollegen nach der Begrüßung zu fragen, wie genau er den Begriff »etwas abgelegen« definierte.
    Seit Stunden fuhren sie über sogenannte single track roads, schmale einspurige Straßen, die jedoch aus beiden Richtungen befahren wurden. Um das zu ermöglichen, hatten die Erbauer aller fünfhundert Meter Ausweichbuchten angelegt. Die Frage, wer zurücksetzen musste, wurde ebenso gestenreich wie freundlich diskutiert und endete meistens damit, dass beide Fahrer aus Höflichkeit den Rückwärtsgang einlegten, bevor man sich dann doch irgendwie einigte.
    Aber auch diese kurzen Begegnungen hatten seit rund zwei Stunden aufgehört. Es schien niemanden außer Zamorra und Nicole in dieser Gegend Schottlands zu geben.
    »Bist du wirklich sicher, dass wir uns nicht verfahren haben?«, fragte er.
    Nicole legte den Reiseführer beiseite und verglich die Karte mit der gefaxten Wegbeschreibung. »Sieht so aus. Wir sollen auf dieser Straße bleiben, bis wir auf der linken Seite ein Schild mit dem Hinweis William Wallace Public Boarding School for Boys sehen. Dem folgen wir dann.«
    Die William Wallace Public Boarding School war ein Internat, in dem Norman Pearce seit einigen Jahren als Geschichtslehrer arbeitete und das nur Jungen aufnahm.
    Zamorra hatte mit Norman in den USA studiert und seitdem den Kontakt gehalten. Man schrieb sich zu Weihnachten oder zu Geburtstagen. Normans Einladung nach Schottland war trotzdem eine Überraschung. Obwohl er am Telefon keine Andeutungen gemacht hatte, vermutete Zamorra, das mehr dahinter steckte als der Wunsch, über alte Zeiten zu plaudern.
    »Da ist es«, sagte Nicole und zeigte auf ein großes Metallschild mit verschnörkelten schwarzen Buchstaben und einem kompliziert aussehenden Wappen. »Dass so ein langer Name überhaupt auf ein Schild passt…«
    Zamorra bog in einen asphaltierten Weg, an dem ein zweites Schild vor unbefugtem Betreten warnte. Der Rolls-Royce rumpelte über eine hölzerne Brücke und kam vor einem Schlagbaum zum Stehen.
    Neben Zamorras Seitenscheibe stand ein schwarzer Kasten, der ihn an die Bestellaufnahme in Drive-in-Restaurants erinnerte. Darüber hing eine Überwachungskamera, die auf den Wagen gerichtet war. Auf der anderen Seite des Schlagbaums befand sich ein kleines Gebäude, dessen Fenster aus dünnen Schlitzen bestanden.
    Zamorra ließ die Fensterscheibe per Knopfdruck abwärts surren und zuckte vor dem eiskalten Regen zurück.
    »Halten Sie bitte Ihre Ausweise vor die Kamera und nennen Sie den Grund Ihres Besuchs«, verlangte eine Stimme aus dem schwarzen Kasten.
    Er kam der Aufforderung zögernd nach.
    »Einen Moment bitte«, sagte die Stimme.
    »Ist das eine Schule oder das Pentagon?«, fragte Nicole irritiert.
    Zamorra hob die Schultern. »Keine Ahnung, was das soll.«
    Hinter dem Schlagbaum konnte er eine hohe Mauer erkennen, deren Umrisse im Regen verschwanden. Scharf aussehende Metallspitzen ragten in den grauen Himmel.
    Die Tür des Pförtnerhauses öffnete sich. Ein großer Schwarzer, der eine graue Uniform trug, kam auf den Wagen zu und reichte zwei in Plastik eingeschweißte Karten durch das offene Fenster.
    »Tragen Sie die bitte während Ihres gesamten Aufenthalts«, sagte er mit starkem schottischen Akzent. »Sie können jetzt zum zweiten Tor Vorfahren. Schönen Tag noch.«
    Der Schlagbaum öffnete sich. Zamorra kurbelte die Scheibe hoch und fuhr weiter Die Straße endete an einem großen schmiedeeisernen Tor. Es war mit Überwachungskameras gespickt, als wäre es der Eingang zu einer Bank.
    Zamorra hielt die Besucherausweise, in die Kamera, woraufhin das Tor

Weitere Kostenlose Bücher