07 - Asche zu Asche
trennte, ungeniert knipsten.
»Haut ab, ihr Schweine«, schrie Jean. »Hier gibt's nichts zu fotografieren.« Sie schossen ungerührt weiter, ein Bild um das andere. Jean schlug sich mit der Faust auf die Hüfte. »Habt ihr mich nicht verstanden? Ich hab gesagt, ihr sollt abhauen!«
»Mrs. Fleming«, rief einer der Männer. »Die Polizei in Kent behauptet, das Feuer sei durch eine Zigarette verursacht worden. Hat Ihr Mann geraucht? Wir haben aus zuverlässiger Quelle gehört, daß er Nichtraucher gewesen sein soll. Können Sie das bestätigen? Können Sie uns einen Kommentar abgeben? War er allein in dem Haus in Kent?«
Jeans Gesicht wurde hart. »Ich hab euch nichts zu sagen«, schrie sie zurück.
»Wir haben gehört, daß in dem Haus eine Frau namens Gabriella Patten wohnte. Mrs. Hugh Patten. Ist Ihnen der Name bekannt? Möchten Sie dazu etwas sagen?«
»Ich habe eben erklärt, daß ich nichts -«
»Sind Ihre Kinder informiert? Wie haben sie die Nachricht aufgenommen?«
»Bleibt ja meinen Kindern vom Leib! Wenn ihr ihnen auch nur eine einzige Frage stellt, könnt ihr was erleben. Ist das klar?«
Barbara stieg die Stufe vor dem Haus hinauf und sagte fest:
»Mrs. Fleming -«
»Ich heiße Cooper. Cooper.«
»Natürlich. Entschuldigen Sie, Mrs. Cooper. Lassen Sie mich ins Haus. Dann können die Kerle keine Fragen mehr stellen, und die einzigen Fotos, die sie schießen können, werden ihre Redakteure nicht interessieren. Also? Kann ich reinkommen?«
»Sind die Ihnen hierher gefolgt? Ja? Wenn das nämlich so ist, ruf ich meinen Anwalt an und -«
»Sie waren schon hier.« Barbara bemühte sich um Geduld, während sie mit Unbehagen das Surren der elektronischen Kamera registrierte. Auf keinen Fall wollte sie dabei fotografiert werden, wie sie sich mit Brachialgewalt Zugang zum Haus der mutmaßlich gramgebeugten Witwe verschaffte. »Sie standen mit ihren Autos drüben in der Plevna Street. Hinter einem Lastwagen. Man konnte ihre Autos nicht sehen.« Automatisch fügte sie hinzu: »Tut mir leid.«
»Ach, Ihnen tut's leid?« sagte Jean verächtlich. »Und das soll ich Ihnen abnehmen? Ihnen allen tut doch überhaupt nichts leid.«
Aber sie trat von der Tür zurück und ließ Barbara ins Wohnzimmer des kleinen Reihenhauses. Sie schien gerade eine Art Hausputz zu veranstalten; auf dem Boden lagen mehrere große, schwarze Müllsäcke, teilweise gefüllt, und als sie diese mit dem Fuß zur Seite schob, so daß Barbara zu der schäbigen, alten Couchgarnitur durchgehen konnte, kam ein Muskelprotz von einem Mann mit drei übereinander gestapelten Kartons die Treppe herunter.
»Gut gemacht, Pook«, lobte er lachend. »Du hättest sagen sollen, wir hätten zuviel damit zu tun, unsere Rotztücher auszuwinden, um jetzt mit ihnen zu reden. Oh, bitte entschuldigen Sie vielmals, Frau Polizistin, ich kann jetzt nicht reden. Ich muß mich erst mal richtig ausheulen - huhuhu.« Er lachte wieder.
»Derrick«, sagte Jean. »Die Polizei ist hier.«
Der Mann senkte die Kartons. Er wirkte eher angriffslustig als verlegen darüber, daß er ins Fettnäpfchen getreten war. Er musterte Barbara mit Verblüffung, die sich schnell zu Verachtung wandelte. Na, das ist vielleicht eine Gewitterziege, sagte sein Blick. Barbara hielt ihm stand. Sie fixierte den Mann, bis er die Kartons in der Nähe der Küchentür auf den Boden absetzte.
Jean Cooper stellte ihn als ihren Bruder vor und sagte überflüssigerweise zu ihm: »Sie ist wegen Kenny hier.«
»So, so.« Er lehnte sich an die Wand, wobei er sein Gewicht ganz auf ein Bein verlagerte und das andere anwinkelte, so daß nur die Fußspitze den Boden berührte. Er hatte ungewöhnlich zierliche Füße für einen Mann seiner Größe, und sie wirkten noch kleiner durch die voluminöse purpurrote Hose, die in der Taille und an den Fußknöcheln mit Gummiband gerafft war und an das Beinkleid eines Haremswächters erinnerte. Sie schien extra angefertigt, um seinen gewaltigen Oberschenkeln Platz zu bieten. »Und wozu? Wenn Sie mich fragen, hat dieser aufgeblasene Angeber endlich gekriegt, was er verdient hat.«
Er richtete einen ausgestreckten Zeigefinger auf seine Schwester und winkelte den Daumen an, als wollte er feuern. Barbara hatte allerdings den Eindruck, daß diese Vorstellung vor allem ihr galt. »Ich hab's dir von Anfang an gesagt, Pook, du bist ohne den verdammten Wichser viel besser dran. Wenn du mich fragst -«
»Hast du alle Bücher von Kenny eingepackt, Der?« unterbrach seine
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