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07 - Asche zu Asche

07 - Asche zu Asche

Titel: 07 - Asche zu Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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der jagende Schlag seines Herzens nachlassen würde. Acht Jahre Training, acht Jahre des Was-tun-wenn hatten nicht genügt, seinen Körper so weit in Schach zu halten, daß er nicht beinahe auf katastrophale Weise demonstriert hätte, daß er sich vom Geist nicht befehlen ließ. Als Chris den Dienstausweis des Kriminalbeamten gesehen hatte, war ihm die Angst so in die Gedärme gefahren, daß er meinte, er würde es nicht einmal mehr bis zur Toilette schaffen, geschweige denn, eine ganze Vernehmung mit der angemessen unbekümmerten Miene absitzen zu können. Es war eben etwas ganz anderes, ob man plante, diskutierte oder sogar praktisch übte, indem dieses oder jenes Mitglied der Leitung die Rolle der Polizei spielte; oder ob es trotz all ihrer Vorsichtsmaßnahmen tatsächlich passierte und augenblicklich hundertundeine Vermutung über den möglichen Verräter auf einen einstürmten.
    Wenn er der Leitung vom Besuch des Kriminalbeamten erzählte, würde man dafür plädieren, die Einheit aufzulösen. Sie hatten das schon früher aus geringerem Grund getan. Er zweifelte daher nicht daran, daß sie so abstimmen würden. Ihn würden sie für ein halbes Jahr zu einem der unbedeutenderen Zweige der Organisation versetzen und sämtliche Mitglieder seiner Einheit anderen Kommandeuren unterstellen. Das war das Vernünftigste, was man tun konnte, wenn ein Sicherheitsrisiko bestand.
    Aber in diesem Fall konnte man ja eigentlich nicht von einem Sicherheitsrisiko sprechen. Der Beamte war zu Liv gekommen und nicht zu ihm. Sein Besuch hatte mit der Organisation überhaupt nichts zu tun. Es war reiner Zufall, daß sich die Ermittlungen in einem Mordfall und die Belange der Bewegung an diesem Punkt kreuzten. Wenn er sich still verhielte, nichts sagte und vor allem an seiner Story festhielte, würde das Interesse der Polizei an ihnen abflauen. Es nahm ja jetzt schon ab, nicht wahr? Hatte nicht der Inspector Livie von der Liste der Verdächtigen gestrichen, sobald er ihren körperlichen Zustand erkannt hatte? Aber ganz sicher doch. Er war schließlich kein Narr.
    Chris schlug sich mit der geballten Faust auf den Oberschenkel und ermahnte sich unwirsch, nicht ständig die Wahrheit zu verbiegen. Selbstverständlich mußte er den Besuch eines Kriminalbeamten von New Scotland Yard melden. Er mußte der Leitung die Entscheidung darüber überlassen, was zu tun war. Er konnte lediglich um Aufschub bitten und hoffen, sie würden seine achtjährige aktive Mitgliedschaft bei der Organisation und seinen fünfjährigen erfolgreichen Einsatz als Kommandeur der Sturmeinheit berücksichtigen, ehe sie abstimmten. Und wenn sie dafür sein sollten, die Einheit aufzulösen, war das nicht zu ändern. Er würde es überleben. Er und Amanda würden es gemeinsam überleben. Es wäre vielleicht sowieso das beste. Keine Heimlichkeiten mehr, kein So-tun-als-Ob mehr, als sei alles nur dienstlich, als seien sie nur Kommandeur und Soldat; nicht mehr die ständige Furcht, vor die Leitung zitiert zu werden, um nutzlose Erklärungen abzugeben und danach bestraft zu werden. Sie würden endlich relativ frei sein.
    Relativ. Denn Livie würde ja auch noch da sein.
    »Glaubst du, er hat's geschluckt, Chris?« Livs Worte klangen undeutlich wie immer, wenn sie zu schnell zuviel Kraft verbraucht und keine Zeit gehabt hatte, die Energie wiederzugewinnen, die nötig war, um ihrem Gehirn zu befehlen.
    »Was?«
    »Das mit der Party.«
    Er holte ein letztes Mal tief Luft und stieg dann die drei Stufen der steilen Treppe hinunter. Olivia lag wieder in ihrem Sessel. Die Gehhilfe stand an der Wand.
    »Die Geschichte ist wasserdicht«, erwiderte Chris, doch er sagte nicht, daß er Anrufe tätigen und um Gefälligkeiten würde bitten müssen, damit sie auch wirklich wasserdicht blieb.
    »Er wird nachprüfen, was du ihm erzählt hast.«
    »Wir haben immer gewußt, daß so was mal passieren könnte.«
    »Machst du dir Sorgen?«
    »Nein.«
    »Wer ist dein erster Zeuge?«
    Er sah sie ruhig an und sagte: »Ein gewisser Paul Beckstead. Ich hab dir schon von ihm erzählt. Er gehört zur Einheit. Er ist -«
    »Ja. Ich weiß.« Sie forderte ihn nicht auf, ins Detail zu gehen. Früher hätte sie das getan. Aber sie hatte ihre Versuche, ihn bei einer Ausrede zu ertappen, etwa zu der Zeit aufgegeben, als sie ihre erste Runde Arztbesuche absolviert hatte.
    Sie sahen einander an. Sie waren beide auf der Hut wie zwei Boxer, die einander taxierten. Nur würden bei ihnen die Schläge, wenn es dazu

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