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07 - Asche zu Asche

07 - Asche zu Asche

Titel: 07 - Asche zu Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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käme, das Herz treffen und nicht den Körper.
    Chris ging zu einer Schrankwand neben der Werkbank und nahm die Poster und Landkarten heraus, die er in aller Eile von der Wand gerissen hatte. Er hängte sie wieder auf: »Ihr sollt die Tiere lieben, nicht essen«; »Rettet den Beluga-Wal«; »Stündlich 125000 Todesfälle«; »Denn das, was dem Tier angetan wird, wird auch dem Menschen angetan werden: Alle Dinge sind miteinander verknüpft.«
    »Du hättest ihm die Wahrheit sagen können, Livie.« Er hängte eine Karte von Großbritannien auf, die nicht in Länder und Landkreise eingeteilt war, sondern durch horizontale und vertikale Linien in sogenannte Zonen. »Dann wärst du wenigstens aus dem Schneider gewesen.
    Ich habe die Party, aber du hast nichts, außer daß du ganz allein hier warst, und das sieht nicht besonders gut aus.«
    Sie antwortete nicht. Er hörte, wie sie auf die Armlehne ihres Sessels klopfte und mit der Zunge schnalzte, um Panda anzulocken, die sie, wie immer, ignorierte. Panda tat stets nur das, was Panda wollte. Sie war eine echte Katze, ließ sich nur locken, wenn es ihren eigenen Interessen diente.
    Chris sagte wieder: »Du hättest ihm die Wahrheit sagen können. Dann wärst du aus dem Rennen gewesen. Livie, warum -«
    »Und du wärst vielleicht richtig in die Klemme geraten. Hätte ich das tun sollen? Hättest du so was getan, wenn's um mich gegangen wäre?«
    Er drückte die Karte an die Wand, sah, daß sie schief hing, zog sie gerade. »Ich weiß nicht.«
    »Ach, tu doch nicht so.«
    »Wirklich. Ich weiß es nicht.«
    »Na schön, dafür weiß ich es.«
    Er drehte sich zu ihr um und schob seine Hände in die Taschen seiner Trainingshose. Unter ihrem vertrauensvollen Blick fühlte er sich wie ein aufgespießter Käfer. »Hör mal«, wehrte er ab, »stell mich hier nicht als Helden hin. Da wirst du früher oder später eine Enttäuschung erleben.«
    »Tja, das Leben ist voller Enttäuschungen, nicht?«
    Er schluckte. »Wie sind deine Beine?«
    »Na, Beine eben.«
    »Machte sich nicht gut, hm? Das war wirklich der dümmste Moment.«
    Sie lächelte mit finsterem Spott. »Wie bei einem Lügendetektor. Man stellt die Frage und schaut dann zu, wie der Delinquent sich windet. Dann holt man die Handschellen raus und verliest ihm seine Rechte.«
    Chris kam durch das Zimmer und setzte sich ihr gegenüber in einen Sessel. Er streckte seine Beine aus und berührte mit der Spitze seines Joggingschuhs die Kappe ihres schwarzen, dicksohligen Stiefels. Sie hatte sich zwei Paar davon gekauft, als sie noch geglaubt hatte, sie brauche nur eine solidere und stabilisierende Stütze für ihr Fußgewölbe.
    »Wir passen zusammen«, sagte er und stieß ihren Fuß mit den Zehenspitzen an.
    »Wieso?«
    »Ich hab mir draußen fast in die Hose gemacht, als ich sah, wer er war.«
    »Du? Nie im Leben. Das glaub ich nicht.«
    »Es ist aber wahr. Ich dachte, das war's jetzt.«
    »Ach, das passiert doch nie. Du bist viel zu gut, um geschnappt zu werden.«
    »Daß man mir auf die Schliche kommen wird, weil man mich auf frischer Tat ertappt, hab ich auch nie geglaubt.«
    »Nein? Wie dann?«
    »Durch so was wie diese Geschichte hier. Irgendwas total Abwegiges. Durch einen Zufall.« Er sah, daß ihr Schnürsenkel offen war, und neigte sich hinab, um ihn zu binden. Dann prüfte er auch den anderen, obwohl das nicht nötig gewesen wäre. Er zog ihre Socken hoch. Sie beugte sich vor und streichelte seine Wange.
    »Wenn es echt brenzlig wird, dann sag's ihm«, meinte er. Sie ließ abrupt ihre Hand fallen. Er sah hoch.
    »Hierher, Beans!« sagte sie zu dem Beagle, der mit den Vorderpfoten auf der Treppe stand. »Und du auch, Toast! Los, ihr beiden Unglücksraben. Chris, die wollen raus.
    Schau, daß die Tür zu ist, ja?«
    »Es wird vielleicht nicht anders gehen, Livie. Es kann ja sein, daß dich jemand gesehen hat. Aber wenn's hart auf hart geht, dann mußt du ihm die Wahrheit sagen.«
    »Meine Wahrheit geht ihn nichts an«, versetzte sie.

9
    »Ich hab schon in Kent mit der Polizei gesprochen«, sagte Jean Cooper prompt, als sie die Tür ihres Hauses in der Cardale Street öffnete und Barbara Havers' Dienstausweis sah. »Ich hab denen gesagt, daß es mein Mann ist. Und wer sind diese Kerle da überhaupt? Haben Sie die mitgebracht? Die waren vorhin noch nicht da.«
    »Reporter«, antwortete Barbara und drehte sich kurz nach den drei Fotografen um, die auf der anderen Seite der hüfthohen Hecke, die den Vorgarten von der Straße

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