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07 - Asche zu Asche

07 - Asche zu Asche

Titel: 07 - Asche zu Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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einem solchen Winkel am Fuß der Treppe? Man mußte um ihn herumgehen, um in die erste Etage hinaufsteigen zu können. Sein Standort legte nahe, daß man ihn von anderer, gewohnter Stelle dorthin geschoben hatte.
    Andererseits jedoch war der Raum voll mit weiteren Möbelstücken, von denen kein einziges Brandmale aufwies, die aber alle durch den Qualm verfärbt oder mit Ruß bedeckt waren. Neben dem Eßtisch und den vier dazugehörigen Stühlen standen rechts und links vom offenen Kamin ein altmodischer, geschnitzter Stuhl und ein zweiter Ohrensessel. An einer Wand fand sich ein Geschirrschrank, an einer anderen ein Tisch mit Karaffen, an einer dritten eine Kommode, auf der Porzellangegenstände zur Dekoration angeordnet waren. Und an allen Wänden hingen Gemälde und Drucke. Die Wände waren offensichtlich weiß gewesen. Eine war jetzt schwarz verrußt; die anderen wiesen variierende Grautöne auf. Ebenso wie die Spitzenvorhänge, die, schlaff und rußverkrustet, an ihren Stangen hingen.
    »Haben Sie den Teppich untersucht?« fragte Isabelle Sergeant Coffman. »Wenn der Sessel vorher anderswo gestanden hat, müßten wir irgendwo die Abdrücke der Beine finden. Vielleicht in einem anderen Raum?«
    »Eben«, erwiderte Coffman. »Schauen Sie sich das hier an.«
    Isabelle sagte: »Einen Moment noch« und stellte ihre Skizze fertig, indem sie in schraffierten Linien die Positionen der Verrußungen an der Wand eintrug. Danach strichelte sie einen Grundriß und bezeichnete die verschiedenen Komponenten - Möbel, offener Kamin, Fenster, Türen, Treppe. Und erst dann trat sie zu dem Brandherd. Hier fertigte sie eine dritte Skizze des Sessels selbst an, wobei sie insbesondere das charakteristische Brandbild vermerkte. Ganz normal.
    Ein Feuer, das sich an einer begrenzten Fläche entzündete, wie dieses hier, pflegte sich in Form eines Keils auszubreiten, mit dem Brandherd an der Spitze des Keils. Dieses Feuer hatte sich nicht anders verhalten. Auf der rechten Seite des Sessels, die mit der Treppe einen Winkel von fünfundvierzig Grad bildete, waren die Versengungen am stärksten. Das Feuer hatte zuerst geschwelt - wahrscheinlich mehrere Stunden lang -, sich durch Polsterung und Füllstoff hindurchgefressen und war dann nach oben, zum Sesselrahmen auf der rechten Seite, vorgedrungen, ehe es erloschen war. Und auf dieser rechten Seite breitete sich der Brandschaden vom Herd her in zwei Winkeln nach oben aus, der eine stumpf, der andere spitz, so daß sich etwa eine Keilformation ergab. Bei Isabelles erster, oberflächlicher Untersuchung wies nichts an dem Möbelstück auf Brandstiftung hin.
    »Das sieht nach einer glimmenden Zigarette aus, wenn Sie mich fragen«, bemerkte einer der beiden jungen Constables. Er wirkte genervt. Es war nach Mittag. Er war hungrig. Isabelle sah den Blick aus schmalen Augen, den Sergeant Coffman dem jungen Mann zuwarf. Er sagte klar und deutlich: »Aber es hat Sie niemand danach gefragt, stimmt's, Sonnenschein?«
    Er korrigiert hastig seinen Fehler und sagte: »Eines verstehe ich nicht - wieso ist nicht das ganze Haus abgebrannt?«
    »Waren die Fenster alle geschlossen?« wandte sich Isabelle an Sergeant Coffman.
    »Ja.«
    Über die Schulter hinweg erklärte Isabelle dem Constable:
    »Das Feuer in dem Sessel hat allen Sauerstoff aufgezehrt, der im Haus war. Danach ist es ausgegangen.«
    Sergeant Coffman kniete neben dem verkohlten Sessel nieder, und Isabelle gesellte sich zu ihr. Der Spannteppich war einfarbig - beige. Unter dem Sessel war er mit einer dichten Rußschicht bedeckt. Coffman wies auf drei schwache Abdrücke, jeder etwa sieben Zentimeter von je einem Stuhlbein entfernt. Sie sagte: »Das habe ich vorhin gemeint.«
    Isabelle holte eine Bürste aus ihrer Tasche. »Möglich, ja«, gab sie zu und fegte behutsam den Ruß aus der nächstliegenden kleinen Mulde und dann aus einer zweiten. Als sie die Abdrücke im Teppich alle gesäubert hatte, sah sie, daß diese ein regelmäßiges Bild ergaben: die genaue ursprüngliche Position, in der der Sessel früher gestanden hatte.
    »Sehen Sie. Er ist verstellt worden. Auf einem Bein gedreht.«
    Isabelle hockte sich auf ihre Fersen und studierte die Position des Sessels im Verhältnis zum Raum. »Es könnte jemand dagegen gestoßen sein.«
    »Aber glauben Sie denn nicht -«
    »Wir brauchen mehr.«
    Sie trat näher an den Sessel heran und untersuchte die Stelle, an der das Feuer sich entzündet hatte, eine verkohlte Wunde, die versengtes Füllmaterial

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