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07 - Asche zu Asche

07 - Asche zu Asche

Titel: 07 - Asche zu Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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ausblutete. Wie das bei Schwelfeuern der Fall zu sein pflegte, hatte der Sessel langsam gebrannt. Eine stetige Wolke giftigen Qualms war in die Höhe gestiegen, während ein glühendes Teilchen sich durch den Sesselbezug zur Füllung darunter durchgefressen hatte. Aber, und auch das war typisch für das Schwelfeuer, der Sessel war nur teilweise zerstört, weil aller vorhandener Sauerstoff bereits aufgezehrt war, als die ersten Flammen aufloderten, und das Feuer daher sogleich wieder erlosch.
    So war es Isabelle möglich, die verkohlte Wunde zu sondieren, indem sie vorsichtig den verbrannten Stoff zur Seite schob und dem Weg der Glut folgte, der auf der rechten Seite des Sessels in die Tiefe führte. Es war ein mühseliges Unterfangen, eine schweigend durchgeführte, konzentrierte Untersuchung jedes einzelnen Zentimeters beim Licht einer Taschenlampe, die Coffman ruhig über Isabelles Schulter hielt. Mehr als eine Viertelstunde verging, ehe Isabelle fand, was sie suchte.
    Mit der Pinzette zog sie ihren Fund heraus und musterte ihn mit Genugtuung, ehe sie ihn in die Höhe hielt.
    »Doch eine Zigarette.« Coffman war sichtlich enttäuscht.
    »Nein.« Im Gegensatz zu Coffman war Isabelle höchst zufrieden. »Es war eindeutig Brandstiftung.« Sie sah die beiden Constables an, die bei ihren Worten wach zu werden schienen.
    »Draußen muß alles abgesucht werden«, sagte sie. »Gehen Sie spiralenförmig vom Haus aus ans Ende des Grundstücks. Achten Sie auf Fuß- und Reifenabdrücke, Streichholzheftchen, Werkzeug, Behälter jeglicher Art, auf alles eben, was ungewöhnlich erscheint. Markieren Sie zuerst den Fundort. Dann fotografieren Sie und nehmen das Objekt mit. Verstanden?«
    »Ja, Madam«, antwortete der eine; »in Ordnung«, der andere. Sie trabten zur Küche und von dort aus hinaus.
    Coffman sah stirnrunzelnd auf den Zigarettenstummel, den Isabelle noch immer in der Hand hielt. »Das verstehe ich nicht«, sagte sie.
    Isabelle wies sie auf das regelmäßig verformte Papier der Zigarette hin.
    »Und?« fragte Coffman. »Für mich sieht es trotzdem wie eine Zigarette aus.«
    »Das war auch beabsichtigt. Kommen Sie näher mit dem Licht. Bleiben Sie möglichst vom Sessel weg. Gut. Genau da.«
    »Sie meinen, es ist gar keine Zigarette?« fragte Coffman, während Isabelle weitersuchte. »Es ist keine richtige Zigarette?«
    »Es ist eine, und doch ist es keine.«
    »Versteh ich nicht.«
    »Genau darauf spekulierte der Brandstifter.«
    »Aber -«
    »Wenn ich mich nicht irre - und wir werden schon in ein paar Minuten Gewißheit haben, weil der Sessel es uns verraten wird -, haben wir es hier mit einem primitiven Zeitzünder zu tun. Er läßt dem Brandstifter vier bis sieben Minuten Zeit zu verschwinden, ehe das Feuer ausbricht.«
    Coffman gestikulierte mit der Taschenlampe, als sie zum Sprechen ansetzte, besann sich, sagte: »Entschuldigung« und hielt die Lampe wieder still. »Wenn das zutrifft«, sagte sie, »wieso ist dann nicht der ganze Sessel in Flammen aufgegangen, als das Feuer tatsächlich ausbrach? Wäre das nicht das Ziel des Brandstifters gewesen? Ich weiß, die Fenster waren geschlossen, aber das Feuer hatte doch Zeit genug, sich vom Sessel zu den Vorhängen auszubreiten und dann die Wand hinauf, ehe der Sauerstoff ausging. Wieso ist das nicht geschehen?
    Wieso sind die Scheiben nicht von der Hitze zersprungen, so daß frische Luft ins Zimmer eindringen konnte? Wieso ist nicht das ganze verdammte Haus in Flammen aufgegangen?«
    Isabelle fuhr in ihrem vorsichtigen Sondieren fort. Es war etwa so, als nähme sie Bezug und Füllmaterial des Sessels Fädchen um Fädchen auseinander. »Sie sprechen von der Geschwindigkeit, mit der ein Feuer sich ausbreitet«, sagte sie.
    »Diese Geschwindigkeit hängt aber von allen möglichen Faktoren ab - von Bezugsstoff und Füllung des Sessels, von der Stärke der Zugluft im Raum; von der Webart des Stoffes; vom Alter des Füllmaterials, von seiner chemischen Behandlung, wenn es behandelt worden ist.« Sie befingerte eine Kante des versengten Stoffs. »Um diese Fragen beantworten zu können, müssen wir erst Tests machen. Aber eines steht für mich fest.«
    »Brandstiftung?« fragte Coffman. »Die nach Zufall aussehen soll?«
    »Ja, eindeutig.«
    Coffman sah zur Treppe, die hinter dem Sessel ins obere Stockwerk führte. »Na, das kann ja heiter werden.« Ihr Ton kündete von Unbehagen.
    »Tja, das ist bei Brandstiftung meistens so.« Isabelle zog aus den Tiefen des Sessels den

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